Die Reise zu den Elfeninseln
Ehrgeiz gilt dem Ziel, irgendwann die Kaiserliche Universität zu besuchen. Sie hat zwar nicht den Hauch einer Chance, jemals dort zugelassen zu werden, aber sie weigert sich schlichtweg aufzugeben.
»Die Hochschule schließt zum Winter. Ich vermute, dass mir diese Reise nächstes Jahr enorm von Nutzen sein wird. Wahrscheinlich kann ich dann meinen Professoren aus erster Hand über die Gesellschaftsstruktur der Elfen berichten.«
»Du wirst ihnen aus erster Hand berichten können, wie es ist, sie von einem Schiff aus zu studieren, meinst du wohl. Ich glaube kaum, dass sie dich an Land gehen lassen, Makri.«
»Aber ich will das Fest sehen. Denk nur, es gibt drei Bühnenfassungen von der Legende von Königin Leeuven.«
»Klingt ziemlich langweilig, wenn du mich fragst. Diese elfischen Legendenspiele wimmeln von Helden, die auf verlorenem Posten gegen das Schicksal kämpfen, und sie enden immer tragisch.«
»Was gibt es daran auszusetzen?«
»Wenn ich ins Theater gehe, dann wünsche ich mir etwas mehr Unterhaltung.«
Makri schneidet mir eine Grimasse. »Du meinst, es gefällt dir, wenn der Chor irgendein obszönes Trinklied grölt und der Heldin aus Versehen ihr Oberteil herunterrutscht.«
»So was in der Art«, stimme ich ihr zu. »Die Klassiker haben mir noch nie gefallen.«
»Sie müssen mich einfach an ihrem Fest teilnehmen lassen«, meint Makri. »Ich bin die einzige Person in ganz Turai, die es zu schätzen weiß.«
»Du wirst es aber gar nicht schätzen, wenn die Elfen einen Aufstand verursachen, weil sie bei der Aufführung dein Orgk-Blut wittern.«
»Machen Elfen Aufstände?«, erkundigt sich Makri neugierig.
Ich muss zugeben, dass ich das nicht weiß. Aber wenn Makri einen Fuß auf Avula setzt, dürften wir das wahrscheinlich sehr bald herausfinden.
Am vierten Tag unserer Seereise langweile ich mich schrecklich. Das Schiff macht bei stetigem Wind und ruhiger See gute Fahrt, aber ich bin mehr als nur ein bisschen frustriert. Vizekonsul Zitzerius hat mich nachdrücklich aufgefordert, mich während der ganzen Fahrt unter Deck aufzuhalten. Als freier Bürger Turais muss ich natürlich nicht tun, was der Vizekonsul verlangt, aber ich will ihn auch nicht unnötig verärgern. Wenn wir wieder in Turai sind, könnte er mir das Leben sehr schwer machen. Im letzten Jahr habe ich einige gute Aufträge für Zitzerius erledigt und dadurch mein Ansehen unter den Stadtbonzen aufpoliert. Aber wenn ich ihn oder den Prinzen beleidige, könnten sie meine Zulassung als Detektiv einkassieren, und dann stecke ich ganz schön in der Klemme.
Ich seufze. Es ist schon überraschend, mit wie vielen Schwierigkeiten ich mich in meinem Leben herumplagen muss. Ich hätte wirklich mehr studieren sollen, als ich jünger war. Dann wäre ich jetzt ein ordentlicher Zauberer.
Und was Prinz Dös-Lackal angeht: Der hat sich bis jetzt nicht einmal herabgelassen, mich zu besuchen. Genauso wenig habe ich eine formelle Einladung zu einer Audienz in seiner Kabine erhalten.
Mittlerweile habe ich Makri den Fall dargelegt. Normalerweise tue ich das sowieso, denn Makri ist eine sehr kluge Frau, aber ich hatte eigentlich vor, länger mit ihr zu schmollen. Da wir jetzt in dieser winzigen Kabine zusammenhocken, scheint es mir jedoch einfacher, ihre zahllosen Verrücktheiten einfach zu ignorieren und wieder gut Freund mit ihr zu sein.
Die Tatsachen, soweit Vases sie mir geschildert hat, sind verwirrend. Seine Tochter Elith-la-Gipt wurde bewusstlos am Tatort aufgefunden, der Baum war ziemlich stark beschädigt, und sie hielt immer noch die Axt in der Hand.
»Sagt sie denn, dass sie es nicht getan hat?«, will Makri wissen.
»Bedauerlicherweise nicht. Sie behauptet, sich an nichts erinnern zu können.«
»Das dürfte dir die Sache erheblich erschweren.«
Ich nicke. »Selbst wenn Elith die Wahrheit sagt und sich tatsächlich an nichts erinnern kann, bedeutet das noch lange nicht, dass sie auch unschuldig ist. Ich bin auf Kriminelle gestoßen, die all ihre Erinnerungen an das Verbrechen verdrängt haben. Vermutlich hat das etwas mit dem Trauma zu tun.«
»Also, was willst du unternehmen? Willst du die Tatsachen verbiegen? Das Wasser trüben, bis man nicht mehr genug Beweise findet, um sie zu verurteilen?«
»Nur als allerletztes Mittel. Ich werde zuerst wenigstens versuchen, die Wahrheit aufzudecken. Es besteht schließlich durchaus auch die Möglichkeit, dass sie es nicht getan hat. Mir kommt es vor, als habe da keine besonders sorgfältige
Weitere Kostenlose Bücher