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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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ihr Labor im untersten Stockwerk ein und verbrennen alles mögliche, um zu sehen, welche Materie und welcher Rauch dabei entsteht. Als Brandschutz wird der ganze Raum mit Efeu tapeziert, der nicht leicht entflammbar ist.
    Die Mechaniker nehmen einen anderen großen Raum in Beschlag, wo sie weitere Experimente mit Hebeln anstellen wollen. Ihr ehrgeizigstes Projekt ist der Bau eines Katapults.
    Prinz Nr. 24 und Nr. 7 wollen in den Untergeschossen 15, 16 und 17 mehrere Kunstateliers einrichten, wo Gemälde auf Blättern und Skulpturen aus Mistkäferexkrementen entstehen sollen. Auf Wunsch kann hier natürlich auch jeder Ameisenpanzer mit einem interessanten Motiv verziert werden.
    Prinz Nr. 24 will unbedingt beweisen, daß man unter Ausnutzung der verschiedenen Fertigkeiten der Finger eine spezifische ›Ameisenkultur‹ schaffen kann, vielleicht sogar eine spezifisch belokanische Kultur. Ob es sich nun um seinen Roman oder um die naiven Gemälde von Nr. 7 handelt – etwas Vergleichbares gibt es auf der ganzen Erde noch nicht.
    Nr. 11 setzt sich in den Kopf, die Ameisenmusik zu erfinden.
    Sie fordert mehrere Insekten auf zu zirpen, um einen vielstimmigen Chor zu bilden. Die Kakophonie, die zunächst dabei herauskommt, stört sie nicht; im Gegenteil, sie ist überzeugt davon, irgendwann harmonischere Klänge erzeugen zu können.
    Nr. 15 wirkt in einer großen Küche. Sie kostet alles, was unten im Feuer-Labor gebraten wird, und sortiert aus: Wohlschmeckende Blätter und Insekten kommen nach rechts, ungenießbare nach links.
    Nr. 10 will unweit der Säle der Ingenieure ein Zentrum zur Erforschung des Verhaltens der Finger eröffnen.
    Die Technologie der Finger verschafft ihnen einen riesigen Vorsprung in der Insektenwelt, und diesen Vorsprung müssen sie weiter ausbauen. Nur eines bereitet Nr. 103 große Sorgen: Die Gottgläubigen treten immer selbstbewußter auf und verbreiten ihre frohe Botschaft immer fanatischer. Gleich am ersten Abend macht Nr. 23 mit ihren Anhängerinnen sogar eine Wallfahrt zu dem weißen Schild, wo sie zu den Göttern beten, die dieses Heiligtum errichtet haben.
     

150. ENZYKLOPÄDIE
     
    Utopie von Hippodamus: Im Jahre 494 v. Chr. zerstört die Armee des Perserkönigs Darius die zwischen Halikarnassos und Ephesus gelegene Stadt Milet und macht sie dem Erdboden gleich. Der Architekt Hippodamus wird daraufhin beauftragt, eine neue Stadt zu bauen. Das ist eine einmalige Gelegenheit, denn alle anderen Städte sind aus Marktflecken entstanden, und als die Einwohnerzahl wuchs, baute jeder, wo und wie er wollte, ohne daß es irgendwelche Richtlinien gab.
    Deshalb war beispielsweise Athen ein regelrechtes Straßenlabyrinth.
    Der Auftrag, den Plan für eine neue Stadt mittlerer Größe zu entwerfen, weckt in Hippodamus den Ehrgeiz, die ideale Stadt erstehen zu lassen.
    Seine ideale Stadt ist streng geometrisch angelegt, und er ist davon überzeugt, daß das auch die Gesellschaft beeinflussen wird.
    Die Stadt soll 10000 Einwohner haben, in drei Klassen aufgeteilt: Handwerker, Bauern und Soldaten.
    Von einer zentralen Akropolis sollen zwölf Strahlen ausgehen, die die Stadt wie eine Torte in zwölf Teile zerschneiden. Die Straßen sind gerade, die Plätze rund, und alle Häuser sind identisch, damit zwischen Nachbarn kein Neid aufkommt. Alle Einwohner sind gleichberechtigte Bürger.
    Sklaven gibt es nicht.
    Hippodamus will auch keine Künstler in seiner Stadt haben, weil sie seiner Ansicht nach unberechenbar sind und viel Unruhe erzeugen. Dichter, Schauspieler und Musiker werden deshalb aus Milet verbannt, ebenso wie Arme, Unverheiratete und Müßiggänger.
    Hippodamus will eine funktionelle Stadt, in der nichts außer Kontrolle geraten kann. Deshalb darf es keine Neuerungen, keine Originalität, keine menschliche Willkür geben. Dieser Architekt könnte den Ausdruck ›angepaßt‹ erfunden haben.
    Angepaßte Bürger in einer dem Staat angepaßten Stadt, wobei der Staat seinerseits perfekt der kosmischen Ordnung angepaßt sein muß.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
     

151. EINE INSEL INMITTEN DES OZEANS
     
    An diesem sechsten Tag der Besetzung des Gymnasiums von Fontainebleau beschloß der Kommissar, die Ratschläge seines Computers zu befolgen und Strom und Wasser sperren zu lassen.
    Léopold schlug vor, Zisternen auszuheben, um Regenwasser sammeln zu können, und er belehrte die anderen, daß man sich zur Not auch mit Sand waschen könne. Außerdem sollten

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