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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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passieren, und er fragte sich immer wieder, wieso es ihn hierher verschlagen hatte. In den Geschichten, die er gerne las, kam es ab und zu vor, dass die Protagonisten in andere Welten gelangten. Sie machten Zeitreisen, stürzten in Wurmlöcher oder fielen durch einen Riss im Raum-Zeit-Gefüge. All das schien auch in seinem Fall im Bereich des Möglichen zu liegen. Doch was ihn höchst seltsam dünkte, war der Umstand, dass seine Stiefmutter Isabelle diese Reise mitgemacht hatte und so tat, als hätte sie schon immer hier gelebt.
    Das Stampfen der Lokomotive, das Rütteln und Schütteln durch die Unregelmäßigkeiten des Schienenstranges geleiteten ihn in einen unruhigen Schlaf. Im Traum erschien ihm ein Schremp und starrte ihn mit seinen drei Augenpaaren an.
    »Tod oder Leben?«, fragte der Schremp, und Martin antwortete: »Ich wähle das Leben.«
    »Im Jenseits viel Dampf«, antwortete der Schremp. »Deine Wahl ist falsch, du musst springen. Das Leben ist nichts, der Tod ist das Tor, durch das du treten musst.«
    »Ich werde nicht springen«, sagte Martin, »mich kannst du nicht hypnotisieren, ich bin immun, denn ich gehöre nicht hierher.
    »Du gehört genauso hierher wie alle anderen auch. Du hast keine Wahl«, sagte der Schremp. Dann räusperte er sich und seine Stimme klang plötzlich ganz anders: »Du musst aufwachen, wir sind steckengeblieben.«
    »Was denn? Was ist los?« Erschrocken öffnete er die Augen. Eliane hatte sich über ihn gebeugt und schüttelte ihn. Sie hatte die Kleider aus dem Schrank an, sogar der Hut mit der Schweißerbrille saß auf ihrem Kopf.
    »Aufwachen du Schlafpelz. Wir haben ein Problem.«
    »Wieso?« Doch dann fiel ihm auf, dass es unheimlich ruhig war. Das Stampfen der Lokomotive war verstummt.
    »Der Dampf ist alle. Wir haben zwar noch Hitze in den Öfen, aber kein Wasser mehr.«
    Martin rappelte sich hoch und folgte Eliane in den Steuerstand. Dort hing der Mikromechanische zwischen den Armaturen und winkte mit einem seiner winzigen Ärmchen. Die Glühbirnen an der Decke leuchteten nur noch schwach und die Scheinwerfer der Lok waren ganz erloschen.
    »Wir haben keinen Dampf mehr«, bestätigte der Kleine die schlechte Nachricht. »Nur noch ein wenig Strom aus den Säurebänken. Aber die haben Standschäden. Wir brauchen dringend Wasser.«
    »Kein Problem«, sagte Martin, noch halb beduselt vom Schlaf. »Dort draußen gibt es jede Menge davon. Er deutete zum Eingang. Zwar war es inzwischen finster geworden, doch die Glaswände reflektierten den Schein der Glühlampen im Innern des Steuerstandes. Sie befanden sich noch immer im gläsernen Tunnel auf dem Grund des Giftsees.
    »Du spinnst«, tadelte ihn Eliane. Sie sah schick aus in ihren schwarzen Lederleggins und dem kurzen Rüschenrock, dem violett-schwarzen Korsett und dem braunen Jackett, das sie darüber lässig offen trug.
    »Er hat Recht«, warf der Mikromechanische ein, »wir müssen lediglich ein Loch bohren.«
    »Ihr spinnt alle beide, wie soll das denn gehen? Wenn die Tunnelwand bricht, ersaufen wir hier wie die Ratten in einem sinkenden Schiff.«
    »Wenn es uns gelingt, die Ætherpistole zu reparieren, können wir direkt über dem Wassereinlass der Kessel ein Loch in die Tunneldecke schießen«, sagte Martin.
    »Die ist hinüber«, bemerkte Eliane, »leider habe ich sie zerdeppert. Oder glücklicherweise, muss ich jetzt sagen. Es ist zu gefährlich, ein Loch in die Tunnelwand zu machen. Der See über uns ist tief und das Wasser würde mit sehr hohem Druck aus der Öffnung schießen.«
    »Ich habe sie bereits repariert« sagte der Mikromechanische und deutete in die Ecke des Steuerstandes, wo die Pistole am Boden lag. Sie sah immer noch ziemlich verbogen aus. »Aber es wird nur für einen Schuss reichen.«
    Martin hob die Waffe auf. »Sag mir, was ich tun muss.«
    »Du musst raus auf die Plattform gehen, um ein freies Schussfeld zu haben. Wo du stehst, spielt jedoch keine Rolle. Ich besitze ein Triangulationsprogramm und kann deine Waffe genau in den Winkel dirigieren, den sie haben muss. Für mich ist das Ding leider zu schwer, sonst würde ich selbst schießen.«
    Eliane rollte die Augen und Martin wollte bereits nach draußen gehen.
    »Moment noch«, sagte der Kleine,» ich muss zuerst den Wassereinlass öffnen.«
    »Hat es nicht sogar zwei Einfüllstutzen, auf jedem Kessel einen?«
    »Das schon, aber es spielt keine Rolle, welchen wir benutzen, die Kessel können über ein Ventil verbunden werden.« Er stemmte sich

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