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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Reflexe und unsere Widerstandskraft gegenüber Aggressionen. Diese Revolution, dieses Leben ist nur ein riesiges Theater, um mich auf die Probe zu stellen. Vielleicht beobachtet mich jetzt jemand aus der Ferne, liest mein Leben in einem Buch nach und fällt ein Urteil über mich.«
    »Das wäre für dich doch nur von Vorteil. Alles, was hier unten ist, gehört dir. Die ganze Welt, alle Schauspieler und Statisten sind nur da, um dich zufriedenzustellen und sich dir und deinen Wünschen anzupassen. Tatsächlich machen sie sich aber Sorgen, denn ihre Zukunft hängt nur von dir ab.«
    »Das ist es ja, was mich beunruhigt. Denn ich habe Angst, nicht mehr ich selbst zu sein.«
    Nun schien sich auch Zoé nicht mehr ganz wohl in ihrer Haut zu fühlen. Julie legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Vergiß, was ich gesagt habe. Komm, pfeifen wir drauf!«
    Sie zog ihre Freundin zum Küchentrakt, öffnete den Kühlschrank und füllte zwei Gläser mit Pauls köstlichem Met.
    Im Licht des halb geöffneten Kühlschranks tranken sie das Getränk der Götter und der Ameisen.
     

145. GEDÄCHTNISPHEROMON: KÜHLSCHRANK
     
    Registratorin Nr. 10 KÜHLSCHRANK:
    Die Finger haben keinen Sozialmagen, aber sie können Nahrung trotzdem lange lagern, ohne daß sie verdirbt.
    Sie benutzen dazu eine Maschine, die sie ›Kühlschrank‹ nennen.
    Das ist ein Kasten, in dessen Innern es sehr kalt ist.
    Diesen Kasten füllen sie mit Nahrung.
    Je wichtiger ein Finger ist, desto größer ist sein Kühlschrank.
     

146. IN BEL-O-KAN
     
    Verbrannte Aste verbreiten einen penetranten Gestank.
    Überall liegen verkohlte Leichen herum. Was aber am allerschlimmsten ist: Man sieht sogar Eier und Larven, die nicht rechtzeitig evakuiert werden konnten!
    Keine Ameise ist zu sehen. Ist es möglich, daß bei dem Brand nicht nur sämtliche Einwohner ums Leben gekommen sind, sondern auch die zum Löschen herbeigeeilte belokanische Armee?
    Durch das Feuer sind die Fußböden in manchen Gängen steinhart geworden. Die Hitze war so gewaltig, daß die Insekten von einer Sekunde zur anderen tot waren. Ihre erstarrten Körper verraten noch, welcher Arbeit sie gerade nachgingen, als das Unheil über sie hereinbrach.
    Wenn man sie berührt, zerbröckeln sie.
    Das Feuer. Die Ameisen sind nicht auf das Feuer vorbereitet.
    Nr. 5 murmelt: » Das Feuer ist eine Waffe, die zuviel Verwüstung anrichtet.«
    Alle begreifen jetzt, warum das Feuer vor langer Zeit aus der Welt der Insekten verbannt wurde. Aber manche Dummheiten muß man eben erst selbst begehen, bevor man einsieht, warum man sie besser vermieden hätte.
    Auch Nr. 103 weiß jetzt, daß das Feuer eine Vernichtungswaffe ist, die man nicht einsetzen darf. Durch die immense Hitze sind hier und dort sogar die Umrisse der Opfer an den Wänden festgehalten. Die Prinzessin stellt erschüttert fest, daß ihre Geburtsstadt ein Massengrab geworden ist. Von den Champignonkulturen ist nichts mehr übrig. In den Ställen strecken geröstete Blattläuse ihre Beine nach oben. Alle Zisternenameisen sind zerplatzt.
    Nr. 15 kostet eine dieser Zisternenameisen und ist hellauf begeistert. Kein Wunder, sie hat soeben den Geschmack von Karamel entdeckt. Aber dies ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für Gaumenfreuden. Ihre Heimatstadt bietet einen niederschmetternden Anblick.
    Nr. 103 läßt ihre Fühler hängen. Das Feuer ist die Waffe des Verlierers. Sie hat es eingesetzt, weil sie auf dem Schlachtfeld unterlegen wäre. Haben die Finger sie so negativ beeinflußt, daß sie nun keine Niederlage mehr erträgt, daß sie lieber ihre eigene Stadt in Schutt und Asche legt und sogar den Tod der Brut und der Königin in Kauf nimmt?
    Und dabei wollte sie Bel-o-kan doch vor der Vernichtung, wollte die Stadt vor den Fingern warnen!
    Der Trupp läuft durch die raucherfüllten Gänge, doch je weiter sie in diesen Friedhof vordringen, desto mehr kommt es den Ameisen so vor, als wäre hier außer dem Brand irgend etwas Merkwürdiges vorgefallen. Ein Kreis wurde in eine Wand geritzt. Haben auch die Belokanerinnen die Kunst entdeckt? Eine sehr primitive Kunst, aber immerhin – ein Kunstwerk ist ein Kunstwerk!
    Die Prinzessin hat böse Vorahnungen. Nr. 10 und Nr. 2\1 drehen sich ständig um, weil sie eine Falle befürchten.
    Sie steigen in die Verbotene Stadt empor. Dort hofft Nr. 10\1 die Königin zu finden. Ihr fällt auf, daß das Holz des Tannenstumpfs, der die Verbotene Stadt beherbergt, fast unversehrt ist, daß aber die außerhalb postierten

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