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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Sie war nicht mehr die Isabelle, die er gekannt hatte. Vielleicht stand sie unter dem Einfluss einer dunklen Macht, schoss es ihm durch den Kopf.
    »Der Läufer bleibt ausgeschaltet, er ist viel zu gefährlich. Er ist ein Mikromechanischer und wer weiß, was für Tricks er auf Lager hat.« Dann wandte sie sich an die drei Mechanischen hinter ihr: »Werft ihn aus dem Express, samt dem Läufer.«
    Martin war wie betäubt. Isabelle wollte ihn seinem Schicksal überlassen. In einem deaktivierten Läufer war er mit seinen kaputten Beinen dem Tod geweiht.
    »Du willst mich da draußen sterben lassen?« Er schaute sie entgeistert an.
    »Verdammt nochmal, nein«, fauchte sie ihn an. »Aber wenn du hier bleibst, wirst du sterben. Ich gebe dir eine Chance zu überleben, das ist alles, was ich noch für dich tun kann.«
    Zwei der Mechanischen setzten sich in Bewegung und kamen auf ihn zu. Doch plötzlich zuckte ein giftgrüner Strahl durch den Waggon und bohrte sich in einen der Mechanischen. Dampf schoss aus seinem Kopf und er drehte sich wie eine Schraube, bevor er umkippte. Isabelle wirbelte herum und die zwei restlichen Mechanischen ebenfalls. Ein zweiter Strahl traf einen weiteren Mechanischen in den Kopf. Zahnräder flogen in alle Richtungen davon. Der Schütze war nicht auszumachen, offenbar hielt er sich hinter einem der umgekippten Tische verborgen. Isabelle und der verbliebene Mechanische feuerten nun ebenfalls. Die Strahlen ihrer Ætherwaffen fuhren in das Durcheinander von umgestürztem Mobiliar. Doch sie schienen die genaue Position des Schützen noch nicht ausgemacht zu haben. War es Morpheus? Hatte er die Explosion überlebt?
    Da senkte sich der Helm plötzlich wieder über seinen Kopf. Offenbar hatte sich der Läufer selbst wieder aktiviert. Martin schielte zum mechanischen Kellner, der neben ihm stand. Auch er schoss mit seiner Ætherpistole in das Mobiliar am anderen Waggonende. Doch plötzlich schoss ein Greifarm des Läufers auf ihn zu und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Sie flog über die Bartheke und landete auf dem Teppich.
    »Die Gelegenheit war günstig«, hörte er die Stimme des Mikromechanischen. »Allerdings musste ich die Kontrolle übernehmen. Der große Lulatsch hat sich tatsächlich abgestellt.«
    Martin sah, wie es den letzten Mechanischen erwischte. Der grüne Strahl fuhr mitten durch seinen Kopf und endete dann in der Decke des Speisewagens. Ein Funkenregen schoss aus dem kuppelförmigen Blechmann.
    Auf der Innenseite von Martins Helmvisier entstand plötzlich ein Fadenkreuz. Es bewegte sich im Einklang mit seinen Augen und richtete sich genau auf den Punkt, auf den er gerade blickte.
    »Bordwaffe schussbereit«, hörte er den Mikromechanischen in seinem Kopf. »Weiß der Weltraumgeist, wieso der Lulatsch die nicht schon längst aktiviert hat.«
    »Nein!«, rief Martin. »Ich will nicht schießen!« Fassungslos blickte er auf Isabelle, die irritiert herumfuhr und die Waffe auf ihn richtete. Plötzlich schien die Zeit stillzustehen. Er sah mit Entsetzen, wie sich ihr Finger um den Abzug krümmte. Da stach wiederum ein grüner Strahl durch den Waggon und fuhr Isabelle in den Rücken. Er trat vorne wieder aus und bohrte sich neben Martin in die Bar. Ungläubig starrte er auf das Loch in Isabelles Brust und erwartete, dass Blut hervorschießen zu sehen. Doch nur ein Schwaden grünen Rauchs drang aus der Brust seiner Stiefmutter, bevor sie steif seitwärts in den Teppich kippte.
    Aus dem Gewirr von Tischen und Stühlen erhob sich eine Gestalt und kam auf ihn zu.
    »Tut mir leid«, sagte Thomas, »ich hatte keine andere Wahl.«
    »… du hast meine Mutter umgebracht«, stieß Martin hervor. »Du hast sie erschossen!«
    Eine Welle voller Zorn überschwemmte ihn. Thomas hatte Isabelle einfach in den Rücken geschossen. Er hatte den einzigen Menschen umgebracht, dem er vertraut hatte, den er geliebt hatte.
    »Ich konnte nicht anders, Isabelle war nicht mehr sie selbst. Sieh doch, sie blutet nicht einmal, sie ist wie eine Mechanische.«
    »Du hast sie umgebracht, hinterrücks ermordet, sie hat mich von der Erde hierher begleitet, der einzige Mensch, die einzige Verbindung zur Heimat. Ich habe sie geliebt, ja ich habe sie geliebt …«
    »Hör auf, Martin, du redest wirres Zeug.«
    »Erschieß ihn«, forderte Martin von Sinnen. »Schieß, verdammter Roboter, schieß endlich!«, Er versuchte Thomas mit seinem Blick zu durchbohren, das Fadenkreuz im Helmvisier auf seinen Kopf geheftet. Doch nichts

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