Die Rettung
waren.
In der Mitte der Gräberreihen entdeckte sie die drei identischen weißen Marmorsteine, von denen Iain gesprochen hatte; ganz offensichtlich die ältesten Grabsteine auf dem ganzen Friedhof. Sie waren schon stark verwittert, die Inschriften kaum noch zu entziffern, und dazwischen wucherte ein Gewirr von Disteln. Barri war sich nicht sicher, ob die stacheligen Stängel und flaumigen violetten Blüten absichtlich dorthin gepflanzt oder aus reiner Nachlässigkeit nicht entfernt worden waren. Sie sahen aus wie Unkraut, entsprachen aber genau der in den mittleren Stein eingemeißelten Pflanze. Und irgendwie passten sie besser hierher als die weißen Rosen, die sich am Zaun des Friedhofes emporrankten.
Der Stein auf der linken Seite trug die Inschrift: »Caitrionagh Sileas Matheson, geliebte Frau von Dylan.« Das war alles. Anderen Schmuck gab es nicht.
In den Stein ganz rechts war in anderen Buchstaben eingemeißelt: »Sarah Ross Matheson, geliebte Frau von Dylan.« Mehr nicht.
Und auf dem Stein in der Mitte stand in denselben Buchstaben wie auf Sarahs Stein: »Dylan Robert Matheson von Ciorram.«
Barri kniete davor nieder und legte die Hand auf das weiche Gras vor dem Stein. Sie hatte Dylan wiedergefunden. Jetzt wusste sie, was mit ihm geschehen war. Der Knoten, der sich vor zwei Jahren tief in ihrem Inneren gebildet hatte, löste sich endlich, und sie fühlte sich wie von einer schweren Last befreit. »Dylan, ich wünschte, ich hätte wenigstens von dir Abschied nehmen können«, flüsterte sie. »Ich wünschte, du hättest gewusst, wie sehr ich dich vermisse.«
Eine Weile verharrte sie reglos an dem Grab, dachte an ihren Sohn, wie sie ihn gekannt hatte und an das, was sie heute über ihn erfahren hatte. Sie hoffte inständig, der Laird, der seinem Clan durch so schwere Zeiten geholfen hatte, möge trotz allem noch ihr Sohn geblieben sein. Endlich merkte sie, dass die Dämmerung bereits hereingebrochen und die Luft merklich kühler geworden war. Bevor sie sich erhob, streckte sie eine Hand aus, um sich eine Distel zu pflücken.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass die lila Blüten noch eine Inschrift auf dem mittleren Stein verbargen. Vorsichtig schob sie die Blumen zur Seite.
Ganz unten auf Dylans Grabstein standen in derselben kunstvollen Schrift wie man sie für seinen Namen verwendet hatte die Worte: »Hi, Mom.«
Barri kauerte sich auf die Fersen, schlug die Hände vor das Gesicht und begann bitterlich zu schluchzen.
Nachwort
Die in diesem Roman beschriebenen Ereignisse und Riten sollen keinesfalls Praktiken des Neopaganismus widerspiegeln; alle Ähnlichkeiten mit den Bräuchen der Anhänger des Neopaganismus 1 sind rein zufälliger Art. Meine Darstellung der Feen ist eine Sache zwischen mir und den Kleinen Leuten.
Zwar basiert mein Roman auf historischen Fakten, doch für die erfundenen Charaktere habe ich keine Persönlichkeiten der Geschichte zum Vorbild genommen. Glen Ciorram und seine Bewohner existieren nicht und haben auch nie existiert. Ebenso wenig ist einer der Mathesons, Bedfords oder Ramsays in diesem Roman einem historischen Mitglied des Clans Matheson oder der Familien Bedford und Ramsay nachempfunden.
Bei der Beschreibung der tatsächlich aus der Geschichte her bekannten Charaktere oder Ereignisse habe ich mich weitgehend nach dem gerichtet, was über sie nachzulesen ist.
ZUR SCHREIBWEISE: Im 18. Jahrhundert hätte die Frage der Rechtschreibung ein ganzes Gelehrtenteam in Atem gehalten. Erst im darauf folgenden Jahrhundert wurde eine einheitliche englische Schreibweise eingeführt, für das Gälische geschah dies erst Ende des 20. Jahrhunderts. Die Schreibweise der gälischen Worte in diesem Buch habe ich MacLennan's Dic-tionary entnommen, das sich an die archaische Orthografie anlehnt und demzufolge besser in die Zeit passt, in der der Roman spielt. Alle anderen nicht dem Standardenglisch angehörenden Worte (natürlich mit Ausnahme der spanischen) stammen aus dem Scots, dem Dialekt, den englischsprachige Schotten sprechen, und unterliegen zwecks besseren Verständnisses den Regeln der amerikanischen Rechtschreibung.
Kleine schottisch-gälische Wortkunde
Danksagungen
Für ihre Unterstützung und Ermutigung möchte ich mich bedanken bei:
Russell Galen, meinem Agenten; dem Schwertkampfmeister F. Braun McAsh; Russell Handelman von den Philipsburg Manor Upper Mills, Sleepy Hollow, NY; Ernie O'Dell and The Green River Writers of Louisville, Kentucky; meinem Lehrer der gälischen Sprache
Weitere Kostenlose Bücher