Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
Einäugige grinste ihn an. Er hielt Eliane ein Messer an den Hals, zwei seiner Spießgesellen zielten mit kleinen Pistolen auf sie.
»Da staunst du, was? Das Dreckpack im Fort wird morgen genauso staunen, wenn es ihnen an den Kragen geht.«
»… Sie sollten doch to… tot sein«, stammelte Martin.
»Ohne Fallschirm wären wir es auch, doch der alte Spinner hat gut für uns gesorgt.«
»Der alte Spinner? Sie hatten einen Helfer im Fort?«
»Natürlich, was denkst du denn. Morgen brauchen wir den Kerl zum letzten Mal, dann ist auch er überflüssig.«
»Vielleicht machen wir auch aus ihm Wurst«, grinste die Piratin. »Was willst du jetzt mit den zweien, Einauge? Was mich betrifft: Ich würde dem Liebchen gerne die Augen ausstechen, bevor wir sie über Bord werfen. Ich will sie schreien hören.«
»Ich will ein Ohr von ihr als Andenken«, sagte einer der Spießgesellen. »Und auch ihre Zähne. Ich brauche schon längst neue.« Er lachte laut und Martin sah, dass er nur noch einen einzigen Zahn besaß.«
»Zuerst die Augen, dann kannst du ihr die Zähne ausbrechen. Ohne Zähne schreien sie nicht so schön.«
»Ihr seid wahnsinnig!«, schrie Martin, »wir haben euch doch nichts getan!«
»Fesselt den dämlichen Außenweltler und werft ihn von Bord«, befahl der Einäugige. »Er stört nur.«
Martin sah rot. Ungeachtet der auf ihn gerichteten Waffe stürmte er los und warf sich den vier Piraten entgegen.
»Ihr werdet ihr nichts tun, ihr lasst Eliane in Ruhe, sie hat …«
Der mit dem einzelnen Zahn streckte ihn mit einem Faustschlag zu Boden. Da trat ein weiterer Pirat aus der Steuerkabine und hielt triumphierend einen Lederbeutel in die Höhe: »Seht mal, was ich gefunden habe! Einen ganzen Beutel voller Neodym-Stangen. Wir sind reich!«
»Lass das Zeug, wo es ist«, schnauzte ihn der Einäugige an. »Und du Bekassine, filz mal das Schätzchen, sie trägt vielleicht noch mehr davon auf sich.«
Die Piraten banden Eliane und Martin die Hände auf dem Rücken zusammen und fesselten ihre Füße, dann legten sie sie auf das Deck nebeneinander.
»Darf ich mit der Puppe mal spielen«, fragte der Pirat, der den Lederbeutel gezeigt hatte.
»Warte, zuerst kommen die Augen dran, dann kannst du sie haben.« Die schöne Piratin grinste boshaft.
»Und vorher noch die Zähne und das Ohr«, reklamierte der mit dem einzigen Zahn.
Martin, der wieder zu sich gekommen war, brüllte: »Lasst sie in Ruhe. Sie ist eine Kurierin von Orb.« Der Einfall war ihm spontan gekommen. Doch er schien den Piraten keinen Eindruck zu machen.
»Und ich bin der Kaiser von Darktimes«, sagte der Einäugige. Seine Kumpane grölten. »Los, nimm sie auseinander, Bekassine.«
Die Frau, deren feines Gesicht mit den blonden Haaren so ganz und gar nicht nach einer blutrünstigen Piratin aussah, trat zu Eliane, zückte ein Messer und schnitt rücksichtslos ihre Weste auf. Die weiße Bluse darunter färbte sich rot. Martin wurde schlecht.
»Siehst du, das ist das Werkzeug der Freude«, sagte die Piratin und zückte eine lange Nadel. Sie stach sie Eliane in die rechte Wange. Eliane ertrug die Tortur ohne einen Mucks.
»Hör schon auf zu spielen und mach vorwärts«, rief der Einäugige. Er war sichtlich wütend.
Die Piratin riss einen Beutel von Elianes Gürtel und öffnete ihn.
»Wurfsterne! Die Puppe hat Wurfsterne dabei.«
»Die gehören dir nicht, wirf sie rüber«, reklamierte der Einäugige sichtlich genervt.
»Scheißkerl«, maulte Bekassine und warf einen einzelnen Wurfstern nach ihm. Er blieb neben dem Anführer der Bande im Kamin der Maschine stecken. Die Antwort kam postwendend. Ein grüner Strahl stach über die Körper der Gefesselten hinweg und traf die Piratin mitten in die Brust. Ungläubig starrte sie auf das Loch, aus dem das Blut sprudelte, dann kippte sie hintenüber.
»Lasst euch das eine Warnung sein. Mit mir spaßt man nicht«, knurrte der Einäugige. »Und jetzt wirft das Ungeziefer über Bord. Wir brauchen sie nicht mehr und wollen keine Zeit verlieren. Stonehenge wartet auf uns.«
Der mit dem einzelnen Zahn wagte es nicht mehr, nochmals auf Elianes Zähne zu sprechen zu kommen, und die beiden anderen warfen nur noch einen sehnsüchtig verschlagenen Blick auf Eliane. Sie kippten die Leiche der Piratin und anschließend die beiden Gefesselten über Bord.
Martin tauchte unter und strampelte wie wild. Er schaffte es, auf dem Rücken liegend mit dem Gesicht wieder an die Oberfläche zu kommen. Keuchend rang er nach
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