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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Flugzeug erfunden.
    Trotzdem brach er das Spiel plötzlich ab.
    »MacYavel, hör zu!«
    Das Computerauge wurde größer, und die synthetische Stimme erklang aus den Lautsprechern: »Volle Aufmerksamkeit.«
    »Ich habe immer noch Probleme mit diesem Gymnasium«, begann der Kommissar und lieferte dem Computer die neuesten Informationen über das, was sich in der Umgebung der Schule tat. Diesmal begnügte MacYavel sich nicht damit, ihm Belagerungsstrategien aus der Vergangenheit vorzuführen, sondern riet ihm, das Gymnasium hermetisch abzuriegeln.
    »Laß ihnen Wasser, Strom und Telefone sperren. Wenn du sie all dieser Annehmlichkeiten beraubst, werden sie sich sehr schnell zu Tode langweilen und nur noch den einen Wunsch haben, diesem Gefängnis irgendwie zu entrinnen.«
    Verdammt, warum hatte er nicht selbst daran gedacht! Es war nicht verwerflich, den Störenfrieden Wasser, Strom und Telefone sperren zu lassen, denn die Rechnungen für den gesamten Energiebedarf des Gymnasiums bezahlte schließlich der Staat. Wieder einmal mußte er zugeben, daß MacYavel ein kluger Kopf war.
    »Du gibst mir wirklich gute Ratschläge, mein Freund.«
    Der Computer stellte das Objektiv seiner Digitalkamera ein.
    »Kannst du mir ein Foto des Anführers dieser Revolte zeigen?«
    Maximilien war zwar erstaunt über diesen Wunsch, zeigte MacYavel aber trotzdem das im Clairon veröffentlichte Bild von Julie Pinson, und der Computer verglich es mit seinen unzähligen gespeicherten Archivbildern.
    »Das ist eine Frau, nicht wahr? Und sie ist schön?«
    »Ist das eine Frage oder eine Feststellung?«
    »Eine Frage.«
    Maximilien betrachtete das Foto noch einmal und bestätigte:
    »Ja, sie ist schön.«
    »Dann ist das also Schönheit.«
    Irgend etwas stimmte nicht. Obwohl MacYavels künstlich erzeugte Stimme keine Intonationen aufwies, hörte sie sich irgendwie angespannt an. Und dann begriff Maximilien, daß der Computer mit dem Begriff Schönheit nichts anfangen konnte.
    »Ich verstehe nicht, was das ist«, gab der Computer unumwunden zu.
    »Mir geht es genauso«, seufzte Maximilien. »Manchmal kommen einem Menschen, die man einmal bildschön fand, nach kurzer Zeit völlig uninteressant vor.«
    Das Computerauge schloß sein Lid. »Schönheit ist etwas Subjektives, deshalb kann ich sie nicht erfassen. Für mich gibt es nur Null oder Eins, und ein plötzlicher Wechsel von Null zu Eins ist ausgeschlossen. In dieser Hinsicht bin ich beschränkt.«
    Maximilien wunderte sich über diese Bemerkung, die sich fast bedauernd anhörte. Wieder dachte er, daß die neue Computergeneration zu echten Partnern des Menschen werden konnte. Der Computer – die höchste Errungenschaft der Menschheit?
     

149. DIE GOTTGLÄUBIGEN
     
    Die Gottgläubigen?
    Die Königin ist tot. Eine Gruppe Belokanerinnen taucht schüchtern auf der Schwelle des königlichen Gemachs auf. Es gibt also doch einige Überlebende des Brandes. Eine Ameise nähert sich Nr. 103 mit nach vorne gerichteten Fühlern, und die Prinzessin erkennt sie. Das ist Nr. 23.
    Nr. 23 … Also hat auch sie den ersten Kreuzzug gegen die Finger überlebt. Diese Kriegerin war schon damals eine überzeugte Gottgläubige gewesen, und deshalb hatten sie einander nicht übermäßig geschätzt, doch das unvermutete Wiedersehen in ihrer Heimatstadt bewirkt eine Annäherung.
    Nr. 23 bemerkt sofort, daß Nr. 103 sich in ein Weibchen verwandelt hat, und gratuliert ihr dazu. Doch auch sie selbst scheint in Hochform zu sein. An ihren Mandibeln klebt Blut, aber sie begrüßt die Gefährtinnen der Prinzessin mit herzlichen Willkommenspheromonen.
    Nr. 103 ist auf der Hut, aber Nr. 23 signalisiert ihr, alles sei in bester Ordnung; sie gönnen sich eine Trophallaxie, bevor Nr. 23 ihre Geschichte erzählt.
    Nachdem es ihr vergönnt gewesen war, einen Blick auf die Welt der Götter zu werfen, kehrte sie nach Bel-o-kan zurück, um allen die frohe Botschaft zu verkünden. (Der Prinzessin fällt auf, daß Nr. 23 nicht von ›Fingern‹, sondern von ›Göttern‹
    spricht.) In ihrer Heimatstadt wurde ihr ein herzlicher Empfang zuteil, denn alle freuten sich, daß wenigstens eine Ameise den Kreuzzug überlebt hatte, doch dann begann Nr. 23 von der Existenz der Götter zu erzählen und stellte sich an die Spitze einer religiösen Bewegung. Sie verlangte, daß die Toten nicht mehr auf den Müllhaufen geworfen wurden und verwandelte mehrere unterirdische Säle von Bel-o-kan in Friedhöfe.
    Diese Aktivitäten mißfielen der neuen

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