Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
Vom Netzwerk:
Wolkenschicht gesunken. Martin und Eliane mussten feststellen, dass sich die Wetterbedingungen in der Zwischenzeit verschlechtert hatten. Die dunkle Wolkenwand war bedrohlich näher gerückt und hatte die Sonnen verschwinden lassen. Der Sturmwind hatte zugelegt und die Luftinsel schlingerte so stark, dass sich Martin wieder in einen der Sessel setzen musste, um nicht umzufallen. Eliane hielt sich am Tisch fest und beobachtete aufmerksam das Geschehen jenseits der Glaswände.
    »Wenn wir abstürzen, sitzen wir an vorderster Front«, bemerkte Martin. »Dieses Glashaus, in dem wir sitzen, befindet sich zuvorderst an der Luftinsel.«
    »Es gibt bei dieser Insel kein vorne und kein hinten«, entgegnete Eliane. »Sie ist nicht als Luftschiff konzipiert worden.«
    In der Tat schienen sie aus ihrer Sicht seitwärts auf die dunkle Wolkenwand zuzutreiben. Martin hoffte, dass sich die Insel in ihrem Flug noch weiter drehen würde und sie somit weniger exponiert wären.
    »Wir werden uns vor der Landung ein sicheres Plätzchen suchen«, versuchte Eliane Martin zu beruhigen.
    Das Schlingern wurde jetzt so stark, dass sich auch Eliane setzen und an den Sessellehnen festhalten musste. Jetzt stand nur noch der Sarg mit der Kommandantin aufrecht neben dem Tisch. Martin ließ sie nicht aus dem Blick und er fragte sich, wie die Leiche konserviert worden war. Von einer Einbalsamierung oder anderweitigen Präparierung war nichts zu sehen. Vermutlich wurde der Sarg gekühlt, das hätte auch die Eiskristalle auf dem Gesicht der Frau erklärt, als sich der Sarg geöffnet hatte.
    Wie er gehofft hatte, begann sich die Luftinsel zu drehen und die dunkle Wand geriet aus dem Sichtfeld.
    »Wir sitzen jetzt hinten«, stellte Martin fest. »Hoffentlich bleibt es bis zur Landung dabei.«
    In der Zwischenzeit waren sie weiter abgesunken, doch die Höhe über Grund war nur schwer abzuschätzen. Es fehlte in der weißen Einöde an Anhaltspunkten.
    Die Luftinsel sank nun schnell, offenbar verlor sie immer mehr Gas. Nun konnten sie auch die Dünenstruktur der Eisebene unter sich erkennen und sehen, mit welch enormer Geschwindigkeit der Sturmwind sie vor sich her trieb.
    »Sollten wir nicht gleichwohl hier raus und ins Innere der Insel gehen?«, fragte Martin.
    »Dazu ist es zu spät, und ich schätze, dass dieser Ort hier so gut ist wie jeder andere in der Insel.«
    Sie waren jetzt so tief, dass sie jeden Augenblick die Dünenkämme streifen mussten. Vielleicht würde sie das ein wenig abbremsen, hoffte Martin. Er wandte den Kopf und sah zur toten Kommandantin in ihrem gläsernen Sarg. Umspielte nicht ein feines Lächeln ihre Lippen, das vorher nicht da gewesen war? Er wollte Eliane darauf aufmerksam machen, doch da touchierte die Insel den ersten Dünenkamm. Ein leichtes Zittern lief durch das riesige Gefährt und sie sahen, wie die Insel eine Wolke aus Schnee aufwirbelte und hinter sich herzog. Dann wurde das Zittern zu einem Rütteln und jenseits der Glaswände war nichts mehr als eine weiße Wand zu sehen. Gleichzeitig hörten sie ein Rauschen, das immer stärker wurde, dazwischen ein Ächzen und Stöhnen wie von einem lebendigen Wesen. Sie mussten sich jetzt an die Lehnen klammern, um nicht aus ihren Sitzen zu fliegen, und Martin stemmte seine Beine mit aller Kraft gegen den Tisch. Die Insel wurde rabiat abgebremst. Es knackte und knisterte in ihrem Innern und sie hörten, wie schwere Gegenstände umgeworfen wurden und irgendwo aufprallten. Glas splitterte und eine Sirene begann zu heulen, um gleich darauf wieder zu verstummen. Dann hob sich der Boden unter ihren Sesseln und mit einem ohrenbetäubenden Lärm zersplitterten die drei Glaswände. Nur die Kuppel über ihnen hielt stand. Der gläserne Sarg kippte aus seiner Verankerung und knallte auf den Boden. Dann verstummten die Geräusche aus dem Innern und wurden vom Heulen des Sturms abgelöst, der nun eine Wolke Schneekörner zu ihnen hineinblies. Die Luftinsel war zur Ruhe gekommen.
    »Wir sind gelandet«, stellte Martin unnötigerweise fest.
    »Raus hier«, sagte Eliane und erhob sich aus ihrem Sitz. »Es wird nicht lange dauern und dieser Saal wir mit Schnee gefüllt sein.«
    »Was machen wir mit der Kommandantin?«, fragte Martin, der ebenfalls aufgestanden war, und deutete auf den Sarg am Boden. Er schien unbeschädigt zu sein.
    Eliane schaute ihn verständnislos an.
    »Was willst du mit einer Toten?«
    »Wir könnten sie mitnehmen und irgendwo in Sicherheit bringen.«
    Eliane schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher