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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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hangelte sich die Wendeltreppe hinunter und drückte gegen die Holztür. Sie ließ sich leicht öffnen und sein Verdacht bestätigte sich: Die Kabine war vollständig überflutet. Mit ein paar kräftigen Stößen schwamm er zur Kommode. Die Glühlampen an der Decke brannten noch, wenn auch flackernd. Doch neben den Fassungen sah er Funken und Luftblasen. Bis zu einem Kurzschluss würde es wohl nicht mehr lange dauern. Rasch zog er die oberste Schublade der Kommode auf. Doch es kamen nur allerhand Kleidungsaccessoires zum Vorschein. Erst in der untersten Schublade wurde er fündig. Er griff sich zwei große Dosen, die hermetisch dicht aussahen und drehte sich dann dem Ausgang zu. Die Luft wurde langsam knapp. In diesem Augenblick sah er, wie sich ein Gesicht an das kleine runde Fenster der Kabine presste. Sechs Augen starrten ihn durch die Scheibe und die Vorhänge hindurch an. Ein Schremp, fuhr es ihm durch den Kopf und der Panik nahe schwamm er mit hektischen Beinstößen zur Wendeltreppe und schoss nach oben. Hoffentlich hatten die Schremp nicht bereits Eliane erwischt.
    Nach Luft schnappend tauchte Martin aus dem Wasser und stieß die Tür zum Steuerstand auf. Was er sah, war schlimmer, als er befürchtet hatte, und er hatte das Gefühl, ihm gefriere das Blut in den Adern. Drei Schremp standen mitten im Raum. Eliane hatte sich in eine Ecke verzogen und trug die neue Schweißerbrille, die sie unten im Schrank der Ingenieurskabine gefunden hatte. Der Mikromechanische war wieder aufgetaucht und hing in den Armaturen. Seine Augenzylinder waren auf die Schremp gerichtet. Als sich die Schremp Martin zuwandten, geschah das so schnell, dass er ihre Bewegungen nicht erkennen konnte. Alle drei sechsäugigen Köpfe waren nun auf ihn gerichtet. Ihre gedrungenen Körper standen auf den vier Beinen im Wasser, die Arme mit den klauenartigen Händen hingen herab. Martin glaubte ein Zittern ihrer Körper zu beobachten, aber er schrieb es seiner Aufregung zu.
    »Kein Leben, kein Tod«, sagte der Mittlere der Schremp.
    »Sie wollen mit uns reisen«, ließ sich der Mikromechanische vernehmen. »Schremp mögen kein Wasser. In einem gefluteten Tunnel können sie nicht überleben.«
    »Wie stellt ihr euch das vor«, fragte Martin, der sich wieder gefasst hatte. Er zog seine trockenen Kleider wieder an und ließ dabei die Schremp nicht aus den Augen.
    »Du springst nicht, du bist Proviant für später.«
    »Proviant für später?« Der Kerl war doch nicht ganz dicht, regte sich Martin auf. Zuerst wollten sie auf der Lokomotive mitfahren, dann wollten sie ihn verspeisen. »So läuft das nicht. Sucht euch euren Proviant anderswo.«
    »Im Jenseits viel Dampf«, näselte der Schremp und dann stach seine Klauenhand in Richtung Eliane. »Die Hybride muss sterben. Wir haben Hunger.«
    Eliane stand starr, von ihr war kein Wort zu vernehmen. Sie stand wohl bereits unter Hypnose.
    »Wenn Eliane stirbt, werdet ihr nirgendwo hinfahren«, erklärte Martin mit fester Stimme. »Im Gegensatz zu euch schwimme ich wie ein Fisch. Mir macht es nichts aus, durch den ganzen Tunnel zu schwimmen, während ihr alle jämmerlich ersauft«, bluffte er.
    Die Schremp schienen sich uneins zu sein. Sie hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und er vernahm ein hohes Singen. Sie kommunizieren in Hochgeschwindigkeitssprache, fuhr es ihm durch den Kopf. Das Zittern ihrer Körper war dabei stärker geworden. Martin war sich jetzt sicher, dass er sich das nicht bloß einbildete. Vielleicht froren sie im Wasser?
    Die Schremp wandten sich wieder ihm zu und der Mittlere sagte:
    »Gut, auch die Hybride ist Proviant für später, wir können warten.« Dann ruckten die Köpfe zu dem kleinen Roboter. »Mach Dampf, wir müssen fahren.«
    Der Kleine kletterte quer durch die Armaturen und hebelte und drehte daran herum. Mit einem Zischen erwachte die Lokomotive zum Leben. Rumpelnd setzte sie sich in Bewegung. Die Dampfmaschine fauchte, doch bald schon steigerte sich das Geräusch zu einem Stakkato. Sie waren wieder unterwegs.
    Martin begab sich zu Eliane, die sich bisher nicht bewegt hatte und rüttelte sie mit beiden Händen an den Schultern.
    »Eliane, wach auf. Ich bin es, Martin. Die Schremp tun dir nichts.« Zumindest vorläufig, fügte er in Gedanken hinzu. »Ich habe Essen aus der Ingenieurskabine mitgebracht, du brauchst sicher eine Stärkung.«
    »Sie bleibt blockiert«, sagte da einer der Schremp. »Wir brauchen sie jetzt nicht.«
    »Verdammte Drecksbande«, murmelte Martin und

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