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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Armee der Zwerginnen macht einen zu allem entschlossenen Eindruck.
    Ein rauchender Ameisenhaufen mitten im Wald rechtfertigt in ihren Augen einen Krieg. Nr. 103 hätte eigentlich wissen müssen, daß man durch aufsehenerregende Neuerungen unweigerlich Mißtrauen, Neid und Angst hervorruft.
    Sie weist Nr. 5 an, die Artillerie einzusetzen, um den Feind am weiteren Vordringen zu hindern, aber im Grunde hat sie dieses ganze Morden so satt! Wahrscheinlich ist das eine Alterserscheinung, denn obwohl ihr Körper jetzt wieder jung ist, hat sie ja schon ein langes Leben hinter sich, und die Erinnerung an unzählige blutige Schlachten ist in ihrem Gehirn gespeichert.
    Unter ihr erbebt die ganze Kuppel, denn die Arbeiterinnen trommeln unablässig mit ihren Hinterleibern, um Alarmstufe 2 auszulösen.
    Die Stadt hat Angst, und das völlig zu Recht, denn die riesige Armee der Zwerginnen wird durch Soldatinnen benachbarter Ameisenbauten verstärkt, die der arroganten Föderation der Roten eine Lektion erteilen wollen. Was aber am schlimmsten ist – in den Reihen der Zwerginnen kämpfen sogar rote Ameisen der Föderation mit! Wahrscheinlich ist ihnen das neue Bel-o-kan unheimlich.
    Die Prinzessin erinnert sich an einen Dokumentarfilm über einen Schriftsteller der Finger namens Jonathan Swift, der gesagt hatte, das Auftauchen eines neuen Talents erkenne man daran, daß es sofort ein Komplott von Dummköpfen gebe, die es ausschalten wollten.
    Ein Komplott von Dummköpfen! Solche Toren rücken jetzt scharenweise gegen Bel-o-kan vor, bereit zu sterben, nur damit alles beim alten bleibt, damit das Morgen eine Wiederholung des Gestern ist.
    Prinz Nr. 24 ist der Prinzessin auf die Kuppel gefolgt und schmiegt sich an sie. Er fürchtet sich und braucht die beruhigende Nähe des Weibchens.
    Diesmal ist alles aus. Gegen diese Übermacht können wir nichts ausrichten.
    Die belokanische Artillerie formiert sich, um die Stadt zu verteidigen. Alle bringen ihre randvoll mit Säure gefüllten Hinterleiber in Schußposition, doch wie sollen sie eine Armee aufhalten, die allem Anschein nach Millionen zählt?
    Nr. 103 bedauert zutiefst, die diplomatischen Beziehungen zu benachbarten Städten sträflich vernachlässigt zu haben. Gewiß, sie hat einige Botschafterinnen empfangen, aber weil sie nur die technischen Neuerungen im Kopf hatte, versäumte sie es, zu registrieren, wie beunruhigt diese Abgesandten waren.
    Nr. 5 überbringt eine neue Hiobsbotschaft: Die Gläubigen weigern sich mitzukämpfen, weil ihrer Ansicht nach sowieso nur die Götter über den Ausgang einer Schlacht entscheiden. Statt dessen wollen sie für den Sieg beten!
    Auch das noch … Und draußen ziehen immer neue Truppen heran!
    Die Ingenieure kommen auf die Kuppel, und die Prinzessin beruft eine AK ein. Sie müssen gemeinsam irgendeinen Ausweg aus dieser scheinbar hoffnungslosen Lage finden. Nr.
    103 versucht sich an alle Kriegsfilme zu erinnern, die sie im Fernsehen gesehen hat. Das Feuer, der Hebel, das Rad …
    daraus müßte sich doch irgend etwas machen lassen. Die drei Begriffe kreisen in den vereinten Gehirnen. Wenn ihnen nicht sehr schnell etwas einfällt, müssen sie auf den Tod gefaßt sein, das wissen alle.
     

153. ENZYKLOPÄDIE
     
    Die Geburt des Todes: Der Tod wurde vor genau 70\1 Millionen Jahren geboren. Bis dahin waren Einzeller vier Milliarden Jahre lang die einzige Lebensform gewesen, und weil diese Einzeller sich beliebig vermehren konnten, waren sie unsterblich. Spuren dieser unsterblichen einzelligen Systeme findet man noch in Korallenriffen.
    Eines Tages trafen sich jedoch zwei Zellen und beschlossen, fortan eine Gemeinschaft zu bilden und sich gegenseitig zu ergänzen. Seit dieser Absprache gibt es vielzellige Lebensformen, und das war die Geburtsstunde des Todes.
    Welcher Zusammenhang besteht zwischen beiden Phänomenen?
    Wenn zwei Zellen sich zusammenschließen wollen, müssen sie miteinander kommunizieren, und dabei wird Arbeitsteilung vereinbart, um effektiver zu sein. Beispielsweise wird beschlossen, daß es nicht rationell ist, wenn beide Nahrung verdauen: eine soll statt dessen lieber die Nahrung an sich ziehen und aufnehmen. Je mehr Zellen sich zusammenschlossen, desto ausgeprägter wurde ihre Spezialisierung. Dadurch wurde die einzelne Zelle immer anfälliger und büßte schließlich ihre ursprüngliche Unsterblichkeit ein. So wurde der Tod geboren.
    Menschen bestehen aus einer riesigen Gemeinschaft hochspezialisierter Zellen, die ständig

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