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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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Purgatorium, solches Erleben des Samadhi
    vor der Erleuchtung oder die Erfahrung der Gnade vor der
    mystischen
    Vereinigung,
    also
    exzeptionelle
    Bewußtseinszustände vor der vollen Entfaltung der geistigen Reife nicht nur
    mittels spezieller Praktiken angestrebt, sondern auch als Anstoß zur Wesensänderung betrachtet.
    Diese
    zweifache
    Betrachtungsweise
    sollte
    meiner
    Meinung
    nach auch in bezug auf die durch psychoaktive Drogen bei
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    manchen Personen hervorgerufenen visionären Erlebnisse Anwendung finden. Häufiger als Meditationen und andere Rituale können sie ohne Fegefeuer den Himmel erschließen und Zustände der Einsicht in universelle Wahrheiten herbeiführen, die letztlich auch Gegenstand aller religiösen Mysterien sind, und
    das ohne schmerzliche Kontemplation der persönlichen Unzulänglichkeit oder Änderungsbemühungen. Diese Art der Erfahrung mag das Individuum zur Selbstüberhöhung, Selbst-gerechtheit und Stagnation treiben oder Persönlichkeitsveränderungen zur Folge haben. Sie kann ihm aber auch als Licht den Weg weisen.
    Was man auch alles über den therapeutischen Wert visionären
    Erlebens sagen kann, meiner Meinung nach hat die Ansicht
    (siehe ausführlich darüber im 3. Kapitel) etwas für sich, daß
    Persönlichkeitsveränderungen
    und
    visionäre
    Erfahrungen
    zweierlei sind, in welchem Zusammenhang sie auch immer
    stehen mögen. Beide können sie jeweils ein Schritt zum anderen hin sein, doch sollte man sich vor Augen halten, daß eine
    »Mystische Erfahrung« zum Beispiel lediglich die psychische
    Gesundung unterstützen kann (indem sie dem Individuum beispielsweise eine übergeordnete Perspektive im Blick auf seine Probleme vermittelt), während seelische Gesundheit lediglich
    die Aufnahmebereitschaft für eine vertiefte Realitätserfahrung
    vermehrt, die der Kern visionären Erlebens ist.
    Die Tatsache, daß die bisweilen mit Hilfe von Drogen der einen
    oder anderen Art erreichten »mystischen Erfahrungen« sich im
    allgemeinen weniger auf das Leben der betreffenden Person
    auszuwirken scheinen als spontan auftretende Erscheinungen
    dieser Art (oder solcher, die aus systematischen spirituellen
    Disziplinen resultieren), hat oft die Frage ausgelöst, ob beide
    tatsächlich ein und derselben Natur seien.
    Es ist nur natürlich anzunehmen, daß ein spontanes religiöses
    Erlebnis dauerhaftere Wirkung haben wird als ein mit Hilfe
    äußerer Mittel herbeigeführtes, denn schon allein das Auftreten jenes spontanen Erlebens ist ein Anzeichen dafür, daß die Persönlichkeit dieser Erfahrung oder den sich ergebenden Implikationen menschlich gewachsen ist. Je mehr äußere Mittel -
    chemischer oder anderer Natur - zu ihrer Herbeiführung notwendig sind, desto eher kann man auf psychologische Hindernisse schließen, auf eine Deckungsungleichheit der Wertungen, Motivationen und Einstellungen bei normalem und anormalem
    Zustand. Stellen wir uns jedoch die künstlich ausgelöste
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    visionäre Erfahrung als momentane Befreiung aus dem Gefängnis der strukturbedingten Konflikte der Normalpersönlichkeit vor, dürfen wir ihren Wert darin sehen, daß sie einen Vorgeschmack der Freiheit und eine erweiterte Lebensperspektive vermittelt. Sie wird ein Schritt zur dauernden Befreiung des solchermaßen Gefangenen sein, indem sie den Anreiz vermehrt, die idealisierten Vorstellungen seiner Gefangenenperspektive erschüttert und ihm wertvolle Orientierungshilfe und Aufschlüsse aus transzendenten Quellen für seinen Weg in
    die Freiheit gibt. Viel hängt davon ab, wie sich der Gefangene
    verhält, wenn die Tür zu seiner Zelle eine Zeitlang unverriegelt
    bleibt. Im einen Fall mag er die Tür nicht einmal aufstoßen, da
    er im Schlafzustand lebt oder Angst hat vor dem Leben jenseits
    der Mauern, von denen umfriedet er zu leben gewohnt ist. Im
    anderen Fall mag er hinausgehen um sich Nahrung aus einem
    benachbarten Zimmer zu holen, oder auch nur um ein paar
    Schritte zu tun und sich der ungewöhnlichen Landschaft zu
    erfreuen. Oder er mag sich allem anderen voran darum bemühen, seine Zeit zu nutzen, um sich dauernde Freiheit zu sichern.
    Er mag nach Hilfe suchen oder nach Instrumenten, damit er die
    Gitter durchbrechen kann, sollte er erneut in Gefangenschaft
    geraten, oder sich gar um die Anfertigung eines zweiten Schlüssels zum Türschloß bemühen.
    Mit anderen Worten, die künstlich herbeigeführte Ekstase ist
    als Zustand zu verstehen, der durch eine vorübergehende Aufhebung der Hindernisse

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