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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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gehört.«
    »Es ist wohlbekannt«, fuhr de-Panltatol fort, »daß solche Geschichten immer eindrucksvoller werden, je näher man ihrem Ursprung kommt - oder sie verstummen völlig.
    Die Geschichte, von der ich spreche, wird in hundert Städten und Dörfern des Nordens immer wieder erzählt. Seit mehr als fünfzig Jahren habe ich ihr schon gelauscht. So faßte ich schließlich den Entschluß, sie bis zu dem letzten, der sie erzählte, zurückzuverfolgen. Statt dessen zog sie mich immer weiter, lockte mich weiter nach Norden; manchmal roch die Geschichte nach Wahrheit, häufiger nach den Verbrämungen einzelner Dörfer - aber ganz habe ich sie nie aus dem Auge verloren.
    Ich zog weiter, als Landkarten und Handelswege führen, immer weiter den Barshajagad hinauf, folgte dem Strom Skar und verließ ihn an manchen Orten, um Seitentäler zu erkunden. Und dann schritt ich - ich, Bril de-Panltatol - selbst auf der gefrorenen Fläche des Guntali!«
    Jetzt übertönte ein kaum verhohlenes Lachen die geflüsterten Bemerkungen. Das Guntali-Plateau, wo alle großen Flüsse der Welt ihren Ursprung hatten, die sich in den einen großen Ozean Groalamasan ergossen, war so hoch und kalt, und die Luft war dort so dünn, daß kein Mai auf ihm reisen konnte. Und doch behauptete der alte verrunzelte Händler ebendies getan zu haben.
    Ebenso wie seine Händlerkollegen und Zanural, hielt de-me-Halmur das für unmöglich, lachte aber nicht. Er war nicht Moyt von Po Rabi geworden, indem er ohne gründliche Untersuchung Absurditäten von sich gewiesen hatte.
    »Soll dieser doch fortfahren, sich als ein Narr zu erweisen. Wir wollen kein Urteil über ihn fällen, bis er seine Geschichte beendet hat.«
    »Selbst über den fernen Hochac hinaus zog ich«, sagte de-Panltatol, dessen Atem jetzt schwerer ging, »und meine Reise fing erst an. Ich verlor Bedienstete und Begleiter, bis ich mich gezwungen sah, allein zu reisen, weil niemand in meiner Gesellschaft weiterziehen wollte. Alle hielten mich für wahnsinnig, müßt ihr wissen. Viele Male wäre ich beinahe zugrunde gegangen. Doch die Gerüchte und der Fluß zogen mich weiter.«
    »Weiter wohin?« schnaubte ein anderer Zanural spöttisch.
    Der Alte warf einen Blick zur Seite und schien aus dem Spott neue Kraft zu ziehen. »An den Ursprung all der Geschichten und Lieder. Ins Land der Toten. In den Teil der Welt, wo Dämonen und Ungeheuer hausen. Auf den Gipfel der Welt, ihr edlen Zanural.«
    Diesmal war das Gelächter nicht mehr zurückzuhalten; doch das schien dem alten Händler nichts auszumachen.
    »Ich fand die Stadt der Toten. Ich, Bril de-Panltatol! Und ich habe ein Stück von ihr mitgebracht.« Er runzelte die Stirn, und sein Atem rasselte kläglich. »Ich kann mich sehr gut an die Zeit erinnern. Mein Geist war von alldem, was ich erlitten hatte, schon abgestumpft. Ich weiß selbst nicht, wie ich es schaffte, am Leben zu bleiben. Aber ich zwang mich, wieder ein Boot zu bauen. Ich glaube, ich habe viele Boote gebaut. Es fällt schwer, mich daran zu erinnern. Das, was ich brachte, verbarg ich unter einem Ballen Salpfellen und habe es den ganzen Weg flußherunter gebracht, bis in meine Heimat, nach Po Rabi.«
    De-me-Halmurs schwarze Augen flackerten. »Eine höchst interessante und unterhaltsame Geschichte, de-Panltatol. Aber solche Geschichten von Dämonenstädten sind immer unterhaltend. Ich hoffe, du bist ein besserer Händler, als du ein Geschichtenerzähler bist.« Höfliches Lachen der anderen Mitglieder des Zanur schloß sich an.
    »Und deshalb hast du unsere Konferenz unterbrochen?« erregte sich ein anderer Zanural zornig. »Wenn das alles ist, so kann ich dir versprechen, daß dein Alter dich auch nicht retten wird.«
    »Ich kann dem, was ich euch erzählt habe, nur eines hinzufügen«, sagte der Händler erschöpft. »Dafür habe ich meinen Geist und meinen Körper ruiniert, so daß es jetzt nur noch wenig gibt, womit ihr mir drohen könnt. Mein Triumph wird nur von kurzer Dauer sein, und ich werde den Sitz in der Zanur nicht kaufen können, nach dem ich mich gesehnt habe.« Einige der Zanural murmelten beleidigt - am lautesten diejenigen, deren Vermögen die kleinsten waren. »So will ich euch meine Geschichte hinterlassen und mit ihr jenes Ding, und dann sollt ihr darüber bestimmen, Zanural der Stadt, ob man mich für würdig gehalten hätte und von hinreichendem Wohlstand, um unter euch zu sitzen.« Er drehte sich um und blies auf einer kleinen Knochenpfeife, die an einer Schnur

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