Die Reise zu den Elfeninseln
Orgk-Krieg. Ich wollte schon immer noch einmal hin.«
Der Prinz sieht mich an. Schimmert da ein Funke von Abneigung im königlichen Auge? Wahrscheinlich.
»Vizekonsul Zitzerius befürchtet, dass Ihr Schwierigkeiten verursachen könntet.«
Ich beruhige ihn. »Nichts liegt mir mehr am Herzen als das Wohlergehen unserer großartigen Stadt.«
Er ist nicht beruhigt. »Ihr führt eine Ermittlung durch. Könnte das nicht einigen Verdruss mit sich bringen?«
»Ich werde mein Bestes tun, um das zu verhindern, Eure Hoheit.«
»Das hoffe ich. Es scheint mir eine schlechte Idee zu sein, dass Ihr überhaupt hier seid. Unsere Elfenfreunde können doch sicher allein mit ihren Übeltätern fertig werden?«
Der junge Prinz geht mir ziemlich schnell auf die Nerven, aber ich bemühe mich nach Kräften, respektvoll zu wirken.
»Zitzerius hat mir außerdem gesagt, dass immer irgendwelche schlimmen Dinge passieren, wenn Ihr in der Nähe seid.«
»Aber ganz und gar nicht, Eure Hoheit«, sage ich. »Mein Leben verläuft für einen Detektiv überraschend friedlich.«
Exakt diesen Moment sucht sich ein junger Elf aus, um vom höchsten Mast zu fallen und vor meinen Füßen zu Tode zu stürzen. Er macht bei der Landung ein wirklich schauerliches Geräusch. Ich schwöre, dass der Prinz mich anschaut, als wäre das meine Schuld.
Ich beuge mich bereits über den Leichnam. Elfen leben wesentlich länger als Menschen und sind auch zäher, aber ein gebrochenes Genick können auch sie nicht ignorieren. Mannschaftsmitglieder laufen auf uns zu, und noch mehr hasten durch die Takelage auf Deck, um zu sehen, ob sie helfen können. Es herrscht heillose Verwirrung, bis Vases-al-Gipt plötzlich auftaucht und sich den Weg durch die Menge bahnt. Er beugt sich über den gestürzten Elf.
»Was ist passiert?«, dröhnt plötzlich die befehlsgewohnte Stimme von Lord Khurd über Deck. Er hetzt im Eilschritt von der Brücke heran.
»Er ist aus der Takelage gestürzt, Sir«, antwortet ein junger Seemann.
»Er ist tot«, diagnostiziert Vases ganz richtig und steht auf. »Sein Genick ist gebrochen. Wie ist das passiert?«
Ich bekomme kaum etwas mit, als viele Elfen auf einmal antworten, aber dem wenigen, was ich verstehe, entnehme ich, dass der jungte Elf anscheinend das Gleichgewicht verloren hat, als er einen Schluck aus seinem Wasserschlauch nehmen wollte. Der Schlauch, der aus Tierhaut angefertigt worden ist, hängt ihm immer noch an einem langen Strick um den Hals.
Ich beuge mich über den Leichnam, hebe den Schlauch an und schnüffle daran.
»Das wird nicht nötig sein, Detektiv«, weist mich Lord Khurd zurecht. Meine unausgesprochene Vermutung, dass sich etwas anderes als Wasser in dem Schlauch des Elfs befinden könnte, scheint ihn zu beleidigen. Unauffällig schieben sich die Elfen zwischen mich und den Leichnam, heben ihn hoch und tragen ihn weg.
Während dieser ganzen Angelegenheit hat der Prinz unbeteiligt daneben gestanden. Mittlerweile sind seine Leibwächter bei ihm, und auch Zitzerius leistet ihm Gesellschaft. Die Unruhe hat ihn herausgelockt.
»Das war nicht gerade besonders taktvoll«, bemerkt der Prinz verächtlich an meine Adresse gerichtet, als die Elfen weg sind.
Zitzerius will wissen, was er damit meint.
»Der Detektiv fühlte sich dazu berufen, den Wasserschlauch des Elfen zu untersuchen. Anscheinend hegte er den Verdacht, dass er betrunken aus der Takelage gefallen sein könnte. Lord Khurd war sichtlich verstimmt.«
»Entspricht das den Tatsachen?«, fragt Zitzerius mühsam beherrscht.
Ich zucke mit den Schultern. »Das war nur so ein Reflex. Immerhin ist er heruntergefallen, als er trinken wollte. Ihr habt selbst gesehen, wie sicher die Elfen sich in den Wanten bewegen. Ich habe nur überlegt, ob er vielleicht ein bisschen Kleeh in dem Schlauch gehabt haben könnte. Oder Elfen-Wein.«
Zitzerius sieht mich ärgerlich an. Der Prinz ebenso.
»He, das ist mein Beruf!«, protestiere ich. »Und wenn er nun vergiftet worden ist?«
Zitzerius lässt sich selten eine Gelegenheit entgehen, jemandem eine Lektion zu erteilen, und belehrt mich mit deutlichen Worten, dass ich mich gefälligst aus der Angelegenheit heraushalten soll.
»Die Elfen sollen ihre Toten selbst begraben, und was Ihr auch tut, kommt nicht auf die Idee, herumzulaufen und Fragen wegen dieses Unfalls zu stellen. Ihr und Eure Gefährtin haben uns schon genug Schwierigkeiten gemacht.«
Vases-al-Gipts Auftauchen erspart mir weitere Rüffel. Er sieht besorgt
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