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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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bewerkstelligen. Dazu musste man mindestens über eine Signalverstärkung und Verarbeitung mittels Vakuumröhren verfügen. Auch Eliane schien Ähnliches noch nie gesehen zu haben. Fasziniert starrte sie auf die runden Schirme.
    »Eine faszinierende Optik«, stellte sie fest und Martin begriff, dass sie von der Annahme ausging, die Bilder würden in Lichtleitern mit Prismen zu den runden ‚Fenstern‘ gelangen. Wieso eigentlich nicht, dachte er und zuckte die Schultern. Doch dann schüttelte er den Kopf und brummte: »Dazu sind die Bilder viel zu hell.«
    Die Kommandantin war stehen geblieben und studierte aufmerksam die Bildschirme. Ab und zu drehte sie an einem Stellrad oder betätigte einen Schalter, worauf sich das Bild vergrößerte oder sonst wie veränderte.
    »Die Schäden sind nicht besonders schlimm«, sagte sie, »wir sind ziemlich weich gelandet. Doch die oberen Gastanks sind leckgeschlagen.«
    »Können wir sie wieder auffüllen? Haben Sie eine Anlage zur Gaserzeugung an Bord?«, wollte Martin wissen.
    »Leider nein. Die Insel verwendet keinen Heißdampf, sondern Wasserstoff. Der wurde ihr kontinuierlich über die Verankerungsstränge zugefügt, um die Diffusionsverluste zu ersetzen.«
    »Dann wären wir früher oder später sowieso runter gekommen, auch ohne ein Leck?«
    »Ja, aber vielleicht auf der anderen Seite von Tiffany.« Sie lächelte. Doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, als sie einen der Bildschirme betrachtete. Darauf waren schemenhafte Bewegungen zu erkennen.
    »Wir bekommen Besuch«, sagte sie.
    »Besuch!« Eliane war alarmiert. »Sind es Piraten?« Sie trat näher an den Schirm, den die Kommandantin beobachtete.
    »Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, aber wir sollten zu unserer Sicherheit und zur Verteidigung der Insel Vorkehrungen treffen.« Rasch betätigte sie einige Schalter und Räder. Mit einem leisen Summen schob sich eine Stahlplatte vor den Eingang der Sicherheitszentrale. Auch auf einigen der Bildschirme waren ähnliche Szenen zu beobachten. Die Insel schottete sich ab.
    »Gibt es in diesem Raum Waffen, Milady?«, fragte Eliane
    »Natürlich, Lady Eliane. Im angrenzenden Raum finden Sie alles, was man braucht, um sich gegen ungebetene Besucher zu wehren. Doch zuerst sollten wir herausfinden, wer uns da seinen Besuch abstattet.«
    »Wir sind hier gestrandet, nicht wahr? Wir kommen aus eigenem Antrieb nicht mehr weg?«, fragte Martin.
    »So ist es, mein Herr. Aber auch Gas würde uns nichts nützen. Die Insel ist nicht als Luftschiff konstruiert worden, sie verfügt über keinen Antrieb. Wenn wir uns wieder in die Lüfte erheben könnten, würde der Wind uns über die eisigen Ebenen von Tiffany treiben, ohne dass wir den Kurs beeinflussen könnten. Diese Insel ist verloren, Stonehenge braucht eine neue. Das ist meine Aufgabe.«
    Martin fiel es wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Die Kommandantin war erwacht, um eine neue Luftinsel für Stonehenge zu bauen und zu installieren. Wahrscheinlich wäre das auch geschehen, ohne dass er einen einzigen Schalter auf der Armlehne seines Sessels berührt hätte. Martha von Tromsø war dafür vorgesehen. Man hatte sie konserviert, um sie wieder aufzuwecken, wenn man sie brauchen würde. Doch so einleuchtend ihm die Erklärung im Moment schien, sie ließ einige Fragen unbeantwortet. Wer waren die ursprünglichen Erbauer der Insel, die ein solches Ereignis vorausgesehen hatten, und wer waren die drei mechanischen Hohen Räte gewesen, die von den Federspinnen außer Betrieb gesetzt worden waren? Und wieso glich Martha der Kommandantin von Fort Tesla wie ein Ei dem anderen? Martin wurde von einem Ausruf Elianes aus seinen Gedanken gerissen.
    »Thomas«, rief sie und deutete auf einen der Schirme. »Einer unserer Besucher ist Thomas!«
    »Thomas, der Bruchpilot und Sklavenhändler?«, staunte Martin.
    »Genau der. Aber wie kommt er hierher?«
    »Sie kennen den Gentleman?«, fragte die Kommandantin. »Ist er von Stonehenge?«
    »Nein, wir kennen ihn von Stahldorf. Das heißt, wir haben ihn dort getroffen.«
    Thomas war jetzt auf einem der runden Schirme gut zu sehen. Er hatte sich offenbar Zugang zur Insel verschafft und bewegte sich vorsichtig durch einen Korridor auf der untersten Ebene. Martin erinnerte sich, dort durchgekommen zu sein, als sie mit Alexandras Luftschiff angelegt hatten.
    »Sollen wir rausgehen und mit ihm reden?«, fragte er.
    »Nein, das wäre unvorsichtig«, meinte die Kommandantin, »wir werden

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