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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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ist?«
    »Nichts ist nichts«, entgegnete sie und lachte leise.
    Ob sie ihn auf den Arm nahm oder ob ihre Anschauungen und Denkweisen einfach zu unterschiedlich waren, um sich bei diesem Thema verstehen zu können? Doch Martin konnte nicht länger darüber nachgrübeln oder weitere Fragen stellen. Am Horizont ging ein Licht auf und tauchte den Saal in gleißende Helligkeit. Der Kristallsarg zerlegte das Licht in sein Spektrum und zauberte die Farben des Regenbogens an die einzige undurchsichtige Wand hinter ihnen. Martin kniff die Augen zusammen, bis er sich daran erinnerte, dass er nach wie vor Goggles trug und sie endlich einmal vor die Augen schieben sollte. Die Szene, die sich im danach bot, war fantastisch.
    Sie trieben in ihrer Luftinsel hoch über der Eisebene dahin und eine der beiden Sonnenschwestern war gerade am Horizont aufgegangen. Auf der linken Seite war der Graben von Stonehenge zu sehen und auf der rechten eine dunkle Wolkenwand, in der immer wieder Blitze aufzuckten. Erst jetzt erkannte Martin, dass nicht nur drei Wände des Saals durchsichtig waren, sondern auch das kuppelförmige Dach. Als er nach oben blickte, sah er die bauchige, graue Unterseite einer hohen Wolkendecke.
    »Wir sind davongeflogen, einfach davon«, stieß er hervor. »Die Insel hat sich losgerissen.«
    Eliane sagte nichts darauf. Sie trat an die durchsichtige Frontwand und studierte die Eiswüste unter der Insel.
    »Wir müssen hier raus«, sagte Martin.
    Da wandte sie sich zu ihm um und entgegnete:
    »Hier drin sind wir sicherer als draußen.«
    »Aber wir steigen immer höher und höher und der Sturmwind treibt uns weit hinaus in die Eiswüste. Wir stürzen ab!«
    Eliane ließ ihr typisches Lachen hören.
    »Du bist komisch. Solange wir steigen, stürzen wir nicht ab. Es ist viel besser, hier drin zu sein, als in einer Kiste unter zwei Vogelschwingen. Du erinnerst dich doch sicher an unseren Flug und die anschließende Bruchlandung bei Fort Watt?«
    »Ja, klar, wie könnte ich das vergessen? Wie hat sich die Insel nur aus ihrer Verankerung reißen können? Habe ich das verursacht, als ich die Granate in den Korridor warf?«
    Eliane lachte wieder.
    »Sorge dich nicht. Du bist vermutlich unschuldig. Ich denke, dass der Tod der drei Hohen Räte den Abflug ausgelöst hat.«
    »Aber wieso denn? Das verstehe ich nicht.«
    »Vielleicht war es einfach so vorgesehen. Nach dem Tod des letzten Rates sollte die Luftinsel verschwinden.«
    »Um Spuren zu verwischen? Damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt? Aber was tun wir jetzt? Wie können wir Stonehenge vor der drohenden Gefahr warnen?«
    In diesem Moment tauchte die Luftinsel in die Wolkenschicht über ihnen ein. Grauer Nebel wirbelte vor den durchsichtigen Wänden und ein Zittern lief durch das riesige Gefährt.
    »Wir hören nicht auf, zu steigen. Wenn das so weitergeht, werden die Gashüllen platzen.« Martin war beunruhigt. »Wäre es nicht besser, nach einem Fluchtfahrzeug zu suchen? Es muss doch irgendwo eine Möglichkeit geben, sich in einem solchen Fall von der Luftinsel abzusetzen.«
    »Wenn der Hohe Rat tot ist, besteht dazu keine Notwendigkeit.«
    Kaum hatte Eliane fertiggesprochen, bäumte sich der Boden unter ihren Füßen auf, und sie verloren beide den Halt. Martin vollführte einen unfreiwilligen Luftsprung und landete bäuchlings auf dem Tisch, Eliane ruderte mit ihren Armen, bevor auch sie zu Boden geworfen wurde. Die Luftinsel war bei ihrer Steigfahrt gegen ein Hindernis geprallt.
    »Das ist vermutlich die Grenzschicht, die uns nicht durchlässt«, sagte Eliane.
    »Eine Grenzschicht? Das fühlte sich aber nach einem festen Hindernis an.«
    »Erinnerst du dich an unseren Steigflug mit dem Gleiter in der Wolke? Wir sind damals dieser Grenze recht nahe gekommen. Es ist die Grenze zum Æther. Man kann sie nur mit einem Ætherschiff überwinden.«
    Martin schüttelte den Kopf. Er glaubte nicht an ihre Erklärung. Gespannt beobachtete er das gläserne Kuppeldach über dem Saal. Doch außer grauen Wolkenfetzen gab es nichts zu sehen.
    Plötzlich ging wieder ein Ruck durch die Luftinsel. Sie schwankte kaum merklich. Ob sie sich vom Hindernis gelöst hatte?
    »Wir sinken wieder«, stellte Eliane fest. »Vielleicht wurden die Gashüllen beschädigt.«
    »Das wäre dann die dritte Bruchlandung auf diesem Planeten«, murmelte Martin. »Beherrscht hier eigentlich niemand normale Landungen?«
     

 
    EIN UNERWARTETER BESUCH
     
    Die Luftinsel war wieder unter die graue

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