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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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bitten. Aber unterworfen sind sie trotzdem nicht. Man kann ein Volk nicht unterwerfen, das keine Städte baut; es ist, als versuchte man, Wasser in der Hand zu tragen. Der Kaiser dachte daran, dieses ganze Nomadenpack auszurotten; aber es hätte Zeit gekostet, sie alle zu fassen, und er hatte keine Zeit mehr, er mußte sich um die Niederschlagung eines Aufruhrs im Osten des Reiches kümmern. Als sie daher anboten, uns achttausend Krieger zu geben, wenn wir abzögen, stimmte der Kaiser zu, unter der Bedingung allerdings, daß alle zur schweren Kavallerie gehörten. Er wollte diese Truppen haben – wir alle hatten erlebt, wie gut sie waren –, und wenn wir sie hatten, so dachte der Kaiser, würde das für die Sarmaten ein unersetzlicher Verlust sein. Nur Männer von Rang, die sie azatani nennen, können sich diese Ausrüstung leisten, die anderen kämpfen als berittene Bogenschützen. Um uns achttausend Mann schwere Kavallerie zu geben, mußten sie praktisch jeden Adligen zwischen siebzehn und dreißig Jahren abstellen – genau die Männer, die mit ihren Stoßtruppunternehmen über den Danuvius Ströme von römischem Blut vergossen und den ganzen Krieg angezettelt hatten. Sie werden jetzt keine Kriege mehr beginnen, bis die nächste Generation nachgewachsen ist. Aber es gibt nach wie vor keine Provinz Sarmatien, und es wird sie niemals geben, solange noch ein Sarmate am Leben ist. Es wird neue Kriege geben, in zehn, fünfzehn Jahren, und dieser Haufen hier weiß das ebensogut wie ich.«
    »Sie sind aber doch entwaffnet worden, und sie haben sich den ganzen Weg von Aquincum her ruhig verhalten.«
    »Wie ich bereits gesagt habe: Sie sind nicht so gründlich entwaffnet, wie ich es gewünscht hätte, und ich habe mir sagen lassen, daß sie sogar bewaffnete Gegner mit einem Seil und einem Dolch töten. Herr, ich weiß , daß sie eine Meuterei planen. Man muß sie hart anfassen. Im nächsten Jahr werden weitere viertausend Mann von ihnen durch Bononia kommen, und wenn Ihr zulaßt, daß dieser Haufen hier Ärger macht, werdet Ihr mit allen Ärger bekommen.«
    Das waren interessante Neuigkeiten. Man hatte uns nicht gesagt, wohin unsere Kameraden geschickt würden. Also viertausend von ihnen waren ebenfalls auf dem Weg nach Britannien? Ich fragte mich, ob der Mann meiner Schwester zu ihnen gehörte. Und ich fragte mich, wie meine Schwester es wohl schaffte, allein die Rinderherden und die Treiber zu beaufsichtigen. Das Bild, wie sie ausritt, um die Herden zu kontrollieren, den lebhaften kleinen Saios vor sich im Sattel, erschien mir plötzlich wirklicher als der Innenhof des Hauses des Prokurators und die Stimmen in dem Zimmer gegenüber.
    »Sie sind tückische, hinterhältige Barbaren«, beharrte Facilis. »Sie respektieren nichts außer Gewalt. Man muß ihnen zeigen, daß wir stärker sind als sie. Man muß ihren Kampfgeist brechen.«
    »Ihr meint also, wir sollten ihre Führer festnehmen?« fragte der Prokurator resigniert. »Und welche?«
    »Alle Schwadronsführer«, antwortete Facilis prompt. »Alle achtundvierzig. Und die drei Abteilungskommandeure, die ›Fürst-Kommandeure‹ der ›Drachen‹, die vor allem. Sie stammen aus den vornehmsten Familien und nennen sich die Zepterträger. Die übrigen Männer sind von ihnen abhängige Aristokraten.«
    Der Prokurator wandte sich schroff um. »Wenn das stimmt, Marcus Flavius, dann dürfte es so gut wie sicher sein, daß die von Euch vorgeschlagenen Festnahmen zu einer allgemeinen Meuterei führen werden. Ich würde auch von meinen Klienten als selbstverständlich erwarten, daß sie mich unter solchen Umständen verteidigen. Es wird ein Blutbad geben.«
    »Aber wenn wir entsprechende Vorkehrungen treffen, wird es sarmatisches Blut sein, nicht römisches«, gab Facilis zurück.
    »Marcus Flavius, ich lege größten Wert darauf, daß überhaupt kein Blut vergossen wird, weder sarmatisches noch römisches. Es würde ein sehr schlechtes Licht auf mich werfen, wenn ich diese Leute nicht über den Kanal schaffen könnte, ohne die Hälfte von ihnen zu töten. Was mir als Lösung vorschwebt, das wäre … nun, mit dem vernünftigsten ihrer Kommandeure zu sprechen, seine Unterstützung zu gewinnen. Ihn wenn nötig gegen die beiden anderen auszuspielen – divide et impera , ›teile und herrsche‹, das ist bewährte römische Politik. Sie beruhigen, ihnen ein paar Tage Zeit geben, damit sie begreifen, daß wir sie nicht täuschen oder planen, sie umzubringen, und sie dann

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