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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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erstreckte. Schneefreies Land mit vielen kleinen Büschen und dazwischen immer wieder größere und kleinere Gesteinsbrocken. Welch ein Gegensatz zu den eisigen Wüsten in den höheren Breiten. Orb lag nahe am Äquator, wie er gelernt hatte. Mit Ausnahme der Gräben und Kessel war die Oberfläche des Planeten nur am Äquator frei von Eis und Schnee. Doch auch hier wehte ein kräftiger Wind, wie Martin feststellen musste. Der Läufer hatte nicht vergebens am Geländer angedockt.
    Der Schlepper begann zu schaukeln und Morpheus hatte alle Hände voll zu tun, um die Maschine auf Kurs und sich selbst auf den Beinen zu halten.
    »Mylord, Sie sollten den Kreisel einschalten«, dröhnte Martins Läufer. Diesmal kamen seine Worte offenbar aus einem Lausprecher. »Der Hebel ganz unten rechts.«
    »Danke, Läufer«, entgegnete Morpheus. Langsam begann sich der Schlepper zu stabilisieren. »Hoffentlich reicht der Wasservorrat für die Strecke. Der Dampfstrahlantrieb ist nicht sehr effizient.«
    Nachdem der Schlepper einige kleine Seen überquert hatte, kam eine dunkle Linie in Sicht, die sich schnurgerade durch die Landschaft zog. Sie fuhren fast parallel zu ihr und näherten sich nur langsam.
    »Das Trassee des Eisexpresses«, erklärte der Mikromechanische.
    »Wie können wir ihn aufhalten?«, fragte Martin den Läufer.
    »Morpheus wird sich was einfallen lassen. Doch einfach wird es auf keinen Fall.«
    Martin wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Vielleicht lag es an den Medikamenten, die ihm Lady Cecilia gegeben hatte, dass ihm jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen war. Sie fuhren bereits dicht neben der Expresslinie, die nur aus einer einzigen Stahlschiene bestand, die auf meterhohen Sockeln montiert war, als in der Ferne ein dunkler Punkt auftauchte.
    »Der Eisexpress«, sagte Morpheus und bremste den Schlepper bis zum Stillstand ab. Langsam drehte sich die Maschine um hundertachtzig Grad. Als ihre Schnauze in Richtung Orb zeigte, begann sie wieder zu beschleunigen.
    »Wir werden den Express entern«, erklärte Morpheus, »sobald wir unsere Geschwindigkeit angeglichen haben.«
    »Da bin ich aber gespannt«, sprach die Stimme des Mikromechanischen in Martins Kopf. »Der Eisexpress ist viel schneller als unsere Klapperbüchse mit ihrem Dampfstrahlantrieb.«
    Der kleine schwarze Punkt, der sich nun von der Rückseite näherte, war inzwischen angewachsen und Martin konnte bereits die Umrisse einer riesigen Lokomotive erkennen, die eine gewaltige Dampfwolke in die Luft stieß. In der Tat näherte sich der Express rasend schnell. Seine Frontpartie war keilförmig und sah aus wie ein riesiger Pflug. Auch der Rest der Lokomotive war stromlinienförmig gebaut. Der Steuerstand duckte sich hinter dem mächtigen, verkleideten Kessel. Nirgendwo gab es vorspringende Anbauten. Die Schiene verschwand in einer passgenauen Öffnung in der keilförmigen Schnauze, sodass es aussah, als würde die Lok die Schiene fressen.
    Als die mächtige Lokomotive herandonnerte, positionierten sich Morpheus Begleiter am Geländer, als wollten sie sich bereit machen, um Enterhaken zu werfen. Doch in ihren behandschuhten Fingern hielten sie keine Haken mit Leinen, sondern kleine runde Granaten.
    »Das scheint mir keine gute Idee«, sagte Martin. »Wenn sie den Eisexpress zerbomben, ist die Verbindung nach Victoria unterbrochen. Da hätten sie ja genauso gut die Schiene sprengen können.«
    »Der Eisexpress ist sehr robust. Er muss sich ja Tausende von Meilen durch Schnee und Eis pflügen. Die Granaten werden ihn kaum beeindrucken«, entgegnete der Mikromechanische. »Morpheus wird schon mehr tun müssen.«
    Der Express war schneller heran, als Martin gedacht hatte. Ein gewaltiger Windstoß drückte den Schlepper zur Seite und ließ ihn schwanken. Die beiden Geheimdienstler mit den Granaten stürzten und konnten sich nur mit Mühe am Geländer festklammern, um nicht über Bord zu fallen. Eine Granate kullerte über den Boden und verschwand in der Tiefe. Kurz darauf erschütterte eine Explosion den Schlepper. Doch Morpheus hatte das Gefährt beschleunigt und so richtete die Granate keinen Schaden an. Sie war hinter dem Schlepper explodiert. Doch sie kamen nur mühsam auf Touren. Als der letzte Wagen des Zugs vorüber rauschte, wurden sie von einem Sog erfasst und der Schlepper kollidierte seitlich mit der Schiene. Der Zug entschwand Richtung Orb.
    »Mylord, benutzen Sie den Nachbrenner. Sie müssen dazu die Klappe links öffnen und den Schlüssel

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