Die Riesin Arachna
habe Or, den Direktor, gebeten, niemanden mehr starten zu lassen, hab ihn auf die verheerenden Folgen aufmerksam gemacht, die für jeden Tunnelfahrer entstehen könnten. Und dann hab ich ihn überredet, mir diese Dinger da zu überlassen.«
Ol wies auf zwei Pakete, die No und er mitgebracht hatten. Viola hatte sie schon für einen geheimnisvollen Fund gehalten, für einen Schatz aus dem Elming oder so etwas. Sie war nur noch nicht dazu gekommen, sie zu überprüfen oder wenigstens danach zu fragen.
»Was ist das?« erkundigte sie sich hastig.
»Das sind die Kristallskaphander, über die ich vorhin mit No und Mo gesprochen habe. Or hat sie mir überlassen, weil ich am besten damit umgehen kann, schließlich hab ich sie seinerzeit als erster ausprobiert. Sie besitzen zwar nur eine Reichweite von hundert Jahren, aber in diesem Fall waren sie das einzige Mittel, No wieder einzufangen. Ich hab ihn erwischt, bevor er auf Nimmerwiedersehen in der Zukunft verschwand. Gemeinsam sind wir dann zurückgeflogen.«
»Ich habe mich dabei nicht gerade geschickt angestellt«, sagte No verlegen.
»Für das erste Mal in so einem Skaphander warst du ganz gut«, tröstete ihn Ol.
Vi dachte daran, daß ihr Mann in dem defekten Tunnel hätte verunglücken, mit No für immer in der Zukunft verlorengehen können, und ihr wurde ganz übel.
»Was in drei Stunden alles passieren kann!« sagte sie. »Das war doch sehr gefährlich. Wenn ich gewußt hätte, was ihr treibt, hätte ich nicht so ruhig zu Hause gehockt.«
Ol erwiderte:
»Nun ja, gefährlich war es vielleicht. Aber drei Stunden, das scheint uns nur hier auf der Irena so. No war mir bereits einen Tag voraus. In dem Tunnel vergeht die Zeit nämlich viel schneller.«
Über dieses Problem sprachen sie dann noch ausführlich, und als Viola später im Bett lag, konnte sie eine ganze Weile nicht einschlafen. Die Kristallskaphander gingen ihr im Kopf herum. Bestimmt würden ihr Vater und No die Fluganzüge erneut ausprobieren, um damit den defekten Tunnel zu erforschen. Wie konnte sie es nur anstellen, daß man sie mitnahm? Erst gegen Mitternacht schlief das Mädchen endlich ein. Sie war zu keiner Lösung gekommen. Aber auch Ol war noch lange wach und dachte über die Ereignisse des Tages nach. Er fragte sich, weshalb der Tunnel außer Kontrolle geraten war und was sich daraus für Folgen ergaben.
VIOLA UND MO MACHEN SICH DAVON
Am nächsten Morgen saß Ol nicht wie üblich als erster. am Frühstückstisch, sondern mußte mehrmals gerufen werden.
Zum Frühstück gab es Buletten, und Ol, der die knusprigen braunen Klopse gern aß, riß sich für eine Weile von seinen Überlegungen los. Ganz gelang ihm das freilich nicht. Gefesselt von seinen Überlegungen, führte er Selbstgespräche und gestikulierte wild mit den Händen.
»Der eine Pol ist die Erde, der andere die Irena«, sagte er laut. »No ist in die Zukunft geflogen, also führt der Tunnel von hier aus dorthin. Von der Erde aus aber geht es in die Vergangenheit. Genauso muß es sein. Nur im Elmenland, das dazwischen liegt und wo sich die unterschiedlichen Kräfte treffen, bleibt alles beim alten, dort ist die Zeit gleich null.«
Während Ol nachdachte und Schlüsse zu ziehen versuchte, gingen seiner Tochter Viola viel praktischere Dinge durch den Sinn. Auch sie beschäftigte sich innerlich mit dem Tunnel und den sonderbaren Vorgängen dort. Dabei schien ihr ein Ausflug in die Zukunft allerdings eher verlockend als gefährlich.
Das Risiko wird schon nicht so groß sein, sagte sie sich, dieser No hätte ja nur umkehren müssen, wahrscheinlich hatte er jede Orientierung verloren. Wenn er sich ein bißchen angestrengt hätte, wäre er auch wieder nach Hause gekommen. Das ist sogar mir gelungen, als ich damals im Elmenland war. Außerdem passe ich besser auf als er. Sobald ich merke, daß es schwierig wird, breche ich das Experiment ab.
Zu ihrer Überraschung fand Viola einen Verbündeten in Mo, der seinem Bruder in nichts nachstehen wollte. Mal an der Zukunft schnuppern könnte man ja, dachte er. Und da er erriet, was das Mädchen vorhatte, brauchten sie nicht viel Worte, um sich zu verständigen.
Während Ol noch in seinem Zimmer war und verschiedene Berechnungen über die umgewandelte Energie anstellte, während Vi in der Küche hantierte und No sich mit dem Roboter beschäftigte, machten sich die beiden heimlich aus dem Staub. Sie benutzten nicht die Straße, sondern schlichen durch den Garten und kletterten über den
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