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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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Reibung
    zwischen
    erstrebtem
    Wesensausdruck
    und
    eingewurzelten
    Hemmnissen, die der Persönlichkeitsentfaltung entgegenstehen. Das Fegefeuer ist die Konfrontation mit dem, was nur konfrontiert beziehungsweise zu Bewußtsein gebracht werden
    kann durch die Herausforderung, ihm entgegenzutreten. In
    dantes Bilderwelt ist die Besteigung des Berges der Läuterung
    das Symbol für das Fegefeuer. Psychologisch ausgedrückt: Es
    geht um den Mut zu sein, allen Widerständen zum Trotz der
    essentiellen Natur freien Lauf zu lassen. Psychotherapeutisch
    gesehen, zumal bei der Anwendung psychoaktiver Drogen,
    verläuft der Prozeß in dem sehr begrenzten sozialen Rahmen
    der Beziehung zwischen Patient und Therapeut, kann aber auch
    durch
    die
    Ausdrucksmöglichkeiten
    abstrakter
    Kunstmittel
    oder solcher aus dem schier unbegrenzten Bereich imaginativer
    Kreativität ergänzt werden. In der großen Bedeutung, die solche Aktivierung auf dem Gebiet der optischen oder dramatischen Darstellung für den Heilungsprozeß hat, ist der Grund dafür zu suchen, daß die Techniken der Gestalttherapie und der
    gelenkten Tagträume in diesem Buch so eingehend behandelt
    werden.
    Es scheint naheliegend, den Prozeß der Wandlung durch die
    unvermeidlich schmerzhafte Kontemplation jener zu transformierenden Aspekte verzerrter psychologischer Realität einzuleiten. Dennoch spricht eine Menge zugunsten eines entgegengesetzten Vorgehens in der Psychotherapie, nämlich: mehr Gewicht auf Entwicklung und Ausdruck der gesunden Aspekte der Persönlichkeit zu legen und, anstatt die alten Grundmuster
    auszulöschen, lieber dem Patienten zu helfen, die Realität fester in den Griff zu bekommen, und weniger die Analyse einer Phantomwelt
    fragwürdiger
    Bilder
    und
    Seinsinterpretationen
    auf die Spitze zu treiben. Im Bereich der Drogentherapie heißt
    dies, man sollte die Phase der visionären Erlebnisse nutzen.
    29

    Unter LSD und andere Drogen anwendenden Psychotherapeuten besteht kaum ein Zweifel darüber, daß manche von ihnen zu einseitig das Eintreten euphorischer Hochgefühle im Blick
    haben und den sogenannten »bad trip« als Fehlschlag und nicht
    als Anstoß zu seiner Verarbeitung sehen. Andererseits besitzen
    viele von ihnen sehr viel Erfahrung und Geschicklichkeit im
    Umgang mit pathologischen Symptomen und Konflikten, und
    dennoch wissen sie nicht, was sie angesichts von euphorischen
    Zuständen tun sollen, die in ihr Konzept nicht hineinpassen.
    Wenn beiden Drogenerfahrungen, den qualvollen wie den beseligenden, ein psychologisches Heilungspotential innewohnt, ist es sehr wichtig, über Anwendung und Erfolgsaussichten
    einer jeden Drogenart genau informiert zu sein und zu wissen,
    wie man am besten verfährt.
    Auf den ersten Blick scheint dies nur eine Frage der Technik zu
    sein. Ich jedoch meine, daß es eine Frage des Verhältnisses ist,
    in dem beide Arten von Erfahrungen zueinander stehen, und
    diese Frage ist wiederum nur ein Aspekt der umfassenderen
    Frage nach dem Verhältnis zwischen der heutigen Psychotherapie und jenen spirituellen Disziplinen und Forschensweisen, wie sie von Mystikern in ihren Schriften und Lehren beschrieben worden sind.
    Was nun das rechte Verständnis der Drogenerfahrungen und
    das Verhältnis zwischen Psychotherapie und spiritueller Forschung betrifft, so gibt es in dieser Hinsicht so viele verschiedene Ansichten und Meinungen, als stünde die menschliche Erkenntnisfähigkeit als solche zur Debatte. Am verbreitetsten
    scheint die Meinung zu sein, daß beide nichts miteinander zu
    tun haben und daß weder die eine noch die andere von entscheidender Bedeutung sei. Da sind denn jene, die die »transzendentale« Seite für ausschlaggebend, die psychiatrische Behandlung dagegen für eine ziemlich triviale Angelegenheit halten, und andere wiederum, die allem »Mystischen« von vornherein
    Mißtrauen entgegenbringen. Oder sie meinen, dies sei zwar
    kulturell interessant, doch irrelevant für die hohe Zielsetzung
    der geistigen Heilung. Psychotherapeuten wie fromm, benoit
    oder nicoll, die die Bedeutung der spirituellen Disziplinen für
    ihr Arbeitsfeld erkannt haben, oder an Psychotherapie interessierte religiöse Denker wie watts sind eine Minderheit, und ihre Zahl schrumpft noch, wenn wir nach denen Ausschau
    halten, die definitive Vorstellungen von den Zusammenhängen
    haben, die zwischen den beiden Gebieten bestehen.
    30

    Aus meiner Sicht sind »Psychotherapie« (recht verstanden)
    und »Mystik« oder

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