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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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münde te, entsprang im Norden in der Akela-Range und berührte die Domänen Molossoi, Keleban, Pyosnik, Kutyali, Baskerville, Katmir und Mastinado. Die Landverbindungen vom Norden waren kürzer, schnitten den großen Westbogen der Mauthe ab, durchquerten aber das Hochmoor von Lebrel, die Nochoi-Savanne, wo es von Tsaozels und anderen gefährlichen Echsen wimmelte, und die Blackdog Desert: nichts für Packtierkarawanen.
    Im Depot von Kynoborg wußte niemand etwas. Ohne große Hoffnung flogen sie zur kleinen Gemüse- und Geflügelfarm, die Aspernys Witwe von ihren Eltern geerbt hatte. Nyla Asperny vermißte ihn nicht. Sie war älter als Turko, herb, abgearbeitet.
    »Ich hab ihn doch eh kaum gesehen«, sagte sie, als sie Mungo und Medina zu einem hastigen Kaffee in die Farmküche lud. »Kein Verlust, wenn ich das so sagen darf. Wozu soll ich groß drumrum reden? Außerdem …« Sie ging zu einem Schrank, öffnete ihn und nahm ein in braunes Papier gewickeltes Päckchen heraus. »Das hier hab ich irgendwann Mitte März gekriegt, ich weiß nicht mehr genau wann. Ich weiß auch nicht, was ich jetzt da mit machen soll.«
    Sie öffnete die Verpackung; Carteret pfiff, und Medi na beugte sich vor. »Wieviel ist es?« sagte sie.
    Nyla Asperny hob die Schultern und starrte auf die Banknoten. »Eine Million Drachmen. Kein Absender, keinerlei Zustellung – das hat morgens hier in der Küche gelegen.«
    »Haben Sie irgendwen gesehen, der das hier deponiert haben könnte?«
    »Nee. Und was mach ich damit? Geld ist nett, aber wenn ich aufhör zu arbeiten, langweile ich mich. Ich könnte die Jungs auf die Uni von Kynossa schicken, aber die wollen nicht, wollen lieber jagen und reiten.« Wieder zuckte sie mit den Schultern.
    »Warum haben Sie das denn nicht gemeldet?« sagte Carteret.
    Sie starrte ihn verblüfft an. »Warum sollte ich?«
    Auf dem Rückflug hielt Medina ihm einen Grundsatzvortrag über das Rechtsempfinden der Garmaten und die Probleme der SIC-Arbeit. »Gesetze sind für die abstraktes Teufelszeug«, sagte sie. »Von irgendwem zur Gängelung der Individuen ausgeheckt.« Erst wenn jemand mit einem erlittenen Unrecht nicht selbst fertig werden kön ne, gehe er zu einem aboyeur , und erst wenn aboyeur und Friedensrichter nicht weiterwüßten, würde der SIC eingeschaltet, meistens zu spät. Oft verbäte sich ein Garmate aber auch jede Hilfe, weil er etwa den Mord an einem Verwandten selbst zu klären und zu regeln gedachte.
     
    Die nächsten beiden Tage mopste sich Carteret gründlich. Er streifte durch die Stadt, sprach noch einmal mit Lademeister Gulgen über Apalako und eine mögliche Manipulation der Geräte in der Zentrale. Ob Apalako zwischen dem Zeitpunkt des Alarms und Gulgens Eintreffen in der Zentrale Halle 17 hätte erreichen können, wo er sich aufhielt, als die Erfassung eingeschaltet wurde? Gulgen fletschte die gelben Zähne, sein Tigerschnäuzer sträubte sich.
    »Geht schon – halbe Minute oder so. Und jeder Trottel kann Knöpfe drücken, aber die Steuergeräte? Apalako war ein Vagabund, keine Ahnung von komplizierten Geräten.«
    Am Nachmittag des 19. April sah er in einem ruhigen Familiencafé, wie ein Kind unterm Tisch mit etwas fummelte; ein trockenes Klacken ertönte, alle Erwachsenen im Raum erstarrten und wurden kreideweiß; schließlich riß der Vater dem Jungen das Spielzeug aus der Hand und gab ihm eine Ohrfeige.
    Als er am nächsten Morgen Medina davon erzählte, zeigte sie ihm einen kleinen Film über die Sehenswürdigkeiten von Garm.
    »Das Klacken«, sagte sie, »ist der Balzlaut des Tsaozel. Sehr beliebtes Spielzeug bei den Kleinen, im Moment; Erwachsene geraten in Panik.«
    Auf dem Monitor bewegte sich fast katzenhaft eine große Echse, aufgerichtet auf den Hinterbeinen. Sie hatte blaugrüne Panzerschuppen, die hart und zugleich flexibel wirkten; der längliche Kopf mit eisigen Augen bestand zum größten Teil aus dem Maul mit etwa vier Dutzend nagelscharfen Zähnen; an den Klauen saßen jeweils sie ben fürchterliche, krumme Krallen.
    Medina sagte, Jäger aus dem Commonwealth zahlten sehr viel für eine Jagderlaubnis; das Tier sei aber nur am Kopf verletzbar und erlege auf Garm pro Jahr 100 bis 150 Menschen.
    »Vor sechs oder sieben Jahren ist mal einer in Kynossa aufgetaucht, bei Dreimond; dann sind die absolut wahnsinnig. Hat elf Leute zerfetzt, bis jemand ihn mit einem schweren Wagen plattmachen konnte. – Übrigens hat einer der ersten Jäger angeblich gesagt, dieses

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