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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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– wie weit von der Grenze des Commonwealth?«
    »In Lichtjahren, Parsek oder Etmalen, Gebieter?«
    »Du gehst mir auf die Nerven, Moloch. Lichtjahre.«
    »Knapp siebentausend.«
    »Aha. Weiter.«
    »Vater Igur Loredano, Mutter Tanuya Shariq. Keine Geschwister. Beide Eltern sind verschwunden, vermut lich tot. Vater war Fernhändler, unterhielt Beziehungen zu mehreren Commonwealth-Firmen. Sohn Hilaire hat örtliche Schulen besucht, vermutlich ohne Abschluß, und an Bord eines der Schiffe des Vaters gearbeitet.«
    Mit 15 Jahren war er 371 in der Hauptstadt Atenoa auf Gaia von Bord gegangen, hatte kurze Zeit als Handlanger in den Frachthangars des Raumhafens gearbeitet. Dann verschwand er und tauchte erst 378 wieder auf, in Babilu auf Shamash. Dort kaufte er eine kleine marode Reparaturwerkstatt für Gleiter und Kleinstraumer, und es begann sein unaufhaltsamer Aufstieg. Er reparierte größere Schiffe, dann Yachten, expandierte, baute Fracht- und Luxusraumer, später Antriebsaggregate eigener Konstruktion, Schiffshüllen, Zubehör jeder Art, zuletzt auch kompakte Reaktoren – samt Brennstoff – für die Versorgung der Antriebe, und er belieferte den SIC und die Commonwealth-Flotte.
    »Einer der größten Rüstungslieferanten«, zitierte der kompakt , »mit entsprechendem Einfluß. Man sagt ihm und seiner Organisation mafiose Methoden nach, und wahrscheinlich war er in mehrere Bestechungsfälle verwickelt; man konnte ihm aber nie direkt etwas nachweisen.«
    »Nettes Kerlchen.«
    Der kompakt räusperte sich, fuhr aus einer Augenhöhle des Schädels einen Bildschirm aus und klappte ihn auf. Carteret überflog den schwach lesbaren Text. Eben wurden Kamera und Abhörgeräte aktiviert – dreh mich nach links . Er hatte kaum zu Ende gelesen, als der Text verschwand.
    Leise pfeifend drehte er das Gerät; dabei schaute er sich beiläufig um, konnte jedoch nichts entdecken. Aber jede kleine Maserung an der Wand oder Decke der Kabi ne mochte eine Mikrolinse sein.
    Anweisung der Lordkanzlei , las er weiter. Loredano ist wichtig , bitte bestens kooperieren . Zusätzliche Anwei sung des Sekretärs für Justiz: Sollte sich belastendes Material finden , um so besser .
    Er pfiff abermals durch die Zähne; dann konzentrierte er sich auf die Daten und Mitteilungen, die in schneller Folge auf dem Schirm erschienen.
    Nach der Entführung hatte Loredano Kontakt mit dem SIC aufgenommen. Mehrere freie Agenten begannen, Spuren zu suchen. Drei von ihnen starben, die übrigen – wie viele? – befanden sich in Sicherheit.
    Ein Agent wurde auf Ulalume erschossen und vermutlich aus großer Höhe aus einem Gleiter geworfen. Der übel zugerichtete Leichnam fand sich ein paar Kilometer außerhalb der Hauptstadt Ravenno; wo man ihn erschossen hatte, war unbekannt.
    Der zweite Agent wurde in seinem Hotelzimmer in Eslava auf Ashoka morgens tot aufgefunden. Er war an einem einheimischen Gift gestorben, das er möglicherweise abends mit dem Essen oder einem Getränk zu sich genommen hatte.
    Der dritte Todesfall kam Carteret beinahe pittoresk vor: Der Agent war auf dem Planeten Aspolynga nahe der Grenze der Mark Gurgash umgekommen, als ihn ein kleiner vergifteter Pfeil traf, abgeschossen vermutlich aus einem Blasrohr.
    Auf Ulalume war Arisha Punt entführt worden. Auf Ashoka war Loredano geboren und hatte seine Kindheit verbracht. Und Aspolynga war die Zielwelt des Schiffs der Entführer.
    Die Agenten hatten verschlüsselte Zwischenberichte geliefert. Sie waren in die Dossiers eingearbeitet und enthielten vor allem Details über die drei Planeten. Ein zig neu war die Erkenntnis, daß Loredanos Eltern kurz vor dessen Geburt von einer ungenannten Welt des Niemandslands nach Ashoka gekommen waren. Dort schien Loredano aber keine Geschäfte zu machen und keine Spuren hinterlassen zu haben.
    Bei Ulalume und Aspolynga handelte es sich um ca. 2300 AD, also vor fast sechshundert Jahren, von der Erde aus besiedelte Terratyp-Welten, auf denen sich die Be völkerungen zu teilweise bizarren Gruppen bzw. Natio nen entwickelt hatten.
    »Moloch«, sagte Carteret, »gib mir mal Ersteres.« Aspolynga war das Ziel des Fluges, und die Unterlagen hierzu wollte er später, dafür gründlicher studieren.
    »Wie Ihr befehlt, Meister.«
    Der Schirm zeigte allerlei Daten des Planeten Ulalume (einschließlich einer Liste der von den Bewohnern verwendeten Schreib- und Sprechweisen des Namens: Oolaloom, Ululum, Ylalym, Hullum, Umel-Umel … ), ein Luftbild der Hauptstadt, eine

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