Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
dabei handelt es sich um eine bewiesene Tatsache, nicht etwa um eine Deduktion. Deshalb kann ich auch nicht viel dazu sagen.«
    »Nein, ich glaube nicht«, räumte Hunt seufzend ein. Er betätigte einen Schalter, um seinen Computerausgang zu deaktivieren, zündete sich eine Zigarette an und fläzte sich in einen Sessel zurück. »Ich glaube, es war auch gar nicht so wichtig«, bemerkte er abwesend nach einigen Augenblicken des Schweigens. »Ich war nur einfach neugierig, ob bei einem Vergleich des unterschiedlichen biochemischen Aufbaus unserer Lebensformen und der Minervas irgend etwas Bedeutsames zutage treten würde. Sieht so aus, als sei dies nicht der Fall.«
    »Was hofftest du denn herauszufinden?« fragte ZORAC. Hunt zuckte automatisch mit den Schultern.
    »Ach, ich weiß nicht … irgend etwas, das die von uns gestellten Fragen in hellerem Licht erscheinen lassen würde … was mit allen minervischen Landlebewesen geschah, warum sie nicht überleben konnten, wohl aber die irdischen Tiere – wir wissen jetzt, daß dafür nicht der CO 2 -Gehalt verantwortlich war … solche Sachen.«
    »Also irgend etwas Ungewöhnliches«, deutete ZORAC an.
    »Mmm … ich glaub’ schon.«
    Es verstrichen einige Augenblicke, bevor ZORAC erneut sprach. Hunt hatte das dumpfe Gefühl, daß sich die Maschine seine Gedanken durch den Kopf gehen ließ. Dann sagte sie mit sachlicher Stimme: »Vielleicht hast du die falsche Frage gestellt.«
    Es dauerte einen Moment, bis sich Hunt der Implikationen bewußt wurde. Dann nahm er jedoch abrupt seine Zigarette aus dem Mund und setzte sich aufrecht in seinen Sessel.
    »Wie bitte?« fragte er. »Was ist an der Frage falsch?«
    »Du fragst, warum minervisches und terrestrisches Leben verschieden war, und warst nur insofern erfolgreich, indem du bewiesen hast, daß die Antwort ›weil es so war‹ lautete. Das ist zweifelsohne der Fall, aber es bringt dir absolut nichts Neues. Es ist so, als würdest du fragen: ›Warum löst sich Salz im Wasser auf, während das bei Sand nicht der Fall ist?‹ und zur Antwort bekommen: ›Weil Salz löslich ist und Sand nicht.‹ Das ist ausgesprochen richtig, sagt dir jedoch nicht viel. Auf diese Weise bist du verfahren.«
    »Du meinst also, ich habe mich mit einem Zirkelschluß aufgehalten?« fragte Hunt, aber noch während er diese Worte formte, merkte er bereits, daß ZORAC recht hatte.
    »Einem sehr ausgeklügelten, aber wenn du mal seinen logischen Aufbau untersuchst – ja«, bestätigte ZORAC.
    Hunt nickte und warf seine Zigarette in den Aschenbecher.
    »Na schön. Welche Frage sollte ich stellen?«
    »Laß mal für einen Moment lang den Vergleich zwischen minervischem und irdischem Leben außer acht und konzentriere dich einfach nur auf das irdische«, antwortete ZORAC. »Nun frage einmal, warum der Mensch sich so sehr von anderen Arten unterscheidet.«
    »Ich war der Meinung, wir wüßten darüber völlig Bescheid«, sagte Hunt. »Ein größeres Hirn, den Fingern gegenüberliegende Daumen, eine stark ausgebildete Sehkraft, alles in einer einzigen Art vorhanden – alle Werkzeuge, die man benötigt, um Neugierde und das Erlernen von Fähigkeiten anzuspornen. Was ist daran neu?«
    »Ich weiß, wie die Unterschiede aussehen«, stellte ZORAC fest. »Meine Frage lautete, warum es sie gibt.«
    Hunt kratzte sich einen Moment lang mit den Fingerknöcheln am Kinn, während er über die Frage nachdachte. »Glaubst du, daß das wichtig ist?«
    »Sehr.«
    »Gut. Ich glaub’s dir. Warum unterscheidet sich der Mensch so sehr von anderen Arten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Na prima!« Seufzend atmete Hunt eine dicke Wolke Zigarettenqualm aus. »Und wie soll ich auf diese Weise mehr herausbekommen als mit meinen Fragen?«
    »Geht nicht«, räumte ZORAC ein. »Aber diese Frage verlangt nach einer Antwort. Wenn du auf etwas Außergewöhnliches aus bist, ist das ein guter Anfang. Um den Menschen ist etwas sehr Außergewöhnliches.«
    »So, was denn?«
    »Weil der Mensch eigentlich überhaupt nicht existieren dürfte. Es hätte gar nicht möglich sein dürfen, daß er sich entwickeln konnte. Den Menschen kann es eigentlich gar nicht geben, aber es gibt ihn. Das scheint mir sehr außergewöhnlich zu sein.«
    Hunt schüttelte verdutzt den Kopf. Die Maschine sprach in Rätseln.
    »Ich verstehe das nicht. Warum hätte der Mensch nicht ›passieren‹ dürfen?«
    »Ich habe die interaktionellen Grundsubstanzfunktionen untersucht, welche die Reaktionen des

Weitere Kostenlose Bücher