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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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    »Am Schluß werden die drei Handlungsstränge zusammen-treffen«, verkündet der Prinz stolz.
    Nr. 14 kommt aufgeregt angerannt. Sie hat die unmittelbare Umgebung der Stadt ausspioniert und einen Geheimgang entdeckt.
    »Wir könnten eine zweite unterirdische Offensive unternehmen.«
    Nr. 103 beschließt, ihr zu folgen, und auch der Prinz will mitkommen, um neue Anregungen für seinen Roman zu sammeln.
    Gleich darauf schleicht eine Hundertschaft Ameisen durch den Gang, der direkt nach Bel-o-kan führt.
     

144. PRAXIS UND THEORIE
    Die Stände waren ein großer Erfolg. Am spektakulärsten –
    und am lukrativsten – war Francines Infra-World. Immer mehr Werbeagenturen meldeten sich per Internet und wollten Waschmittel, Windelhöschen, Tiefkühlprodukte und Medikamente testen lassen.
    Auch Davids ›Fragenzentrum‹ hatte sich innerhalb weniger Tage einen guten Namen gemacht. Manche Leute brauchten nur eine einfache Fahrplanauskunft, andere fragten nach der Luftverschmutzung in dieser oder jener Stadt oder nach den günstigsten Börseninvestitionen, und einer wollte wissen, aus wie vielen Episoden eine bestimmte Fernsehserie bestand.
    Fragen privater Natur waren selten, und bisher hatte David noch keinen Privatdetektiv um Hilfe bitten müssen.
    Léopold hatte den Auftrag erhalten, eine im Hügel versteckte Villa zu bauen, und weil er das Gymnasium im Augenblick ja nicht verlassen konnte, faxte er seinem Kunden genaue Entwürfe.
    Paul erfand immer neue Honigsorten, indem er dem Bienenprodukt Teeblätter und verschiedene Pflanzen aus dem Gemüsegarten beimischte. Sein Met erfreute sich großer Beliebtheit, besonders eine mit Vanille-und Karamelaroma verfeinerte Sorte. Eine Kunststudentin entwarf für ihn prächtige Etiketten: Met Grand Cru. Marke ›Revolution der Ameisen‹. Kontrolliertes Anbaugebiet.
    Etwas weiter wurden Narcisses Kleider präsentiert. Die Amazonen postierten vor einer Videokamera, und diese Aufnahmen wurden dann per Internet in alle Welt ausgestrahlt.
    Nur die beiden komplizierten Maschinen von Julie und Zoé funktionierten bisher nicht. Der ›Stein von Rosette‹ hatte schon dreißig Insekten, die als Versuchskarnickel dienten, das Leben gekostet, und die Geräte, die eine AK zwischen Menschen ermöglichen sollten, erwiesen sich im Gebrauch als so schmerzhaft, daß niemand sie länger als ein paar Sekunden auf der Nase ertragen konnte.
    Julie stieg auf den Balkon hinauf und betrachtete den Hof, auf dem sich ihre Revolution abspielte. Die Fahne wehte, die große Ameise thronte auf dem Rasen, auf dem Podium spielten Reggae-Musiker, von Marihuanawolken umhüllt, und die Stände waren von Interessenten umlagert.
    »Uns ist hier doch etwas ganz Sympathisches gelungen«, kommentierte Zoé, die Julie gefolgt war.
    »Ja, jedenfalls auf kollektiver Ebene«, stimmte Julie zu.
    »Jetzt müßten wir nur noch auf individueller Ebene Erfolg haben.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich frage mich, ob mein Wunsch, die Welt zu verändern, nicht einfach davon herrührt, daß ich unfähig bin, mich selbst zu verändern.«
    »Meine liebe Julie, ich glaube, du bist leicht neurotisch!
    Alles läuft doch großartig, also sei glücklich.«
    Julie drehte sich um und schaute Zoé in die Augen. »Vorhin habe ich einen Abschnitt der Enzyklopädie gelesen, der sehr seltsam war. Er hatte die Überschrift ›Nur ich bin eine Persönlichkeit‹, und es hieß darin, man sei vielleicht ganz allein auf der Welt, und vor einem laufe nur ein Film ab. Dieser Gedanke läßt mich nicht mehr los. Und wenn ich nun wirklich der einzige lebende Mensch bin? Wenn ich das einzige Lebewesen im ganzen Universum wäre?« Zoé betrachtete ihre Freundin besorgt.
    »Könnte es nicht sein, daß alles, was ich erlebe, nur ein großartiges Schauspiel ist, das für mich allein aufgeführt wird?
    All diese Menschen dort unten, du und die anderen Zwerge –
    vielleicht seid ihr nur Schauspieler und Statisten. Gegenstände, Häuser, Bäume und die ganze Natur sind vielleicht nur perfekte Bühnenbilder, die mich zu der Annahme verführen sollen, es gebe eine gewisse Realität. Dabei geht es mir vielleicht genauso wie den Bewohnern von Infra-World , deren Welt es ja auch nicht gibt.«
    »Was dir nicht so alles einfällt!«
    »Ist dir nie aufgefallen, daß überall um uns herum Menschen sterben, während wir weiterleben? Vielleicht werden wir beobachtet, vielleicht werden unsere Reaktionen auf bestimmte Situationen getestet. Man testet unsere

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