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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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untereinander Kontakt halten. Die Zellen unserer Augen unterscheiden sich sehr von den Zellen unserer Leber, aber die einen signalisieren den anderen blitzartig, daß sie einen Teller mit heißer Nahrung sehen, damit die Leberzellen sofort Galle produzieren können –
    noch bevor wir den ersten Bissen in den Mund nehmen! In unserem Körper hat jede Zellgruppe eine ganz bestimmte Funktion, aber alle sind sterblich.
    Der Tod ist notwendig, um das Gleichgewicht zwischen den Arten sicherzustellen. Wäre irgendeine vielzellige Art unsterblich, würde sie sich immer mehr spezialisieren, um alle Probleme lösen zu können, und schließlich wäre sie so effektiv, daß sie alle anderen Lebensformen bedrohen könnte.
    Eine Krebszelle der Leber produziert ständig neue Zellen, ohne auf die anderen Zellen zu hören, die ihr signalisieren, das sei nicht mehr notwendig. Die Krebszelle hat den Ehrgeiz, durch ständige Vermehrung ihre ursprüngliche Unsterblichkeit zurückzuerlangen, und dadurch tötet sie den Gesamtorganismus. Man könnte sie mit jenen Leuten vergleichen, die unablässig reden, ohne anderen zuzuhören. Die Krebszelle ist autistisch, und deshalb ist sie so gefährlich. Weil sie egoistisch nach Unsterblichkeit strebt, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen, tötet sie ihre ganze Umgebung.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
     

154. MAXIMILIEN KUNDSCHAFTET ALLES AUS
    Maximilien schlug die Haustür laut hinter sich zu.
    »Was ist los, Liebling?« fragte Scynthia. »Du wirkst ein bißchen nervös.«
    Er starrte sie an und versuchte sich daran zu erinnern, was ihn an dieser Frau früher so angezogen hatte.
    Um nicht ausfällig zu werden, rang er sich mühsam ein Lächeln ab und eilte mit großen Schritten in sein Arbeitszimmer.
    An diesem Morgen hatte er sein Aquarium hier untergebracht und die Fische MacYavels Pflege anvertraut. Der Computer kam mit dieser Aufgabe bestens zurecht. Er überwachte den elektrischen Nahrungsspender, die Heizung und die Wassermenge und kümmerte sich um das ökologische Gleichgewicht dieser künstlichen Welt. Die Fische schienen seine intensive Betreuung zu genießen.
    Der Kommissar begann eine Partie Evolution. Sein kleines Inselvolk – es hätten Engländer sein können – entwickelte sehr schnell eine hochentwickelte Technologie, weil es sich nicht in die Kriege auf dem Kontinent einmischte. Eine moderne Flotte sorgte für lukrative Handelsbeziehungen in aller Welt. Doch weil Japan die gleiche Strategie angewandt hatte, kam es im Jahre 2720 zu einem gnadenlosen Krieg, und dank besserer Satelliten siegten die Japaner.
    »Du hättest gewinnen können«, kommentierte MacYavel.
    »Was hättest du Besserwisser denn anders gemacht?« fragte der Kommissar gereizt.
    »Ich hätte für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt gesorgt, beispielsweise durch Einführung des Frauenwahl-rechts. Dann hätte in deinen Städten eine bessere Stimmung geherrscht, und das hätte positive Auswirkungen auf die Kreativität deiner Waffenkonstrukteure gehabt. Intensiver motiviert hätten sie wirksamere Waffen konstruiert und …« »Du verlierst dich in Details.«
    Maximilien betrachtete mißmutig die Schlachtfelder auf dem Bildschirm, beendete die Partie und starrte ins Leere.
    MacYavels Auge würde größer, und er klimperte mit den Wimpern, um die Aufmerksamkeit des Kommissars auf sich zu lenken.
    »Nun, Maximilien, machst du dir immer noch Sorgen wegen dieser Revolution der Ameisen?«
    »Ja. Kannst du mir weiterhelfen?«
    »Selbstverständlich.«
    Das Auge verschwand, und MacYavel begann durchs Internet zu surfen. Es dauerte nicht lange, bis er stolz verkündete: »Das habe ich im Teletext gefunden: ›Revolution der Ameisen‹, GmbH, Leitstelle.«
    Maximilien beugte sich vor. MacYavel hatte etwas sehr Interessantes entdeckt. Von allein wäre er nie auf die Idee gekommen, daß diese sogenannten Revolutionäre im Internet ihr Unwesen treiben könnten. Er hatte sie offenbar unterschätzt, aber vielleicht würde er jetzt endlich erfahren, was sie dort im Gymnasium eigentlich trieben.
    Auf dem Bildschirm war zu sehen, welche Filialen die GmbH ›Revolution der Ameisen‹ gegründet hatte:
    -
    ›Fragenzentrum‹
    -
    Künstliche Welt Infra-World
    -
    Bekleidung ›Schmetterling‹
    -
    Architekturbüro ›Ameisenhaufen‹
    -
    Natürliche Lebensmittel ›Met‹
     
    Außerdem gab es ein Forum, wo über die Themen und Ziele der ›Revolution der Ameisen‹ diskutiert wurde und

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