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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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überwachen? Wozu dienten all die Hebel, Räder und Instrumente?
    Neben ihm bewegte sich etwas am Boden. Es war der Mikromechanische. Er war aus seiner Hosentasche geklettert und hatte seine Augenzylinder auf Martin gerichtet.
    »Du musst den Dampfdruck regeln, sonst wird die Lokomotive immer schneller und fliegt am Schluss aus den Gleisen«, sagte der Kleine. »Ich kenne mich ein wenig mit diesem Modell aus, es ist eine 411er. Wenn du mich auf die Hand nimmst und ich die Instrumente ablesen kann, werde ich dir sagen, was zu tun ist.«
    Martin stand auf und hob den kleinen Roboter vom Boden auf. Dann begab er sich zu den Armaturen neben den Ofentüren.
    »Das zweite Rad von links. Drehe es, bis der Zeiger auf dem Manometer wieder im grünen Bereich ist«, sagte der Roboter. Martin tat, wie ihm geheißen. Es folgte noch eine Reihe von Anweisungen und der Kleine erklärte ihm auch die Funktionen der einzelnen Hebel, Räder und Instrumente. Martin begriff rasch, wie die Lokomotive funktionierte, schließlich hatte er eine besondere Beziehung zu Maschinen und die Technik war für ihn eine Passion. Was ihn aber beunruhigte, war der finstere Tunnel, durch den die Lokomotive raste. Es herrschte absolute Dunkelheit, die Geleise vor ihnen waren nicht zu erkennen und wäre plötzlich ein Hindernis aufgetaucht, sie hätten es erst beim Aufprall bemerkt.
    »Wir sollten die Scheinwerfer reparieren«, sagte der Mikromechanische. »Sie sind beim Durchbruch durch die Mauer kaputtgegangen. Wenn der Steg noch intakt ist, solltest du leichten Zugang haben und Birnen findest du hinten in einem Schrank. Dort hat es auch Ersatz für die kaputten Glühlampen im Steuerstand.«
    Martin war nicht wohl bei dem Gedanken, nach draußen zu klettern. Was, wenn ihn der Fahrtwind trotz des Geländers von der Plattform pustete? Er wandte sich um und hielt nach dem Schrank Ausschau. Doch dann erstarrte er. Die tote Eliane war verschwunden. An ihrer Stelle war nur noch ein dunkler Fleck auf dem Boden zu sehen.
    »… Sie … sie ist weg«, stammelte er.
    Der Roboter richtete seine Augenzylinder auf die Blutlache.
    »Dann war sie doch nicht tot. Es hätte mich auch gewundert, wenn die Hybride so schnell das Zeitliche gesegnet hätte.«
    »Die Hybride? Was soll das heißen? Ist Eliane vielleicht gar kein Mensch?«
    »Im Grunde schon, in diesem Fall mindestens zur Hälfte, würde ich sagen.«
    Da erhellte sich der Tunnel vor ihnen. Die Scheinwerfer der Lokomotive waren zum Leben erwacht und stachen mit ihren Lichtfingern weit in die Dunkelheit hinein. Erst jetzt wurde ersichtlich, mit welch großer Geschwindigkeit sie unterwegs waren. Martin konnte sich nicht erinnern, mit dem Auto jemals so schnell gewesen zu sein.
    »Keine Bewegung, halt schön still und bewege die Hand mit dem Mechanischen nicht«, tönte es da in seinem Rücken. Es war Elianes Stimme. Martin fiel ein Stein vom Herzen. Erfreut drehte er sich um und sah geradewegs in die Mündung der Ætherpistole.
    »Keine Bewegung, habe ich gesagt. Wo kommt dieser Mechanische her? Wo hast du den Kerl aufgegabelt?«
    »Es ist ein Mikromechanischer und er ist harmlos«, beschwichtigte er. »Gut, dass du doch nicht gestorben bist.«
    »Ich bin ziemlich zäh, außerdem musste ich die Scheinwerfer reparieren, du bist ja nicht dazu imstande. Aber jetzt setz den Mechanischen mal vorsichtig auf den Boden, damit ich ihn auspusten kann.«
    »Du willst ihn umbringen?« Martin war entsetzt. »Der Kleine ist mein Freund.«
    »Dein Freund? Dann steckst du also mit den Mechanischen unter einer Decke!«
    In diesem Augenblick wurde die Lokomotive plötzlich merkbar langsamer.
    »Wir verlieren Druck«, sagte Martin. Die Kessel sind wohl Leck geschlagen, denn die Temperatur in den Öfen ist sicher noch hoch.«
    »Du stehst offenbar nicht nur auf der Seite der Mechanischen, sondern kennst dich auch verdächtig gut mit der 411er aus. Wer bist du, Martin, für wen arbeitest du?«
    »Für niemanden. Mein mikromechanischer Freund hat mir die Bedienung der Lok erklärt.«
    »Wenn ich auch mal was sagen dürfte«, meldete sich der kleine Kerl auf Martins Handfläche und hob seine Ärmchen in einer beschwichtigenden Geste.
    »Du bist nicht gefragt und so gut wie Schrott.« Eliane richtete die Pistole auf den Kleinen.
    In diesem Moment fuhr ein Ruck durch die Lokomotive, fast so stark wie beim Durchbrechen der Mauer. Alle drei purzelten zu Boden und die Ætherpistole schlitterte davon und knallte in die rechte Ofentür. Eliane

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