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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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unbeschadet aus einer Höhe stürzen kann, die das Zweihundertfache ihrer Körpergröße beträgt, kann ein Finger schon sterben, wenn er aus der lächerlichen Höhe seiner dreifachen Körpergröße in die Tiefe fällt.
    Die Zuhörer nehmen aufmerksam alle Pheromone auf, die Prinzessin Nr. 103 verströmt, und sind sehr zufrieden, daß die Finger trotz ihrer imposanten Größe so schwächlich sind.
    Als nächstes berichtet die Prinzessin, wie die Finger das Gleichgewicht auf ihren Hinterbeinen halten, und Registratorin Nr. 10 macht sich gewissenhaft Notizen für ihr Gedächtnispheromon.
     
    GANG
    Die Finger laufen auf ihren beiden Hinterbeinen.
    Auf diese Weise können sie ihre Artgenossen sogar über Sträucher hinweg sehen.
    Um dieses Kunststück vollbringen zu können, spreizen die Finger ihre unteren Gliedmaßen, schwenken ihren Hinterleib, um den Schwerpunkt nach vorne zu verlagern, und bewegen die oberen Gliedmaßen, um das Gleichgewicht zu halten.
    Obwohl diese Position sehr unbequem ist, können die Finger sie sehr lange beibehalten.
    Wenn sie aus dem Gleichgewicht zu kommen drohen, werfen sie ein Bein nach vorne und stützen sich damit ab.
    Das nennt man ›gehen‹.
     
    Zu diesem Thema gibt es sehr viele Fragen, aber Nr. 10\1 geht bald zu einem anderen Aspekt im Leben der Finger über.
    Sie hat ihren Truppen noch soviel zu erzählen!
     
    MACHT
    Nicht alle Finger sind gleich.
    Manche können über Leben und Tod der anderen gebieten.
    Diese wichtigeren Finger können befehlen, daß die minderwertigeren geschlagen oder in Gefängnisse gesperrt werden. Ein Gefängnis ist ein Raum ohne Ausgang.
    Jeder Finger hat einen Vorgesetzten, der selbst einen Vorgesetzten hat, der wiederum einen Vorgesetzten hat … bis hin zum Vorgesetzten des ganzen Volkes, der alle anderen beherrscht.
    Wie werden diese Vorgesetzten bestimmt? Es handelt sich um eine Kaste, und die Vorgesetzten werden einfach unter den Kindern von Vorgesetzten ausgewählt.
     
    Während sie das alles erzählt, denkt Nr. 103, daß sie nicht alles verstanden hat, was in der Welt der Finger vor sich geht.
    Sie hat es eilig, zu ihnen zurückzukehren, um ihr Wissen zu erweitern.
    Im riesigen Biwak werden die Fühler bewegt. Die Wände reden mit den Böden, die Türen diskutieren mit den Decken.
    Die Prinzessin bahnt sich einen Weg zwischen den Körpern und blickt aus einem lebendigen Fenster zum östlichen Horizont hinüber. Die Prozession kann jetzt nicht mehr umkehren. Sie hat sich schon zu weit vorgewagt. Die Alternative heißt nur noch: Erfolg haben oder sterben.
    Die Schnecken, die unten weiden, beteiligen sich nicht an den angeregten Diskussionen, sondern kauen genüßlich ihren Klee.
     

Viertes Spiel
    TREFF
194. ENZYKLOPÄDIE
     
    Kartenspiel: Das gängige Kartenspiel mit 52 Symbolen verkündet eine Lehre, eine Geschichte. Die vier Farben stehen für die vier Bereiche der Veränderungen im Leben. Vier Jahreszeiten, vier Emotionen, vier Planeteneinflüsse …
    Herz: Frühling, Gefühlsbetontheit; Venus Pik: Winter, Probleme; Mars Karo: Sommer, Reisen; Merkur Treff: Herbst, Arbeit; Jupiter Auch die Zahlen und Personen sind nicht zufällig ausgewählt. Jede Karte symbolisiert irgendeine Etappe im menschlichen Leben. Deshalb wurde das einfache Kartenspiel ebenso wie das Tarot für die Wahrsagekunst benutzt.
    Beispielsweise heißt es, die Herzsechs bedeute, daß man ein Geschenk erhalten wird, die Karofünf weise auf den Bruch mit einem geliebten Menschen hin, der Treffkönig stehe für Berühmtheit, der Treffbube für den Verrat eines Freundes, das Herzas für eine Ruheperiode, die Treffdame für einen Glücksfall, die Herzsieben für eine Hochzeit. Alle Spiele, sogar die einfachsten, offenbaren alte Weisheiten.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
     

195. DIE GEHEIMBOTEN DER GÖTTIN
     
    Julie und ihre Freunde hatten an diesem Tag soviel gesehen, daß sie viel zu aufgeregt waren, um schlafen zu können. Zur Beruhigung öffnete Paul eine Flasche Met, die er aus dem Gymnasium gerettet hatte, und Ji-woong schlug eine Partie
    ›Eleusis‹ vor.
    Jeder legte eine Karte auf den Tisch.
    »Karte, die in die Weltordnung paßt; Karte, die nicht in die Weltordnung paßt«, verkündete Léopold, der seine Rolle als zeitweiliger Gott sehr ernst nahm.
    Es gelang den anderen nicht, die von Léopold erfundene Regel herauszufinden. Vergeblich betrachteten sie die aneinandergereihten Karten: sie konnten beim besten Willen keinen

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