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Die Reisen des Paulus

Die Reisen des Paulus

Titel: Die Reisen des Paulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernle Bradford
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Haare oder Nägel des Feindes gesteckt wurden. Oder man beschrieb Bleitäfelchen (eine Reihe davon hat man in unserer Zeit gefunden), damit der Fluch möglichst lange wirkte, so lange, bis das Metall aus irgendeinem Grund zerstört wurde. Obwohl der Brief die Gläubigen tröstet, obwohl sich hier einige von Paulus’ edelsten Sätzen finden, spricht aus ihm das hitzige Temperament seines Verfassers.
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    Paulus konnte ebenso Feuer speien wie die alttestamentari-schen Propheten. Er scheute sich auch nicht, eine recht bild-hafte und derbe Ausdrucksweise zu gebrauchen – was nicht wundernimmt bei einem Mann, der unter widrigen Um-ständen gereist ist und unter Seeleuten gelebt und in Städten wie Korinth gewohnt hat. Über diejenigen, die ihm in der »Beschneidungsfrage« widersprechen, sagt er: »Sie sollten sich doch lieber gleich verschneiden (= kastrieren) lassen, die euch in Unruhe bringen!«
    Er reiste wieder ab aus Antiochien, wandte sich erst nord- und dann westwärts – nach Galatien und Phrygien.
    Wenn die Kirchen, die er selbst gegründet hatte, vom Glauben abgefallen waren oder seine Botschaft falsch ausgelegt hatten, nun, dann würde er selbst dafür sorgen, daß die Irrtümer bereinigt wurden. Außerdem mußten die Gelder für die Armen und für die Jerusalemer Kirche regelmäßig ein-gesammelt und abgeschickt werden, und jeder Christ muß-
    te einen Teil seiner Einkünfte zu diesem Zweck beisteuern.
    Auch das wollte er sicherstellen. Und wieder machte er den weiten Weg nach Derbe und Lystra, nach Ikonion und Antiochien in Pisidien. Gealtert, aber unbezähmbar, allein und doch nie einsam durchwanderte er vertraute Gegenden: die Pässe hinauf, durchs Hochland, an den Seen vorbei – ein Soldat, der sich unerbittlich gegen alle Feinde stellte, aber die Hand über die hielt, die glaubten. Wäre Paulus nicht blindlings Gott ergeben gewesen, so hätte er einer der größ-
    ten Feldherren werden können, die die Welt je gesehen hat.
    Und er war besser als etwa ein Alexander. Denn er brachte nicht Feuer und Schwert, brachte nicht den Tod, sondern die frohe Botschaft vom Mitleid und von der Liebe, die das 296
    ganze Imperium Romanum verwandeln sollte – und dazu Reiche, von denen er sich nie hätte träumen lassen.
    Während Paulus diese frühen Christengemeinden be-
    reiste, »kam … nach Ephesus ein Jude mit Namen Apollos, von Geburt aus Alexandrien«. Er war ein begabter Mann, ein glänzender Redner, und er glaubte, daß der Messias bereits in Gestalt Jesu erschienen sei. In der Apostelgeschichte heißt es: »(Er) wußte aber nur von der Taufe des Johannes.« Er predigte also, wie Paulus auch, daß das Königreich Gottes nahe herbeigekommen sei, doch Auferstehung und Pfingstwunder waren ihm nicht bekannt. Aquila und Priscilla, jene Pfeiler der Urkirche, die Paulus in Ephesus zu-rückgelassen hatte, »legten ihm die Lehre Gottes noch genauer aus«. Bevor Paulus in Ephesus eintraf, hatte Apollos bereits ein Schiff nach Griechenland bestiegen und überbrachte der dortigen Kirche einen Brief von der Epheser Gemeinde. Er predigte in Korinth und war den Christen offenbar eine große Hilfe: »Denn er überwand die Juden mit Kraft und erwies öffentlich …, daß Jesus der Christus (=
    der Gesalbte, der Messias) sei.« Apollos war ein alexandri-nischer Jude, und so wird er wohl in dieser hochkultivierten Stadt sich alle Feinheiten und Kniffe der gelehrten Auseinandersetzung angeeignet haben. Man wüßte gern mehr von ihm, aber leider tritt er von der Szene ab. Paulus kommt wieder ins Rampenlicht.
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    Er reiste nach Ephesus, diesmal aber nicht nur zu einem Kurzbesuch. Jetzt wollte er längere Zeit bleiben und diese mächtige und unermeßlich reiche Stadt zu einem Bollwerk des Glaubens machen. Sie war nicht nur ein höchst bedeutendes Handelszentrum, sondern auch eine Heimstatt der Geheimwissenschaften. Ephesus rühmte sich des Beinamen neocorus, Dienerin der Göttin. Hier traf das Schiff des römischen Statthalters der Provinz Asien ein, hier ging er an Land, hier trat er sein Amt an. Ephesus wurde allgemein als erste Stadt Kleinasiens anerkannt, obwohl Smyrna und Pergamon denselben Rang für sich beanspruchten. Später, lange Zeit nach Paulus’ Tod, glaubte man, die Jungfrau Maria habe zuletzt in Ephesus gelebt und sei in Ephesus gestorben. Doch da hatte die christliche Kirche schon gesiegt.
    Man kann jedoch kaum daran zweifeln, daß die Marienver-ehrung nichts

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