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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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Erfahrungsfähigkeit zu
    steigern, erheblich erleichtert, wobei der vertiefte Einblick in
    ihre Symbolik und Metaphorik die Erarbeitung ihrer Bedeutung begünstigt.
    Bilder und Träume
    Überwiegen bei den von der Droge MMDA ausgelösten Symptomen die bildlichen Erlebnisse gegenüber den psychosomatischen Erscheinungen, dann kann man in dem, was diese Bildersprache vermittelt, den »Königsweg ins Unbewußte« sehen.
    Denn tatsächlich können sich von innen her bestimmte Hinweise auf die Bedeutung der Bildszenen herausschälen, vorausgesetzt, daß man ihnen Beachtung schenkt. Die erste Aufgabe des Therapeuten wird gewöhnlich darin bestehen, dem Patienten behilflich zu sein, seine Wahrnehmung auf die abrollenden Szenenfolgen zu zentrieren, damit er sich ihrer bewußt wird und
    später der Einzelheiten erinnert.
    Das folgende Beispiel entstammt einer Sitzung mit einem sie-
    benundvierzigjährigen Mann, der die meiste Zeit mit geschlossenen Augen angenehm entspannt dalag und vermutlich sehr wenig bewußt von dem aufnahm, was er sah. Als ich ihn an
    einem bestimmten Punkt befragte, schilderte er mir eine von
    drei Szenen, derer er sich nach der Sitzung noch zu erinnern
    vermochte. So beschrieb er sie am Tage darauf:
    »Ich sah ein Kamel, das von einem Engländer, einem mageren sherlock holmes-Typ, geführt wurde. Er befand sich auf einer Weltreise. Ich habe keine Ahnung, weshalb der Engländer das Kamel am Halfter zog. Es trug keine Last. Vielleicht war der Mann ungeduldig und meinte, er müsse das Kamel voranzerren, um weiter zu kommen. Mein Körper
    bewegt sich immer sehr langsam, kann nicht anders, und ein
    Großteil meiner Arbeit kann ich anscheinend nur in Etappen
    erledigen, mit langen Ruhepausen dazwischen . ..«
    Neun Tage später schrieb der Patient über diese Szene folgendes nieder, was deutlich erkennen läßt, daß seine Assoziationsfähigkeit nach einer Zeit der Verinnerlichung beträchtlich zugenommen hatte: 120

    »Was ich zuerst gesagt habe, drückt kaum aus, was ich jetzt
    zu dieser Szene empfinde: Der Engländer macht eine Weltreise, reitet aber nicht auf dem Kamel, sondern ist so töricht, es hinter sich her zu zerren. Denn er ist ungeduldig. Der
    Engländer, der bin ich. Er hat eine ziemliche Hakennase, was
    sehr oft betont wird. Tatsächlich halte ich alle Engländer für
    Narren: Sie haben nichts als ihr Cricket im Kopf, während
    ringsum ihre Welt auseinanderbricht, und spielen mit niemand anderem, nur unter sich. Das Kamel ist der Teil von mir, der mich hinübertragen könnte. Es symbolisiert die
    Weisheit des Ostens. Die Idee vom Selbst, vom Königreich
    Gottes in uns, ist mir vertraut. Im täglichen Leben sieht es so
    aus, als glaubte ich nicht daran: Ich fühle es nicht in mir und
    projiziere es auch nicht nach außen . . . Was das Kamel
    betrifft, glaube ich, daß ich mir in diesem Leben nicht erlauben kann, es zu besteigen und mich auf die Reise bringen zu lassen. Ich tue so, als gäbe es kein Selbst, das mich tragen kann; ich empfinde nur geringe Anzeichen verborgener Spontaneität. Jedoch wird es mir immer unerträglicher, bei der Erledigung der Dinge von anderen abhängig zu
    sein.«
    Was sich therapeutisch aus dieser Bereitschaft, die Symbolik
    des Erschauten zu deuten, implizieren läßt, liegt auf der Hand.
    Und da sie häufig spontan auftritt, kann man sie als kognitiven
    Aspekt der Beschreibung der MMDA-Erfahrung bewerten.
    Gerade in diesem engen Beieinander von visueller und begrifflicher Wahrnehmung ist der Grund dafür zu sehen, daß manche Patienten alles daran setzen, bestimmte Aspekte ihres Innenlebens nicht in bewußt wahrgenommenen Bildern Ausdruck finden zu lassen.
    Hat man es während der Sitzung mit bildlichen Manifestationen
    zu tun, sollte man. wie bei den psychosomatischen Symptomen,
    darauf hinarbeiten, zu dem in den visuellen Symbolen verschlüsselten
    Erleben
    vorzudringen.
    Kontemplation
    allein
    dürfte zu diesem Zweck nicht ausreichen; andererseits kann die
    Identifikation mit den Charakteren oder Gegenständen seiner
    Fantasien dem Patienten helfen, sich von Projektionen zu befreien und auf diese Weise einen von ihm bislang nicht eingestandenen Teil seines Selbst zu entdecken.
    Dies war zum Beispiel der Fall bei einer weiblichen Patientin,
    einer Frau, die im Trancezustand beim Anblick eines Clowns
    Abscheu empfand, jedoch bei der versuchten Identifizierung
    121

    mit ihm plötzlich in Panik geriet und laut aufschrie: Es war ihr
    vorgekommen, als sei sie wie

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