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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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ein kleines Kind in die Luft
    geschleudert worden. Plötzlich wurde ihr klar, daß man, wie mit
    einer Puppe, mit ihr gespielt hatte, daß sie sich diese Rolle
    tatsächlich angeeignet und ihr Leben lang den Clown gespielt
    hatte, um den anderen zu gefallen. Doch hatte sie dabei fortwährend unter dem Gefühl gelitten, daß ihre wahren Impulse unterdrückt wurden, und sie empfand tiefe Einsamkeit bei dem
    Gedanken, daß niemand sie brauche, es sei denn zum Amüsement.
    Dieser Reaktionsablauf läßt erkennen, daß der Gewinn des
    MMDA für die Therapie nicht nur in der Aufdeckung eines
    wichtigen Schlüssels (das Bild des Clowns) zum Konflikt der
    Patientin bestand (sie »spielt« den Clown, möchte aber geliebt
    werden, wie sie ist). Nachdem sie diesen Signalknopf einmal
    betätigt hatte, änderte sich die Qualität ihrer Drogenerfahrung:
    Ihre Gefühle waren freigesetzt worden, und von der Reaktion
    auf visuelle Erfahrung schwenkte sie zur gefühlssteigernden
    über (sie fühlte sich wie ein Gegenstand in die Luft geschleudert). Dieses unangenehme Gefühl, wie ein Gegenstand behandelt zu werden, führte zum bewußten Erkennen: Sie selbst machte sich zum Objekt, indem sie sich ihrer Umwelt als solches präsentierte. Zu guter Letzt trat ein neues Gefühl auf den Plan: Sie wollte das gar nicht; sie wollte geliebt werden. Aufschlußreich war, daß sie nach der Sitzung etliche Tage an starkem Nahrungsbedürfnis litt, das bei einem späteren Therapiegespräch schlagartig verschwand: Es gelang ihr, ihr Verlangen nach Liebe voll und ganz zu akzeptieren. Dieser Prozeß darf in
    seiner Gesamtheit als Aufstieg aus der erlebnisarmen MMDA-
    Reaktion von Typ 3 betrachtet werden, obwohl die MMDA-
    Reaktion erst nach Abschluß der Sitzung eintrat.
    Diese gedrängte Darstellung mag vielleicht die Art und Weise
    des Eingreifens in den Ablauf des Prozesses, der zur Entsymbo-
    lisierung der Bilderfahrung führte, zu arg simplifizieren. Es
    kann notwendig werden, ein Bild wieder und wieder ins Bewußtsein zu holen, seine Transformationen zu verfolgen und die Empfindungen des Patienten aufmerksam zu registrieren,
    während die auf der Szene auftauchenden Objekte oder Personen identifiziert und an diesem oder jenem Punkt interpretiert werden müssen und so weiter.
    Der im folgenden wiedergegebene Ausschnitt aus der Niederschrift einer unter Droge aufgenommenen Tonbandaufzeich122

    nung, bei der es nicht zur erwarteten Gefühlsexplosion kam,
    soll als Beispiel für die detaillierte Exploration eines Bildes
    dienen und zeigen, wie weit man mit Hilfe eines nicht-interpre-
    tativen Vorgehens bei der Deutung gelangen kann.
    »Arzt: Wir wollen uns jetzt mit diesem Bild befassen. Könnten Sie dieser Ort sein, in den Sie eintreten?
    Patient: Dieser Ort sein ?
    A.: Ja, sagen Sie mir wie es ist, dieser Ort zu sein.
    P.: Da gibt's für mich ein Problem, weil ich nicht weiß, was in
    ihm ist, ehe ich ihn nicht öffne. Um diesen Ort zu finden,
    muß ich wissen, was in Babys drin ist. Recht so? Welches
    soll ich mir vornehmen?
    A.: Welches Sie wollen.
    P.: Okey. Ich bin dieser Ort, und drinnen ist dieses Baby,
    und ich warte, daß jemand kommt und die Tür öffnet und
    es herausnimmt. Und ich versuche irgendwie aufzupassen. Ich bin neugierig darauf.
    A.: Können Sie mir erzählen, w/eSie sind? Könnten Sie sich
    selbst beschreiben?
    P.: Nicht allzu gut. Aber ein Teil von mir blickt nach drau
    ßen. Außerhalb von mir ist Licht, strahlendes Licht, eine
    schöne Außenwelt, und ich bin eine Art Schild, der das
    Draußen nicht nach drinnen lassen will. Das Drinnen ist
    amorph, schwarz, neutral, nichts von Gefühl, aber doch
    das Gefühl, ausgeschlossen, gestoppt zu sein, als ob ich
    auf jemanden warte, der dieses Baby hochnimmt und
    rausbringt, und es scheint gewissermaßen meine Aufgabe zu sein, dieses Baby vor der Außenwelt abzuschirmen, es sozusagen kühl zu lagern.
    A.: Es kühl zu halten. Sehen Sie einen Sinn in dieser Rolle
    Ihres Selbst, in ihrer Beschützerfunktion?
    P.: Meinen Sie mein normales Ich oder mein jetziges in
    diesem Augenblick?
    A.: Nein, in Ihrem täglichen Leben. Sehen Sie sich als etwas,
    das einen sehr kostbaren Teil abschirmt?
    P.: Das ist sehr interessant. Meine Tendenz, oh, sie wird
    ziemlich stark, glaube ich, sobald ich mir klar werde, wie
    ich es bekommen kann, wird meine bewußte Tendenz die
    sein, hineinzugehen und es aufzunehmen und es recht
    schnell herauszuholen, wahrscheinlich schneller als ich
    sollte.
    A.: Wieder

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