Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
aus.
    »Das ist sehr unglücklich«, gesteht er uns. »Bitte sagt Makri, dass sie sich möglichst unter Deck aufhält.«
    »Warum?«
    »Einige jüngere Elfen tuscheln bereits, dass wir wegen ihrer Anwesenheit auf dem Schiff verflucht seien.«
    »Aber das ist lächerlich, Vases, das weißt du genau. Dass einer von euren Leuten aus der Takelage gefallen ist, hat nichts mit Makri zu tun.«
    »Tut trotzdem, was er sagt«, befiehlt Zitzerius.
    Wie auf Stichwort schwankt eine schlanke Gestalt in einem Männerwams und mit einer Löwenmähne hastig an uns vorbei. Makri eilt an die Reling, hängt den Kopf darüber und übergibt sich. Ausgiebig. Der Wind weht ihr einen Teil des Mageninhalts auf die Füße zurück. Sie flucht, ebenso ausgiebig, und bückt sich, um sie zu säubern. Ich bemerke, dass ihre Fußnägel golden lackiert sind. Diesen Schick tragen meines Wissens nur die billigsten Huren in Simnia. Offenbar kennt sich Zitzerius auch aus, denn er zuckt zusammen.
    »Makri«, sage ich, »der Vizekonsul wünscht, dass du unter Deck bleibst.«
    Makris Antwort wird glücklicherweise vom Winde verweht. Sie sollte langsam aufhören, diese orgkischen Schimpfworte zu benutzen, wenn sie sich hier irgendwelche Freunde machen will.
    Sobald Zitzerius und der Prinz sich zurückgezogen haben, frage ich Vases-al-Gipt nach dem verstorbenen Elf aus.
    »Hat vielleicht jemand etwas Verdächtiges bemerkt?«
    Vases ist verwirrt. »Ich glaube nicht. Wieso?«
    »Macht dich das denn nicht neugierig, wenn einer aus deiner Mannschaft plötzlich aus keinem besonderen Grund in den Tod stürzt?«
    Vases zuckt mit den Schultern. »Solche Dinge passieren eben auf See.«
    »Schon möglich. Aber ich erinnere mich, dass Lord Khurd behauptet hat, er habe eine der besten Mannschaften auf den Elfeninseln. Ich würde sagen, das sollte eigentlich für eine kleine Nachforschung reichen. Wird Lord Khurd eine Untersuchung ansetzen?«
    Meine Neugier scheint Vases wirklich zu verblüffen. Er ist offenkundig der Meinung, dass es nichts gibt, was untersucht werden müsste. Vielleicht ist das ja auch einer dieser interkulturellen Unterschiede. Möglicherweise akzeptieren Elfen den Tod auf See als eine natürliche Gegebenheit. Bei mir löst es eine ebenso natürliche Neugier aus, wenn mir jemand tot vor die Füße fällt.

5. KAPITEL
    Am nächsten Tag findet die Beisetzung des jungen Elfen statt, der aus der Takelage gefallen ist. Es ist schon lange her, dass ich eine Seebestattung miterlebt habe.
    »Viel Vergnügen«, krächzt Makri von ihrer Koje.
    »Du kommst mit«, erkläre ich.
    »Ich bin seekrank.«
    »Auf einem Elfenschiff nehmen alle an der Bestattung eines Mannschaftsmitglieds teil. Das ist Brauch, und es werden keine Ausnahmen geduldet. Also reiß dich zusammen.«
    Keiner von uns freut sich sonderlich darauf. Ich versuche, meinen vom Salzwasser verkrusteten Stiefeln so etwas wie Glanz zu verleihen. Es ist eine frustrierende Aufgabe, und ich beschwere mich lautstark.
    »Ins Elfenland zu segeln und dort ein kleineres Problem wegen eines angekratzten Baumes zu beheben … Das klingt so einfach, wie einen Senator zu schmieren. Aber jetzt ist Khurd wütend auf mich, und die Elfen behandeln mich, als hätte ich die Seuche. Wie konnte die ganze Sache nur so schieflaufen?«
    »Das ist ein Charakterfehler«, diagnostiziert Makri. »Du trittst immer allen auf die Zehen, wenn du in einem Fall ermittelst. Manchmal hast du auch einfach nur zu viel getrunken. Und außerdem beleidigst du immer alle. Aber he, du hast bisher immer deinen Mann gekriegt.«
    »Vielen, vielen Dank, Makri.«
    Die turanianische Delegation hat sich zu der Mannschaft gesellt. Es ist eine traurige und feierliche Versammlung am Heck des Schiffes. Makri und ich drücken uns nach hinten und versuchen, niemandem im Weg zu stehen. Prinz Dös-Lackal steht vorn neben Lord Khurd und ignoriert uns.
    »Ich kann diesen Prinzen nicht leiden«, flüstert Makri. »Seine Schwester finde ich viel netter.«
    Wir haben Prinzessin Du-Lackal vor einiger Zeit kennen gelernt. Sie hat mich unter einem fadenscheinigen Vorwand engagiert, mir eine Menge Lügen aufgetischt und mich beinah in den Tod geschickt. Aber sie scheint trotzdem ganz nett zu sein.
    Lord Khurd stimmt die Beerdigungslitanei an, die zum größten Teil in der Königlichen Hochelfensprache gehalten ist, die ich nicht verstehe, obwohl ich während des Krieges viele Elfenbeerdigungen miterlebt habe. Sie unterscheidet sich nicht sehr von den

Weitere Kostenlose Bücher