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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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doch es genügt nicht, Inkubator zu sein«?
    P.: Mein Leben lang habe ich nicht bemerkt, daß ich dieser
    Brutkasten bin. Was ich zu tun versuchte war, zu erreichen, daß der Brutkasten tat, was eigentlich das Baby tun sollte, anstatt zu warten, bis jemand kommt und es aufnimmt, und es ist interessant, daß ich an keinem Punkt das Gefühl hatte, das Baby werde aufwachen und die Tür
    öffnen. Es muß etwas von außen geschehen.
    A.: Wenn man ein Inkubator ist, gibt es da etwas, was ein
    Agieren von außen nahelegt?
    P.: Ich bin das Agieren von außen, sagen Sie?
    A.: Der Inkubator ist ein Agieren von außen, eine Menge
    Agieren, eine Menge Manipulation der Apparatur in
    jenem Raum, jenem keimfreien Raum. Er ist ganz und
    gar Aktion von außen, die sich ganz und gar auf das Baby
    zentriert, als sei das Überleben des Babys ohne eine
    solche Bebrütung nicht ausreichend gesichert.
    P.: Nun, es fühlt sich so an: Ich bin zu einem bestimmten
    Zweck aufgestellt worden: alles normal und konstant zu
    erhalten. Wenn ich es nicht tue, versage ich. Und als
    Inkubator verfüge ich nicht über einen eigenen freien
    Willen, und so muß ich warten bis jemand von draußen
    etwas durch mich zu bewirken versucht, ob es das öffnen
    der hermetisch verschlossenen Tür ist oder die Veränderung einer der Konstanten. Ich habe keine Ahnung, ob das Kind das nun braucht oder nicht, weil ich darüber
    wahrhaftig nichts weiß.«
    Das Band läuft noch lange, was erkennen läßt, daß wir in einen
    Engpaß gerieten, der in der Sitzung nicht überwunden werden
    konnte: Das »Baby« im Patienten will heraus, will leben, wird
    aber nicht um Hilfe schreien oder Verzweiflung empfinden ,
    weil es nicht raus kann. Doch kann es allein durch das Gefühl
    befreit werden, denn es sind die Gefühle des Patienten, die hier
    verschlossen liegen und durch das Denken und die Selbstmanipulation (Inkubator) des Patienten verdrängt wurden. Nachdem diese Situation aufgedeckt worden war, wurde das Problem direkt in einem Encounter des Patienten mit seiner Frau angegangen. Durchgehend vermochten sie lediglich ihre momentanen Gefühle zu äußern (d.h., unter Hintansetzung ihrer 126

    Meinungen, ihrer Deutungen, ihrer Gedanken und Urteile).
    Dies war nicht nur dem Patienten von Nutzen, sondern auch für
    die Kommunikation zwischen den Eheleuten sehr lohnend.
    In Fällen, in denen nicht nur Gefühle und physische Symptome,
    sondern auch die Bildersicht und das Kommunikationsbedürfnis gering sind, kann ein früherer Traum des Patienten als therapeutische Ausgangsbasis dienen. Die unter Wirkung von
    MMDA gesteigerte Fähigkeit zur Bildersicht erleichtert es dem
    Patienten, sich seine Träume in Erinnerung zu rufen und sie als
    im Gange befindlichen Prozeß aufzufassen, während die ebenfalls gesteigerte Fähigkeit, Metaphern und Symbole zu lesen, die Erschließung ihrer Bedeutung erleichtert.
    Der nun folgende Ausschnitt aus einer Sitzung eines jungen
    Psychiater-Kollegen soll die vorangegangenen Beispiele für
    den Umgang mit Bildern ergänzen, da es den Prozeß der »Begegnung« der verschiedenen Unter-Ichs des Patienten, wie sie sich in den vielfältigen Traumelementen darstellen, verdeutlicht. Diese Methode ist allen Arten der Gestalttherapie gemeinsam, ist aber noch kaum beschrieben worden, und in Verbindung mit MMDA (und Ibogain) kann sie sich als so nützlich erweisen, daß sie eine ausführlichere Beschreibung verdient.
    Der Traum, der in dieser Sitzung erforscht werden sollte, bestand in einem einzigen Bild, das der Patient vor Einsetzen der Drogenwirkung schilderte, denn dieses Bild entstammte einem
    Traum, an den er sich als Ganzes nicht mehr zu erinnern vermochte: Er sah einen Plastikbeutel voll Wasser, an dessen Innenseite sich ein Krebs festklammerte.
    Der Patient wurde vom Arzt zunächst angewiesen, dieses
    Traumgesicht in Beziehung zu seinem Leben zu bringen und in
    dem Krebs sich selbst zu sehen. Darauf entgegnete er: »Dies ist
    mein Dasein. Ich bin ein Krebs im Sack. Ich klammere mich
    fest. Ich kann mich nicht rühren. Ich ziehe den Kopf ein.«
    Dies hatte durchaus seinen Sinn, denn auch im Wachzustand
    fühlte er sich wie gelähmt. Als der Arzt ihn aufforderte, sein
    Krebsdasein zu schildern, wird ihm schlagartig klar, daß seine
    Isolation nicht auf den Sack zurückzuführen ist, sondern auf
    den Panzer, der den Körper des Krebses umschließt. Er reagiert
    mit dem Wunsch, sich von ihm zu befreien und mit seinen
    Mitmenschen in unmittelbaren

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