Die Reliquienjägerin: Historischer Roman (German Edition)
nach draußen, wo das Pferd wartete, das Johann ihr mitgebracht hatte.
Johann reichte Rebekka einen Dolch. »Sicher ist sicher. Und schreib mir, sooft es dir möglich ist.«
»Nein, Johann, es ist besser, wenn ich keinen Kontakt zu dir halte. Es könnte dir schaden.«
Johann ergriff ihre Hände. »Warum tust du mir das an, Rebekka? Es zerreißt mir das Herz, nicht zu wissen, wie es dir geht. Weißt du nicht, dass ich dich …«
Rebekka legte ihm einen Finger auf die Lippen. Wie zart sie waren! »Es gibt Dinge, die zerbrechen, wenn man sie ausspricht. Leb wohl, Johann von Wallhausen.«
Sie wandte sich um, stieg auf und lenkte das Pferd nach Süden, ohne sich noch einmal umzusehen. Avignon, das war ihr Ziel. Ihre Familie. Ihr Bruder.
V IELEN D ANK
FÜR DIE H ILFE
Horst-Dieter Beyerstedt
Sonja Hager
Nina Hawranke
Brigitte Janson
Annelie Kreuzer
Thomas Schreiner
Unser besonderer Dank gilt Jan Hrdina, der für uns das mittelalterliche Prag hat lebendig werden lassen.
N ACHWORT
Rebekka bat Menachem, alias Amalie Belcredi, ist unserer Fantasie entsprungen. Sie ist keine historische Persönlichkeit, aber sie könnte eine sein. Würden Hinweise auf ihre Existenz auftauchen, es würde uns nicht wundern.
Viele andere Dinge in diesem Buch sind jedoch an historische Fakten angelehnt. Zumindest soweit diese belegt sind. Wie die Rothenburger Judengemeinde vernichtet wurde, ist z. B. nicht überliefert. Nur ein Opfer ist in den Chroniken vermerkt: Rabbi Isaak, der erschlagen wurde, als er nach der Auslöschung der jüdischen Gemeinde nach Rothenburg zurückkehrte, wohl um die Toten zu bestatten. Wahrscheinlich war er auf Reisen gewesen.
Wir haben uns dafür entschieden, dass die Rothenburger Juden ihrer Ermordung zuvorkamen, indem sie kollektiven Suizid begingen. Ein solcher gemeinsamer Selbstmord ist mehr als einmal aus anderen Städten überliefert.
Das Judenpogrom von Nürnberg, das wir beschreiben, ist jedoch bis ins Detail dokumentiert: Drei Tage, vom 5. bis zum 7. Dezember 1349, dauerte die Ermordung von 562 Nürnberger Juden. Die meisten wurden vor der Stadt bei lebendigem Leib verbrannt. Fast tausend konnten fliehen, zum Teil kehrten sie später wieder in die Stadt zurück. Dass Karl IV. gezielt einen Teil der Nürnberger Juden gerettet hat, weil er sie noch brauchte, haben wir erfunden, doch es würde zu ihm passen.
In Prag und in Böhmen jedenfalls standen die Juden unter dem Schutz des Königs.
Karl IV. war eine schillernde Persönlichkeit. Man weiß eine Menge über sein Leben, er hat sogar eine Autobiografie verfasst. Wir haben uns freudig der vielen Eigenheiten bedient, die über ihn bekannt sind: Dass er, um sich zu beruhigen, Binsen klein schnitt oder brach. Dass er offenbar ein treuer, geduldiger Freund und ein oft gnädiger Feind war. Dass für ihn Träume göttliche Weissagungen waren: Oft traf er Entscheidungen aufgrund seiner Interpretation eines Traums, und immer wieder fühlte er sich durch Träume in seinem Tun bestätigt.
In der Tat stand über der Herrschaft Karls IV. trotz Pest und anderer Katastrophen ein guter Stern. Mit Geschick und Glück erreichte er fast alles, was er anstrebte. Und das führte er immer wieder auf einen Umstand zurück: Er war von Gott bestimmt, das Himmelreich auf Erden durchzusetzen.
Ebenfalls historisch belegt ist, dass Karl ein fanatischer Reliquiensammler war. Wenn jemand eine Reliquie nicht herausrücken wollte, schickte Karl zuerst seinen Kämmerer mit viel Silber – und dann seine Häscher. Es stimmt auch, dass er die Bergleute, die vergeblich einen achtzig Meter tiefen Schacht in den Fels getrieben hatten, kurzerhand ermorden ließ, um zu verhindern, dass sich herumsprach, dass die Burg Karlstein über keine Quelle verfügte.
Aus der Tatsache, dass Karl in seiner von ihm selbst verfassten Biografie, oft vom »Wir« ins »Ich« wechselt, haben wir gefolgert, dass er dies auch im Alltag tat. Deshalb lassen wir ihn in seiner Funktion als Herrscher im »Pluralis Majestatis« von sich sprechen, während er in privaten Momenten zum »Ich« wechselt.
Karl ist tatsächlich einem Mordanschlag entgangen, jedoch nicht in Pasovary. Er war nie dort. Auch war Pasovary nie Stammsitz einer Familie namens Belcredi. Aber die Burg existierte: Man kann die Ruinen in der Nähe von Český Krumlov heute noch besichtigen. Auch das Kloster Louka in Znaim gab es wirklich, es beherbergte jedoch nie den Schädel des heiligen Wenzel.
Es ist immer eine Herausforderung, sich in
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