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Die Riesen vom Ganymed

Die Riesen vom Ganymed

Titel: Die Riesen vom Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Ersonnen worden war dieses Arbeitsverfahren von Hunts unmittelbarem Vorgesetzten, Gregg Caldwell, dem Leiter der Abteilung für Navigation und Kommunikation der UNWO, dessen Hauptquartier in Houston lag. Die Idee hatte sich bereits bezahlt gemacht, indem es Hunt und seinem Team gelungen war, die Existenz und das Schicksal Minervas zu entschleiern, und es gab erste Anzeichen dafür, daß neue Erfolge bevorstanden.
    Hunt hörte zu, während die Debatte zwischen den Biologen genau wieder dort anlangte, wo sie ursprünglich begonnen hatte: bei dem außergewöhnlichen Enzym.
    »Nein, ich fürchte, nein«, antwortete Danchekker auf eine Frage von Rousson. »Gegenwärtig haben wir keine Ahnung, welcher Zweck mit ihm verbunden war. Gewisse Funktionen seiner Reaktionsgleichung lassen die Vermutung aufkommen, daß es zur Veränderung oder zur Zerstörung eines bestimmten Proteinmoleküls beigetragen haben könnte, aber für welches Molekül nun genau oder aber warum, wissen wir einfach nicht.« Danchekker ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als wolle er weitere Beiträge dadurch hervorrufen, aber keiner schien mehr etwas zu sagen zu haben. Im Zimmer breitete sich Stille aus. Zum ersten Mal wurde das schwache Summen eines nahegelegenen Generators vernehmlich. Gemächlich drückte Hunt seine Zigarette aus und lehnte sich zurück, um seine Ellenbogen auf die Armlehnen seines Stuhles zu plazieren. »Es klingt fast, als ob Sie da 'ne ganz schöne Nuß zu knacken haben«, gab er von sich. »Enzyme sind nicht mein Bier. Daher muß ich Ihnen diesen Fall ganz allein überlassen.«
    »Ah, schön zu bemerken, daß Sie immer noch da sind, Vic«, sagte Danchekker und erhob seine Augen zum äuße-

    ren Ende des Tisches. »Sie haben noch kein Wort gesagt, seit wir mit der Diskussion begonnen haben.«
    »Ich höre zu und lerne«, sagte Hunt lächelnd. »Ich hatte nicht viel beizusteuern.«
    »Das klingt ja wie eine philosophische Lebensanschau-ung«, sagte Fischer und wühlte in den Papieren, die vor ihm lagen. »Haben Sie viele dieser Weisheiten auf Lager...
    vielleicht so'n kleines rotes Buch voll wie damals dieser chinesische Herr im Jahre Neunzehnhundertdingsbums?«
    »Kann leider nicht damit dienen. Bringt nichts, für alles und jedes Philosophien parat zu haben. Man widerspricht sich dann immer nur selbst. Man wird unglaubwürdig.«
    Fichter lächelte. »Sie haben also zur Erhellung unseres verdammten Enzymproblems nichts beizutragen«, sagte er.
    Hunt antwortete nicht sofort, sondern spitzte seinen Mund und neigte seinen Kopf zur Seite wie jemand, der daran zweifelt, ob es ratsam sei, mit seinem Wissen herauszu-rücken. »Na«, sagte er schließlich, »so wie es aussieht, haben Sie eigentlich schon genug Scherereien mit diesem Enzym.« Sein Tonfall hatte leicht spielerischen Charakter, wirkte jedoch unwiderstehlich provokativ. Alle Köpfe im Raum drehten sich jäh nach ihm um.
    »Vic, Sie verheimlichen uns etwas«, erklärte Sandy.
    »Raus damit.«
    Danchekker bedachte Hunt mit einem stummen, heraus-fordernden Blick. Hunt nickte und langte mit einer Hand zur ihm gegenüberliegenden Tischecke, um eine Tastatur zu bedienen, die dort eingelassen war. Auf der gegenüberliegenden Seite Ganymeds antworteten die Computer an Bord der Jupiter Fünf auf seine Anfrage. Der Wandschirm im Konferenzraum änderte seinen Bildinhalt, und es er-

    schien eine eng aneinandergereihte Zahlenkolonne.
    Hunt ließ den anderen einige Zeit, sich mit ihr vertraut zu machen. »Es handelt sich um die Resultate einer Serie quantitativer Analysetests, die vor kurzem in den Laboratorien der J 5 durchgeführt wurden. Diese Tests schlossen eine Routinebestimmung der chemischen Zusammensetzung von Zellen ausgewählter Organe der Tiere ein, über die Sie sich soeben unterhalten haben – die vom Schiff.« Er hielt einen Moment inne und fuhr dann in nüchternem Ton fort: »Diese Zahlen besagen, daß gewisse Elementverbindungen immer wieder auftraten, und zwar jeweils in gleichen festen Verhältnissen zueinander. Diese Verhältnisse lassen in hohem Maße auf Zerfallprodukte schließen, wie sie uns aus radioaktiven Prozessen bekannt sind. Es ist genauso, als würden radioaktive Isotopen für die Herstellung der Enzyme ausgelesen.«
    Nach einigen Sekunden runzelten sich ein oder zwei Stirnpartien als Antwort auf seine Worte. Danchekker fand als erster eine Antwort. »Wollen Sie uns etwa weismachen, daß das Enzym radioaktive Isotopen in seine Struktur aufnimmt...

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