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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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schob Elianes Brille in die Höhe. Ihre grünen Augen blickten starr durch ihn hindurch. Martin überlegte fieberhaft, wie er Eliane in Sicherheit bringen konnte. Doch ihm fiel keine Lösung ein. Vielleicht sollte er noch einmal in die Kabine hinab tauchen und versuchen, das Wasser abzulassen. Die Ingenieurskabine könnte unter Umständen für sie zu einem Zufluchtsort werden. Doch würden die Schremp ihn einfach machen lassen? Immerhin hatten sie bisher keine physische Gewalt angewendet, sie schienen sich ganz auf ihre hypnotischen Kräfte zu verlassen.
    »Gibt es eine Möglichkeit die Ingenieurskabine zu lenzen?«, fragte er den Mikromechanischen und fügte hinzu: »Wenn sie trocken ist, wäre sie ein gutes Quartier für unsere Mitreisenden.«
    Die Idee schien den Schremp zu gefallen. Die Klauenhand des mittleren zeigte in einer blitzschnellen Bewegung auf ihn und der Schremp erklärte: »Tod oder Leben, mach die Kabine trocken!«
    »Unter dem Fenster hat es ein Lenzventil«, erklärte der kleine Roboter. »Halb zu ist offen.«
    Mit dem letzten Satz konnte Martin nichts anfangen, aber er fragte nicht nach, sondern entledigte sich wieder seiner Kleider und tauchte erneut entlang der Wendeltreppe nach unten. Der Schremp am Fenster war nicht mehr zu sehen. Vermutlich war er einer der drei gewesen, die nun oben in der Lokomotive standen. Doch etwas anderes fiel ihm auf, als er durch das kleine runde Fenster blickte: er sah drei kleine Lichter, die ihnen folgten. Doch sein Luftvorrat war knapp und er konnte sich nicht um seine Beobachtung kümmern. Er musste das Lenzventil finden. Gerade als er die Suche abbrechen und umkehren wollte, um oben wieder Luft zu schnappen, entdeckte er die Klappe im Boden. Als er sie anhob, kam ein kleines Rad zum Vorschein. Rasch drehte er es zwei Umgänge. Mehr schaffte er nicht. Er schoss die Wendeltreppe empor und schnappte keuchend nach Luft. Einer der Schremp hatte seinen Kopf durch die Tür gestreckt und beobachtete ihn mit seinen drei Augenpaaren. War es nur ein Eindruck, oder waren die schwarzen Pupillen kleiner und die weißen Ränder drum herum größer geworden? Martin spürte einen leichten Druck im Kopf, als der Schremp ihn fixierte.
    »Ich muss nochmals runter und kontrollieren«, sagte Martin und tauchte wieder ab. Als er unten das Ventil noch weiter aufdrehte, kam ihm der letzte Satz des Mikromechanischen wieder in den Sinn: »Halb zu ist offen.« Was hatte er damit bloß gemeint? Plötzlich fiel es Martin wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Das war die Lösung. Er musste die Kabine nur zur Hälfte lenzen, damit er und Eliane im Wasser stehend atmen konnten. Die Schremp mochten kein Wasser, wie ihm der kleine Roboter erklärt hatte. Vermutlich vertrugen sie es gar nicht. Ihre bevorzugte Flüssigkeit schien menschliches Blut zu sein.
    Der Wasserstand in der Kabine sank rasch, zwischen Wasserspiegel und Decke war bereits ein genügend großer Freiraum entstanden, damit Martin dort Luft holen konnte. Aus den Fassungen der Glühbirnen dampfte und zischte es zwar, doch sie brannten nun fast in voller Stärke. Sie wurden nun wieder durch den Generator der Dampfmaschine und nicht mehr durch die Batterien gespeist.
    Die hölzerne Eingangstür zur Kabine hatte Martin geschlossen. Wenn sie hielt, würde der Wasserstand im Treppenschacht gleich bleiben und den Zugang für die Schremp versperren. Das verschaffte ihm Zeit, über die nächsten Züge nachzudenken. Er musste die drei ungebetenen Passagiere austricksen. Wie es wohl Eliane erging? Hoffentlich hatten sie sich nicht an ihr vergriffen. Er machte sich große Sorgen um seine junge Begleiterin.
    Bereits tauchte das Fenster aus dem Wasser auf. Die drei Lichter hinter der Lok waren immer noch da und Martin hatte den Eindruck, sie seien größer geworden. Folgte ihnen etwa eine andere Lokomotive? Vielleicht ein ganzer Zug? Doch die Strecke war stillgelegt, der Betrieb eingestellt, hatte ihm Eliane gesagt. Wer fuhr in diesem Fall die andere Lokomotive? Menschen oder Maschinenwesen auf der Flucht wie sie?
    Fast hätte er die codierte Nachricht des Mikromechanischen vergessen. Rasch tauchte er hinunter zum Ventil und drehte es zu. Das Wasser stand jetzt halb hoch in der Kabine und damit war auch der Wasserstand im Treppenschacht gesunken. Er musste auftauchen und die Schremp ablenken, damit sie nicht misstrauisch wurden. Vielleicht sollte er den Spieß umdrehen und sich anstatt mit Eliane in die halb gelenzte Kabine zurückzuziehen

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