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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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beiden Ufern des gewaltigen Chihuahua, der nach Osten in den Mirzamischen Ozean floß. Über die Farben der Dämmerung schrieb das Lexikon ,
     
    sie seien vor allem in der Nordhemisphäre ein unbeschreibliches Schauspiel und haben zusammen mit den unterschiedlichen Leuchteffekten der drei Monde zur Ausbildung eines speziellen Farbenvokabulars geführt; eine periodisch ergänzte dünne Schicht rötlich-ockerfarbenen Staubs aus Vulkanausbrüchen spielt hierbei eine Rolle.
     
    Der zuständige Vulkan hieß Goofy, was Carteret billigte. Eine Eintragung über die arktische Insel Rüden amüsierte ihn:
     
    im Mündungstrichter des Höng, dessen warme Wasser hier die nördliche Eiskappe buchten. [ … ] Der Hauptort Welping ist eher eine Pelzjägerstati on; hier erbeutet und stapelt man die kostbaren grüngoldenen Schuppenfelle der Hundinen: Nordmeerechsen, die sich an Rüdens Küsten zu lautstarker Fortpflanzung versammeln.
     
    Andere Namen stellten ihn vor Probleme. Orte wie Hunhau und Legba überforderten seine Bildung wie die des kompakt , der aber immerhin bei der im Mirzam liegenden Insel Tofago zu der Annahme riet, es könne sich um eine »pseudokaribische Schwundstufe« von Ptoophagos handeln, der einer der mythischen Begleithunde des Jägers Orion gewesen sei. Kurz vor Erreichen des Dingo-Systems fand Carteret auf der Mercator-Projektion des Planeten den Ort Perro Largo zu Füßen der hyrkanischen Chacalero-Kette; die beiden Siebentausender, die die Stadt überragten, hießen Corgy und Bess, was ihn begeisterte; und seine Heiterkeit war vollkommen, als er feststellte, daß zu den Tieren, deren Import oder Züchtung auf Garm aus ökologischen Gründen untersagt war, Hunde gehörten.
    All dies half ihm jedoch nicht weiter. Der Fall, den er klären sollte – wenn es denn ein Fall war, kein Unfall –, wurde nicht klarer durch Informationen über Garm und den Satelliten. Die Liste der beim Unfall (?) beschädigten und zerstörten Waren las sich beinahe anmutig, er wußte jedoch bei den wenigsten Dingen, um was es sich handeln mochte: Filigrankristalle, Seelenkot, Hauchgas, Metachips, Astralstaub, Morgentau, Pitasäure, dehydrierter Teckelton … Parakosium, ein instabiles metallisches Element, war ihm zumindest als Name geläufig.
    Auch die geschädigten Firmen sagten ihm nichts. Einige schienen auf Garm zu residieren, andere Firmensitze waren Punay, Astiriala, Tulum, Kurultai, sämtlich Wel ten des Moreira-Clusters, der auch als Manchester-Cluster oder Moneten-Cluster bezeichnet wurde, Paradies für Verfechter eines unkontrollierten Kapitalismus. Die meisten Planeten des Sternhaufens hatten keinerlei (oder nur sehr lasche) Wirtschaftsgesetze, zogen Kapital aus dem gesamten Commonwealth an und befanden sich seit etwa dreißig Jahren in einem permanenten Superboom; allerdings verging auch kaum ein Monat ohne Meldungen über Unregelmäßigkeiten, Skandale, Zusammenbrüche oder ökologische Katastrophen.
    Interessant wiewohl rätselhaft war der Zeitschriftenartikel, den er mehrmals las. Dabei vermißte er Teil I schmerzlich, in dem vermutlich etliche Mysterien erläutert worden waren, auf die Teil II sich wie auf Bekanntes bezog. Carteret hätte gern gewußt, was er sich unter den »Kynasten« vorzustellen hatte, deren »uralte Clan-Kastelle meist an den reizvollsten Punkten der weitläufigen Domänen stehen«, und wer oder was die »Nomen« waren, die unter »schnappendem Schmatzen auf den clandestiny genannten Gerüsten die dort ausgelegten Leichen entsorgen und so deren Gebein für die Verwendung beim Ausbau der Ahnenluge oder Knochentürme reinigen«. Die vornehmlich aus Echsen bestehende Fauna von Garm wurde als »von blutrünstiger Opulenz« bezeichnet; man zitierte Äußerungen trophäensüchtiger Großjäger, die den Säbelzahnfirp von Karagukh und selbst den mörderischen Shihueti von Shilgat »Schoßtierchen verglichen mit dem Tsaozel« nannten. Wie Carteret dem teilweise abgedruckten Werk eines anonymen Balladisten entnahm, pflegte der Tsaozel zu balzen, was immer man sich darunter vorzustellen hatte.
    Nicht weniger undurchsichtig war im gleichen Heft ein Artikel über finanzielle Machenschaften auf den Moreira-Welten, unter dem netten Titel Laster im Zaster-Cluster . Er las ihn etwas aufmerksamer, wegen der in den Canistra-Unfall verwickelten Firmen. Und wegen einer Meldung, die sich unter den vom kompakt gespeicherten Aktualitäten fand. Auch sie betraf einige der Geldwelten und einen Beschluß des

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