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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Wachen die Hitze und die giftigen Dämpfe nicht überlebt haben.
    Die Truppe betritt das königliche Gemach. Königin Belo-kiu-kiuni ist da, aber sie ist zerstückelt worden. Jemand hat sie vor kurzer Zeit brutal ermordet. Und um die Leiche herum sind Kreise in den Boden geritzt.
    Nr. 103 nähert sich und berührt die Fühler des vom Leib abgetrennten Kopfes. Sogar eine tote Ameise kann noch Botschaften übermitteln, und auf der Fühlerspitze der Königin hat sich ein olfaktorisches Wort erhalten:
    Die Gottgläubigen.
     

147. ENZYKLOPÄDIE
     
    Kamerer: Der Schriftsteller Arthur Koestler beschloß eines Tages, ein Buch über wissenschaftliche Betrügereien zu schreiben. Er befragte Forscher, und alle versicherten, das schlimmste Täuschungsmanöver habe sich zweifellos Dr. Paul Kamerer erlaubt.
    Kamerer war ein österreichischer Biologe, der seine wichtigsten Entdeckungen zwischen 1922 und 1929 machte.
    Redegewandt, charmant und von seiner Arbeit begeistert, behauptete er, jedes Lebewesen könne sich einem Wechsel der Umgebung anpassen und diese Anpassung auch an seine Nachkommen weitergeben. Diese Theorie stand in krassem Gegensatz zu den Darwinschen Theorien. Um zu beweisen, daß seine Behauptungen wohlbegründet waren, führte Dr.
    Kamerer ein spektakuläres Experiment durch.
    Er nahm Eier der Geburtshelferkröte, die sich an Land vermehrt, und legte sie ins Wasser.
    Die diesen Eiern entschlüpften Kröten wiesen tatsächlich Charakteristika der Wasserkröten auf, namentlich einen schwarzen Wulst am Daumen, der es den Männchen erlaubte, sich bei der Paarung im Wasser an der glatten Haut des Weibchens festzuklammern. Es war also doch möglich, das genetische Programm abzuwandeln, um sich einer neuen Umgebung anzupassen!
    Kamerer verteidigte seine Theorie mit einigem Erfolg, doch eines Tages wollten andere Wissenschaftler sein Experiment
    ›objektiv‹ untersuchen. Im Hörsaal der Universität versammelten sich nicht nur Wissenschaftler, sondern auch viele Journalisten. Bedauerlicherweise war jedoch am Vorabend in Kamerers Labor ein Brand ausgebrochen, dem alle Kröten – mit einer einzigen Ausnahme – zum Opfer gefallen waren. Diese einzige überlebende mit dem dunklen Wulst am Finger präsentierte Kamerer seinen Kollegen. Die Wissenschaftler untersuchten die Kröte unter der Lupe und lachten schallend. Es war deutlich sichtbar, daß der schwarze Daumenwulst durch Injektion von Tusche künstlich erzeugt worden war.
    Der ganze Saal verhöhnte Kamerer, der von einer Minute auf die andere seinen guten Ruf und jede Chance auf Anerkennung seiner Theorie eingebüßt hatte. Die Darwinisten hatten gewonnen: Von nun an galt es lange Zeit als erwiesen, daß Lebewesen sich nicht an eine neue Umgebung anpassen können.
    Kamerer ging in den Wald und schoß sich eine Kugel durch den Kopf. In einem kurzen Abschiedsbrief beteuerte er noch einmal, seine Experimente seien authentisch gewesen. Er wolle lieber in der Natur als unter Menschen sterben. Dieser Selbstmord brachte ihn noch mehr in Mißkredit.
    Nun ja, ein dreister wissenschaftlicher Schwindler, könnte man glauben. Doch als Arthur Koestler für sein Werk recherchierte, traf er Kamerers früheren Assistenten, und dieser gestand ihm, der Urheber dieser ganzen Katastrophe gewesen zu sein. Auf Drängen einer Gruppe von Darwinisten hatte er im Labor einen Brand gelegt und die letzte mutierte Kröte durch eine andere ersetzt, der er Tusche in den Finger injizierte.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

148. MACYAVEL VERSTEHT NICHTS VON  SCHÖNHEIT
     
    Maximilien hatte den ganzen Tag mehr oder weniger mit Daumendrehen zugebracht und war es leid, tatenlos warten zu müssen.
    »Immer noch nichts?«
    »Nichts Neues, Chef.«
    Das Frustrierende an einer Belagerung war die Langeweile.
    Bei einer Niederlage war wenigstens etwas los, aber in diesem Fall …
    Um sich eine kleine Abwechslung zu gönnen, wäre der Kommissar liebend gern in den Wald zurückgekehrt, um die mysteriöse Pyramide sprengen zu lassen, aber der Präfekt hatte ihm befohlen, sich ausschließlich um diese Schülerrevolte zu kümmern.
    Als der Kommissar nach Hause kam, war er so gereizt, daß er sich sofort in seinem Arbeitszimmer einschloß und eine neue Partie Evolution begann. Mittlerweile war er in dem Spiel schon so geübt, daß er seine virtuellen Zivilisationen schnell voranbringen konnte. In weniger als tausend Jahren hatte sein chinesischer Volksstamm Auto und

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