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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Vokale sind für einen Menschen unnatürlich. Das ist das Schwierigste.« Er machte eine wegwerfende Geste. »Die ganze Sache dient natürlich rein akademischen Zwecken … Aber wie Sie richtig bemerkten – eine solche Chance konnten wir uns nicht entgehen lassen.«
    »Wie sieht’s mit den lunarischen Texten von Tycho aus?« fragte Hunt. »Haben Sie mit dem Rest auch Fortschritte erzielen können?«
    »Das können Sie mir glauben.« Maddson deutete gestikulierend zu den Stapeln von Papiermaterial hinüber, die seinen Schreibtisch bedeckten und darüber hinaus auf einem Tisch lagen, der an einer Wand seines Büros stand. »Wir alle sind hier ganz schön beschäftigt gewesen.«
    Maddson ging dazu über, einige Einzelheiten zu beschreiben, die sein Linguistenteam während Hunts Abwesenheit hatte aufarbeiten können und die Auskunft über die lunarische Kultur und ihre Organisationsformen vor fünfzigtausend Jahren auf dem Planeten Minerva gaben. Da gab es eine flüchtig hingeworfene Abhandlung über die von Kriegen heimgesuchte Geschichte Minervas, einige ausführliche Karten von Teilen der Planetenoberfläche mit den entsprechenden geographischen, klimatischen, agrikulturellen und industriellen Gegebenheiten, eine ausführlichere Abhandlung über die Verpflichtungen und Aufgaben gegenüber dem Staat, der ein totalitaristisches Gebilde darstellte, halb Festung, halb Fabrik, eine Beschreibung der eingeborenen Lebensformen Minervas, so wie sie aus fossilen Überresten rekonstruierbar waren, und einige Hypothesen über mögliche Ursachen ihres abrupten Aussterbens vor fünfundzwanzig Millionen Jahren. Es gab zahlreiche Verweise zu der älteren Rasse, die den Planeten bewohnt hatte, bevor die Lunarier aufgetreten waren. Offenbar hatte eine Zivilisation wie die ganymedische niemals verschwinden können, ohne in ausreichendem Maße Zeugnisse für die Nachwelt zu hinterlassen. Die Lunarier hatten sich über die Überreste der ganymedischen Städte gewundert, ihre atemberaubenden Maschinen studiert, ohne dadurch viel schlauer geworden zu sein, und ein halbwegs verständliches Bild von der einstigen Beschaffenheit ihrer Welt erstellt. In den meisten ihrer Aufzeichnungen hatten sich die Lunarier auf die Ganymeder bezogen, indem sie diese als ›Riesen‹ bezeichneten.
    Schließlich, nachdem sie sich länger als eine Stunde unterhalten hatten, zog Maddson unter anderem Papierkram einige Karten hervor und breitete sie aus, damit Hunt sie sich näher ansehen konnte. Auf ihnen waren verschiedene Ansichten eines nächtlichen Himmels abgebildet, der Sternkonstellationen aufwies, die Hunt nicht unmittelbar vertraut erschienen. Bezeichnungen, die Hunt als in lunarischer Sprache geschrieben erkannte, standen überall auf den Karten. Unter jedem dieser Zeichen war in kleineren Lettern die englischen Entsprechungen eingefügt worden.
    »Die könnten Sie interessieren, Vic«, sagte Maddson, der immer noch vor Eifer überschäumte. »Sternenkarten, die vor fünfzigtausend Jahren von lunarischen Astronomen gezeichnet wurden. Wenn Sie die eine Weile lang angesehen haben, können Sie alle Ihnen vertrauten Konstellationen ausmachen. Es sind da einige Abweichungen im Vergleich zu heute, weil natürlich einige relative Verschiebungen stattgefunden haben. Wir haben tatsächlich diese Karten einigen Astronomen beim Hale-Observatorium vorgelegt, die aus den Abweichungen ganz exakt das Alter der Karten errechnen konnten. Und es ergaben sich kaum Differenzen zu den fünfzigtausend Jahren, von denen wir ausgegangen waren.«
    Hunt erwiderte nichts, sondern beugte sich vor, um die Karten eingehend zu betrachten. Das war eine faszinierende Sache – eine Aufzeichnung der Sternenkonstellationen, so wie sie sich auf dem Höhepunkt der lunarischen Zivilisation, unmittelbar vor ihrem katastrophalen Untergang, dargestellt hatten. Wie Maddson gesagt hatte – alle bekannten Sternbilder waren da, aber geringfügig verändert, verglichen mit den heutigen. Was ihre Identifikation zudem erschwerte, waren die Linien, die überall auf den Karten gezogen worden waren, um Gruppen von stärker hervorstechenden Sternen miteinander zu verbinden, so daß Gebilde entstanden waren, die keinerlei Ähnlichkeit mit den bekannten Konstellationen besaßen. Diese Linien hatten die Tendenz, das Auge auf ungewohnte Pfade zu locken und die bekannten Sterngruppierungen zu verschleiern. Da war zum Beispiel der Orion. Er erschien jedoch nicht in Form einer in sich geschlossenen

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