Die Reise zu den Elfeninseln
ist?«
»Diese junge Elfe ist eine Spionin!«, rufe ich und werfe ihr einen finsteren Blick zu. »Deshalb kommt Ihr also jeden Tag hierher, hab ich Recht? Ihr haltet zweifellos Lord Khurd auf dem Laufenden. Makri, schick sie sofort weg.«
»Ich wollte sie doch gar nicht hier haben «, meint Makri, deren Verhalten der jungen Elfe gegenüber schlagartig abkühlt.
»Seid Ihr wirklich die Tochter des Elfenlords?«
»Ja. Seine jüngste Tochter.«
»Und warum arbeitet Ihr als Schiffsjunge? Oder müsste es Schiffsmädchen heißen?«
»Vielleicht SchiffsElfe?«, schlägt Makri vor.
Isuas kann daran nichts Anstößiges finden. Sie segelt schon seit einem Jahr unter ihrem Vater. »Er meint, das würde mich abhärten«, erklärt sie.
»Das klingt sinnvoll«, meint Makri. »Du bist ein ziemlich dürres Kind.«
Das wiederum scheint Isuas zu bestürzen. Vermutlich weiß sie längst, dass sie den Kürzeren gezogen hat, wenn es um Gesundheit und Kraft geht. Trotzdem macht mich ihre Anwesenheit misstrauisch. In Turai verdingen sich die jüngeren Töchter unserer Herrscher nicht als Schiffsjungen. Und auch nicht als Schiffsmädchen.
»Glaubt denn niemand, dass Elith unschuldig sein könnte?«
»Warum sollte das jemand tun? Sie hat das Verbrechen doch zugegeben.«
»Eigentlich nicht. Sie hat es nicht abgestritten. Das ist nicht dasselbe.«
Isuas scheint der ganzen Angelegenheit aber nicht allzu viel Bedeutung beizumessen. Ihr Interesse gilt eher einem von Makris Schwertern, das auf ihrer Koje liegt. Es ist eine dunkle, bedrohlich wirkende Waffe, die Makri aus den Orgk-Ländern mitgebracht hat.
»Ist das ein orgkisches Schwert?«, erkundigt sich Isuas ehrfürchtig.
Makris Antwort besteht aus einem zustimmenden Grunzen.
»So etwas habe ich noch nie auf diesem Schiff gesehen. Darf ich es anfassen?«
»Nur, wenn du deine Hand verlieren willst«, knurrt Makri. Sie hat es nicht gern, wenn man ihre Waffen betatscht.
Die junge Isuas zuckt entsetzt zurück. »Darf ich dann wenigstens zusehen, wie Ihr es sauber macht?«
Makri zischt etwas Rüdes.
»Darf ich es nicht wenigstens einmal kurz in die Hand nehmen? Bitte«, bettelt die junge Elfe.
»Ach, um Himmels willen, dann nimm das verdammte Ding doch«, gibt Makri grollend nach. »Hauptsache, du hältst endlich die Klappe, du Göre!«, murmelt sie. Dann stöhnt sie und beschwert sich über den rauen Seegang. Isuas streckt Makris Schwert vor sich aus und versucht, grimmig dreinzublicken.
»Könnt Ihr mich lehren, wie man kämpft?«, fragt sie mit leuchtenden Augen.
Makri erträgt es nicht länger, schnappt sich eine Sandale und wirft sie Isuas an den Kopf. Das Elfenmädchen quietscht und flieht in Tränen aufgelöst aus unserer Kabine.
»Das war ein bisschen sehr grob.«
»Grob? Sie kann von Glück reden, dass ich nicht das Schwert nach ihr geworfen habe. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe. Ich bin krank.«
Ich gehe und überlasse Makri ihrem Elend. An Deck treffe ich auf Zitzerius. Er weiß, dass mich der Tod des Seemanns neugierig gemacht hat, und das missfällt ihm. Der Regen zwingt ihn zwar, seine Amtstoga unter einem Umhang zu verstecken, aber er schafft es trotzdem, wie ein wichtiger Bonze auszusehen, der einem unglücklichen Untergebenen die Leviten liest, als er mich auffordert, meine Ermittlungen diesbezüglich einzustellen.
»Man hat mir nachdrücklich zu verstehen gegeben, dass die Elfen keine weitere Untersuchung in dieser Angelegenheit wünschen.«
»Ach ja? Und was gibt es sonst Neues? Bin ich hier etwa der Einzige, der glaubt, dass man diesen Todesfall untersuchen sollte? Ihr wollt mir doch wohl nicht geradeheraus verbieten, zu versuchen, Vases-al-Gipts Tochter von dem Verdacht zu befreien, das Verbrechen begangen zu haben, dessen man sie beschuldigt?«
»Ich glaube, Lord Khurd bereut bereits, dass er Vases-al-Gipt die Erlaubnis gegeben hat, die Ermittlungen über die Grenzen Avulas auszudehnen«, gibt Zitzerius statt einer Antwort zurück.
Zitzerius steht in dem einzigartigen Ruf, der letzte unbestechliche Bonze in ganz Turai zu sein. Trotz seiner berüchtigten Strenge ist er kein ungerechter Mann. Deswegen sagt er mir auch, dass er meinen Wunsch versteht, meinem Freund und Kriegskameraden zu helfen.
»Auch wenn ich es bedauere, dass Ihr auf dieser Reise dabei seid, ist mir klar, dass es schwierig für Euch gewesen wäre, Vases-al-Gipts Wunsch abzuschlagen. Freundschaftsbande wie diese sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber ich muss
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