Die Revolution der Ameisen
dem jeden Tag wie durch ein Wunder Nahrung an der Wasseroberfläche auftauchte – allerdings bedauerlicherweise nur tote Nahrung.
Zwei kühle Hände legten sich auf Maximiliens Augen.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Papa!«
»Ich hatte ganz vergessen, daß ich heute Geburtstag habe«, behauptete er, während er Frau und Tochter umarmte.
»Aber wir nicht! Wir haben etwas vorbereitet, das dir bestimmt gefallen wird«, kündigte Marguerite an.
Sie trug einen Schokoladenkuchen mit Nüssen herbei, auf dem ein ganzer Wald von Kerzen brannte.
»Wir haben alle Schubladen durchwühlt, aber leider nur 4\1 Kerzen gefunden«, berichtete sie.
Er blies alle Kerzen auf einmal aus und nahm sich ein Stück Kuchen.
»Wir haben dir auch ein Geschenk gekauft!«
Seine Frau überreichte ihm eine große Schachtel. Nach einem letzten Bissen Kuchen öffnete er das Geschenk, das sich als tragbarer Laptop der neuesten Art entpuppte. »Was für eine großartige Idee!« rief er staunend.
»Ich habe ein leichtes Modell mit besonders großer Speicherkapazität ausgesucht«, betonte seine Frau.
»Hoffentlich hast du Spaß daran.«
»Ganz bestimmt. Danke, meine Lieben.«
Bisher hatte er sich mit dem großen Computer in seinem Büro begnügt, den er zur Textverarbeitung und Buchführung benutzte. Dieses kleine tragbare Gerät würde ihm nun endlich ermöglichen, alle anderen Möglichkeiten der modernen Informatik zu erkunden. Seine Frau hatte das ideale Geschenk gewählt.
Auch seine Tochter hatte ein Geschenk für ihn: ein Computerspiel namens »Evolution«. Erschaffen Sie Zivilisationen, so als wären Sie ein Gott! stand auf der Verpackung.
»Du beschäftigst dich doch soviel mit den Guppys in deinem Aquarium«, erklärte Marguerite. »Da dachte ich mir, daß es dich amüsieren würde, eine ganze virtuelle Welt zur Verfügung zu haben, mit Menschen, Städten, Kriegen und all so was.«
»Oh, ich und spielen …«, murmelte Maximilien zweifelnd, umarmte seine Tochter aber herzlich, um sie nicht zu enttäuschen.
Marguerite legte die CD-Rom ein und gab sich alle Mühe, ihm die Spielregeln dieses neuesten und sehr beliebten Computerspiels zu erklären. Auf dem Bildschirm tauchte eine weite Ebene auf, und der Spieler hatte die Aufgabe, dort im Jahre 5000 v. Chr. seinen Stamm anzusiedeln. Er mußte für diesen Stamm ein Dorf bauen, es durch Palisaden schützen, das Jagdrevier vergrößern, weitere Dörfer bauen, Kriege mit Nachbarstämmen bewältigen, die wissenschaftliche und künstlerische Entwicklung fördern, Straßen planen, Felder anlegen, die Landwirtschaft ankurbeln, die Dörfer in Städte verwandeln usw., damit der Stamm überleben und zu einer mächtigen Nation werden konnte. »Anstatt dich mit 25 Fischen zu vergnügen, wirst du über Hunderttausende virtueller Menschen bestimmen können.
Gefällt dir das Spiel?«
»Natürlich«, versicherte der Kommissar, aber es hörte sich nicht sehr überzeugend an.
32. ENZYKLOPÄDIE
Babys brauchen Ansprache: Im 13. Jahrhundert wollte Kaiser Friedrich II. in Erfahrung bringen, welches die
›natürliche‹ Sprache der Menschen ist. Er brachte sechs Säuglinge in einem Hort unter und befahl den Ammen, sie zu füttern, in den Schlaf zu wiegen und zu baden, aber ohne jemals auch nur ein Wort mit ihnen zu sprechen. Friedrich II.
hoffte auf diese Weise herauszufinden, für welche Sprache sich die Babys ›ohne äußere Einflüsse‹ entscheiden würden. Er glaubte, es würde Griechisch oder Lateinisch sein, weil das in seinen Augen die einzigen ursprünglichen und reinen Sprachen waren. Doch das Experiment lieferte nicht die erwünschten Resultate. Keines der Babys begann zu sprechen, egal in welcher Sprache. Damit aber nicht genug: Alle sechs verkümmerten und starben schließlich. Säuglinge brauchen zum Überleben eben nicht nur Milch und Schlaf, sondern auch Ansprache. Sie ist ein unverzichtbares Lebenselement.
EDMOND WELLS,
Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
33. KLOPFKÄFER, ÖLKÄFER UND BLASENFÜSSER
Die Felsenwelt hat ihre eigene Vegetation und Fauna.
Während die dreizehn Ameisen steil bergab klettern, entdecken sie unbekannte Pflanzen: rosa Nelken mit rötlichen Kelchen, Fetthennegewächse mit fleischigen Blättern und pfeffrigem Geruch, Enziane mit langen blauen Blütenblättern und Artischocken mit spitzen Blüten und harten Blättern.
Die Ameisen klammern sich an den Sandstein, um nicht in die Tiefe zu stürzen. In einer
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