Die Revolution der Ameisen
Schattierung von Ultraviolett wahr, was ihnen ermöglicht, Blumen und Insekten im Grün zu sichten. Sie sehen an den Blüten sogar jene feinen Linien, die den Honigbienen als Landepisten dienen.
Nach den Bildeindrücken nun die noch wichtigeren Gerüche.
Die Kundschafterinnen bewegen ihre Radarfühler mit 800\1 Vibrationen pro Sekunde, um ihre Umgebung besser erschnuppern zu können. Sie nehmen sowohl fernes Wild als auch nahe räuberische Tiere wahr. Sie riechen die Ausdünstungen der Bäume und der Erde, die für sie wie ein schweres süßes Parfüm duftet. Ein seltsamer Widerspruch zu ihrem bitteren, salzigen Geschmack!
Am liebsten würden die Ameisen den kürzesten Weg nach Bel-o-kan einschlagen, der durch den Glockenblumenwald führt, über dem Scharen von Schmetterlingen flattern. Doch Nr. 16, eine Spezialistin in chemischer Kartografie, warnt, daß es dort von Spinnen und Schlangen wimmelt. Außerdem durchqueren wilde Horden von Wanderameisen jene Gegend, und vor diesen Kannibalen, die von den Zwergameisen in den Norden vertrieben wurden, wäre man nicht einmal im Geäst sicher. Nr. 5 meint deshalb, am sichersten sei es wohl, die Felsklippe hinabzuklettern.
Nr. 10\1 683 ist begierig auf Informationen aus der Ameisenwelt. Seit sie die Föderation verlassen hat, haben wichtige politische Ereignisse stattgefunden. Sie fragt, wie denn die neue Königin von Bel-o-kan aussehe, und Nr. \1 antwortet, sie habe einen sehr kleinen Hinterleib. Wie alle Herrscherinnen dieser Stadt, so führt auch sie den Namen Belo-kiu-kiuni, aber ihr fehlt der Weitblick früherer Königinnen.
Nach den Unglücksfällen des vergangenen Jahres gab es Bedarf an geschlechtsfähigen Ameisen, und um das Überleben der befruchteten Königin sicherzustellen, verzichtete man auf den Hochzeitsflug. Die Paarung fand in einer Kammer des Ameisenbaus statt.
Nr. 103 683 bemerkt, daß Nr. 5 diese Königin offenbar nicht besonders schätzt, aber dazu ist keine Ameise verpflichtet, nicht einmal, wenn es sich um ihre eigene Mutter handelt.
Mit Hilfe ihrer haftenden Sohlenballen klettern die dreizehn Soldatinnen die fast senkrechte Felswand hinab.
31. MAXIMILIEN FEIERT SEINEN GEBURTSTAG
Kommissar Maximilien war ein glücklicher Mann. Er hatte eine charmante Frau namens Scynthia und eine reizende dreizehnjährige Tochter, Marguerite. Zufrieden lebte er in einer schönen Villa und genoß sein großes Aquarium und einen imposanten Kamin, die für ihn Wohlstandssymbole waren. Mit vierundvierzig schien er alles Erstrebenswerte erreicht zu haben. Auf seine Karriere konnte er wirklich stolz sein. Er hatte soviel Kriminalfälle gelöst, daß man ihn gebeten hatte, an der Polizeischule von Fontainebleau zu unterrichten. Seine Vorgesetzten vertrauten ihm und mischten sich nicht in seine Ermittlungen ein. Seit neuestem interessierte er sich sogar für Politik und gehörte zum engsten Freundeskreis des Präfekten, der ihn auch als Tennispartner überaus schätzte.
Als er jetzt nach Hause kam, warf er seinen Hut auf die Garderobe und zog sein Sakko aus.
Im Salon saß seine Tochter vor dem Fernseher. Die blonden Zöpfe nach hinten geworfen, suchte sie die Kanäle nach der unauffindbaren idealen Sendung ab.
Kanal 67. Ein Dokumentarfilm. Das komplizierte Paarungsverhalten der Bonobo-Schimpansen von Zaire hatte die Aufmerksamkeit der Zoologen erregt. Die Männchen schlagen mit ihren erigierten Geschlechtsorganen aufeinander ein, so als wären es Degen. Ansonsten sind die Bonobos jedoch ausgesprochen friedliebend. Sie scheinen ihre Aggressionen beim Paarungsritual abzureagieren und das befähigt sie zum gewaltlosen Zusammenleben.
Kanal 46. Regionalnachrichten. Die Angestellten der städtischen Müllabfuhr streiken für höhere Löhne und Renten und wollen ihre Arbeit erst wieder aufnehmen, wenn ihre Forderungen erfüllt werden.
Kanal 45. Ein erotischer Film. »Ja! Aaaah, oooh, aaah, oooh, o nein, o ja, ja! Weiter so … oooh … nein, nein, nein, doch, einverstanden, ja, jaaa!«
Kanal 110. Weltnachrichten, letzte Minute. Blutbad in einem Pariser Kindergarten, vor dem ein geparktes Auto explodiert ist. Bilanz dieses Bombenattentats: 19 tote und 7 verletzte Kinder, zwei tote Kindergärtnerinnen. Nägel und Schrauben sind unter den Zündstoff gemischt worden, um auf dem Spielplatz möglichst große Verwüstung anzurichten. In einer an die Presse gerichteten Botschaft hat eine Gruppe namens IP
– Islam Planétaire – die Verantwortung für das Attentat
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