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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Taran heiser. »Geh schon, Schaman, quäl dich nicht.«
    Der Mechaniker zuckte zusammen, als ob er eine Ohrfeige bekommen hätte, sagte aber nichts. Er hatte seine Wahl bereits getroffen, der Wegführer hatte sie nur laut ausgesprochen.
    »Danke, Taran. Ich richte der Allianz aus, dass du deine Mission erfüllt hast. Immerhin sind wir bis Kronstadt gekommen …«
    Gleb verfolgte die Reaktion seines Meisters. Erwartete er etwa eine Wendung des Geschehens? Was sollte nun
werden? Wie oft noch sollten sie das Schicksal herausfordern? Seine Träume von einer sauberen Erde schwanden mit jedem Augenblick.
    »Lass uns nach Hause gehen, Junge.« Schamans schwere Hand legte sich auf Glebs Schulter.
    Der Junge zuckte zusammen, drehte sich bestürzt um und blickte auf seinen Meister.
    »Er bleibt.«
    »Hab Erbarmen, Taran. Der Junge krepiert doch hier völlig umsonst.«
    »Das geht dich nichts an. Verschwindet schon«, presste Taran bedrohlich hervor und richtete sein Gewehr auf die anderen Stalker.
    »Du bist doch krank im Kopf! Richtest dich selbst zugrunde und den Jungen noch dazu!«
    Der Stalker wartete, ohne sich zu rühren. Auf einmal aber senkte er das Gewehr, krümmte sich, als hätte er einen Schlag ins Zwerchfell erhalten, schnappte krampfhaft nach Luft – und fiel zu Boden. Die Atemmaske rutschte zur Seite, seine Augen verdrehten sich. Ein heftiger Krampf erfasste seinen Körper. Taran schüttelte sich und stöhnte auf.
    Ein Anfall, schoss es dem Jungen durch den Kopf. Gleb stürzte auf seinen Meister zu, öffnete im Laufen die Brusttasche, doch plötzlich versperrte ihm Ischkari den Weg.
    »Hilf mir, Schaman. Retten wir wenigstens diesen.«
    Der Mechaniker schien zu zögern. »Was ist mit Taran?«
    »Was soll schon mit ihm sein? Der kommt auch so wieder auf die Beine. Mach schon!«
    Gleb versuchte sich loszureißen, aber der Sektierer hielt ihn fest. Im nächsten Augenblick stand Schaman neben
ihm. Zu zweit hoben sie den sich sträubenden Jungen hoch und schleppten ihn zum Dock.
    »Dummkopf! Wirst uns später noch ›Danke‹ sagen!« Schaman blieb stehen und band Glebs Hände mit einer Schnur zusammen.
    Dann packten sie ihn erneut und brachten ihn zum Steg. Gleb warf den Kopf zurück und erblickte aus den Augenwinkeln die Gestalt seines Meisters, hingestreckt auf einer Betonplatte.
    »Taran! Taran!!«
    Vor den Augen des Jungen bewegten sich Schamans Stiefel, zunächst auf Asphalt, dann auf einem Holzsteg. Und dann kam der Schlag. In seinem Kopf dröhnte es, das Licht vor seinen Augen wurde trüb, und er hörte eine Stimme: »Pass doch auf, du hast ihn gegen die Brüstung geknallt!«
    »So beruhigt er sich wenigstens …«
    Dann war es, als ob man Watte in seine Ohren gestopft hätte. Die Stimmen entfernten sich. Gleb verlor das Bewusstsein.
     
     
    Licht strömte in pulsierenden Wellen von überallher auf ihn ein. Er blinzelte und bedeckte die Augen mit beiden Händen. Weißer Dunst füllte den gesamten Raum aus, umhüllte ihn mit betäubender Wärme. Irgendwo an der Grenze seiner Wahrnehmung hatte sich ein Schleier der Finsternis zusammengebraut, der darauf zu warten schien, dass sich der zögernde Besucher seinen Gemächern näherte.

    Vor ihm stand eine verschwommene Gestalt, die ihm winkte und ihn lockte. Geduldig wartete der Mann ab, blieb immer wieder stehen, wandte sich um und bewegte sich dann erneut vorwärts. Er begriff nicht, was diese ununterbrochene Bewegung bedeuten sollte, konnte sich aber diesem beharrlichen Lockruf nicht entziehen. Es schien, als habe er gar keine andere Möglichkeit, als dieser geisterhaften Silhouette zu folgen.
    Der Weg aus dem Licht endete abrupt. Er spürte mit einem Mal harten Boden unter den Füßen, und die rätselhafte Silhouette vor ihm nahm für einen Augenblick deutliche Umrisse an – als hätte jemand eine Linse scharfgestellt, doch dann verschwamm sie genauso schnell wieder. In diesem kurzen Moment hatte er in der schemenhaften Figur etwas Vertrautes erkannt: das sichere Auftreten, die bedächtigen Gesten. Wenn sich die Gestalt doch noch ein Mal umdrehte! Nur ein einziges Mal! Das würde ausreichen, um sie zu erkennen …
    »Vater?«
    Seine Stimme hallte an der verwischten Grenze zur Finsternis wider und verschwand in den Tiefen des vollkommenen Nichts.
    Nein. Aus einem unbestimmten Grund stieg in ihm die merkwürdige Gewissheit auf, dass es nicht jener war.
    »Wer sind Sie? Wie heißen Sie?«
    Der Unbekannte wandte sich nicht um, sondern löste sich spurlos in dem

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