Die Reisen des Paulus
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härtesten Strafen verdient, Mitleiden rege, als würden sie nicht dem allgemeinen Besten, sondern der Mordlust eines einzigen geopfert.« Es ist fast gewiß, daß Paulus bei dieser Massenvernichtung einer der ersten war, die sterben muß-
ten. Was immer das Schicksal von Petrus war – ob er mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde, wie es die Legende behauptet, oder nicht –, Paulus konnte wohl bis zum bitte-ren Ende auf seine Rechte als römischer Bürger pochen. Er wurde enthauptet. Daran kann es wenig Zweifel geben. Sein Staub liegt mit dem Staub von Bauern und Cäsaren irgendwo unter der Erde. Der Großstadtverkehr Roms braust dar-
über hin. Das Reich Gottes ist noch nicht gekommen.
Aber die Worte haben für immer Bestand:
»Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete
und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hät-te allen Glauben, so daß ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht,
sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit;
sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagun-gen aufhören werden und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.
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Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk.
Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das
Stückwerk aufhören.
Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindliche Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindlich war.
Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.«
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H Z
D B nach der deutschen Übersetzung von D. Martin Luther (in der 1956 und 1964 vom Rat der EKD geneh-migten Fassung des revidierten Textes), Stuttgart 1968
James, William, T V R E-
, deutsch von Georg Wobbermin, D
E M, Leipzig
1907.
Juvenal, S, deutsche Übersetzung von Dr. Alexander Berg, Berlin 1913.
Platon, D G, übertragen von Rudolf Kassner, Leipzig 1944.
Rimbaud, S D, übersetzt von Walter Küchler, Reinbek 1963.
Sueton, D C, nach der Übersetzung von Adolf Stahr neu herausgegeben, München und Leipzig
1912.
Tacitus, S W, nach der Übersetzung von W.
Boetticher, Wien und Leipzig 1935.
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