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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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verstanden.«
    »Tabernickel?« Sie überlegte einen Moment. »Genau weiß ich’s nicht, aber ich glaube, das ist eine der Bezeichnungen für diese Ahnentürme, die Knochentürme, du weißt schon. Auf den alten Domänen.«
    »Paßt zu den anderen Stichwörtern. Ahnenschwund und domänologische Abstrusität und so was. Beintrift?«
    Sie hob die Schultern. »Hat auch was mit den Knochentürmen zu tun. Da gab’s in den frühen Jahren mal Auseinandersetzungen, Clan gegen Clan, mit gegenseitigem Klauen der Ahnenknochen. Das haben die Beintrift genannt. Netter Euphemismus.«
    »Ich hab letzte Nacht über Besitz nachgedacht. Wenn auf Canistra ein Verbrechen passiert ist … Es gibt ja immer nur ein paar Motive: Geld, Macht, Liebe, so was. Liebe seh ich in den verwüsteten Lagerhallen oben eigentlich nicht.«
    »Ich weiß nicht, was die in den Quartieren so machen.«
    »Turko Asperny hatte angeblich keine Feinde. Setzen wir einen Anschlag voraus, also Absicht statt Unfall, dann kann das nicht gegen Asperny gerichtet gewesen sein. Gegen wen? Der Satellit ist haftpflichtversichert, bei der Fortunay. Hat jemand was gegen die Versicherung? Kaum. Bleiben die Waren. Die von Garm und die anderen. Der einzige Zufallshinweis, wenn es einer ist, hängt mit der Säure zusammen.«
    »Pitasäure. Aber …« Sie schüttelte den Kopf, langte nach der Thermoskanne und schob ihm einen Becher hin. »Das haben wir doch schon beredet. Der Hauptschaden ist im Vakulager entstanden, die großen Beträge. Daß da ein Säurebehälter defekt war …«
    »Trotzdem. Pitasäure aus Molossoi. Die Versicherungsdetektive haben in Kynoborg etwas gesucht; was auch immer, wir werden es von ihnen nie erfahren. Ihr Unfall, wenn es einer war, ist in dem Warenlager passiert, wo die Säure umgeladen wurde. Irgendwas geht in Molossoi vor – die beiden Kynasten haben auch von molossischer Sukzession geredet und von Auswirkungen oder nicht auf die Kynastenkammer.«
    Medina grinste; sie beugte sich vor und stützte das Kinn auf die gefalteten Hände. »Das ist eine Geschichte, die hier jeder kennt. Das Domänenhaus von Molossoi ist eines der schönsten, angeblich. Liegt an einer Gezeitenmündung; vom Salon aus kann der Clanchef die Sechzig-Meter-Wogen betrachten, wenn die Monde richtig stehen. Und tolle Wälder, Wildtiere, was man will. Jedenfalls – der derzeitige Kynast, Sargon kyn Bashtaban, hat vor nicht ganz zehn Jahren Geschäfte mit einem Bankherrn aus Chonti-Amentu gemacht, Alosio Dawson. Der hat ihn, eher im Scherz, gefragt, was er für das Haus haben will.«
    »Haus oder Domäne?«
    Sie blickte ihn beinahe empört an. »Die Domäne gehört dem Clan, ist nicht zu veräußern. Das Haus eigentlich auch nicht, aber darüber befindet der jeweilige Clanchef. Wie auch immer: Jeder Nachzügler auf Garm träumt davon, eines dieser Häuser zu besitzen.«
    »Also, Bashtaban und Dawson.«
    »Ja. Feilschen, sitzen, saufen; Dawson fragt spaßeshalber nach dem Preis, Bashtaban – damals gerade erst Kynast, nach dem Tod seines Vaters – sagt spaßeshalber eine Milliarde.«
    »Juj. Was wäre so etwas wert?«
    »Als Objekt woanders auf Garm? Hundert, hundertfünfzigtausend. Als Idee unbezahlbar. War ja auch nur ein Scherz – bis Dawson sagt: abgemacht, zehn Jahresraten.«
    »Gab es Zeugen?«
    »Nein. Ist auch unnötig. Ein Kynast kann nicht von seinem Wort zurücktreten, egal, wie scherzhaft es gemeint war. Und seitdem zahlt Dawson jedes Jahr hundert Millionen Drachmen. Die letzte Rate wird irgendwann um die Jahresmitte fällig. Dann kann er einziehen, und Bashtaban muß raus.«
    »Hmf. Kann es da einen Zusammenhang geben, mit Canistra?«
    »Wie denn?«
     
    Medina Cross lenkte den schweren Gleiter, über die Wipfel des Waldgürtels um Kynossa, über die Marktgärten und das vielfarbige Ackerland. Dann kamen die ausgedehnten, hügeligen Viehweiden, die in den Ausläufer der Pyrronischen Steppe weiter westlich übergingen. Auf dem Flug nach Kynoborg sprachen sie über die Möglichkeit, falsche Ausweise zu besorgen, irgendwo im Commonwealth. Unproblematisch, sagte Carteret, 1000 dr , vielleicht etwas mehr; ob man denn nicht feststellen könnte, welche Garmaten in den letzten Jahren auf welche andere Welt gereist seien?
    Medina gluckste. »Hunderttausend Händler, Touristen, Vagabunden … Das bringt uns nicht weiter.«
    In Kynoborg wurden Waren vom Oberlauf der Mauthe umgeschlagen und über Land nach Kynossa gebracht. Der Fluß, der weiter südöstlich in den Chihuahua

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