Die Ringe der Macht
erschaffen hatte.
»Na, gefalle ich dir, Burin?«, fragte die Meisterin milde lächelnd. Natürlich war ihr sein forschender Blick nicht entgangen.
Burin starrte sie sprachlos an.
»Und ihn rühmt man wegen seiner unermüdlichen und scharfen Zunge! Nun ist er sprachlos«, spöttelte die Meisterin. »Aber kommt, ich bin unhöflich. Nehmt Platz. Der Tee wird kalt und der Kuchen trocken.«
»Jawohl, Meisterin«, sagte Burin und verneigte sich tief und voller Ehrfurcht.
»Es ist mir eine Ehre, Euch zu begegnen, und ich darf Euch den Gruß der Großen Mutter entbieten«, sagte Marina und verneigte sich tief.
»Eine Dienerin der Mutter findet nicht oft den Weg hierher. Eigentlich ist es das erste Mal, dass …«, einen Augenblick zögerte die Meisterin, »eine Priesterin aus den Mittelreichen den Weg zu mir findet. Dennoch danke ich dir recht herzlich dafür, Godin«, sagte die Meisterin.
»Aber das bin ich noch nicht«, sagte Marina. »Ich bin nur ihre designierte Nachfolgerin.«
»Nur eine Frage der Zeit«, erklärte die Meisterin. »Und Zeit hat hier keine Bedeutung.«
»Wie war das?«, fragte Burin, der die ganzen Weiterungen aus diesem überraschenden Bekenntnis noch nicht begriffen hatte. »Priesterin?«
»Nenn mich ruhig weiter Marina«, antwortete diese. »Und ich werde euch beiden jetzt den Schwur abnehmen, das Gehörte niemandem zu Gehör zu bringen, und die Meisterin wird den Schwur segnen, sodass ihr euch bei der Formulierung nicht allzu viel einfallen lassen müsst. Männer sind ohnehin so phantasielos«, sagte sie halb im Ernst, halb im Spaß. »Ihr braucht nur zu sagen: Ich schwöre.«
Burin und Gwrgi folgten der Aufforderung.
»Und lass den Kopf nicht hängen, Burin.« Die Meisterin lächelte und sah dem Zwerg fest in die Augen. »Eine Priesterin der Mutter darf heiraten.«
»Was?«, sagte Burin und fühlte sich ertappt.
»Ja, Bubu«, sagte Marina, die Anrede der Freunde verwendend. »Ich darf heiraten, und vielleicht ziehe ich es in Betracht, einen Zwerg zu heiraten. Es ist ohnehin an der Zeit, die Beziehungen zwischen Zwergen und Ffolk auf eine andere Basis zu stellen als ein Gelage am Schwarzbierfass. Da passt es doch, dass wir politische Notwendigkeit und persönliche Zuneigung verbinden.«
Burin war wie vor den Kopf geschlagen. Marina liebte ihn, wenn sie es auch nicht direkt gesagt hatte. Alle möglichen Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Dann schien er neben sich zu treten, als gehöre ihm sein Körper nicht mehr. Burins Gefühle sprudelten über. Er sah sich auf die Knie fallen, aber diesmal nicht mehr vor der Göttin, und hörte sich romantische Dinge sagen, wie er es sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können.
»Ich liebe dich, Marina«, schloss er. »Willst du diesen unnützen Zwerg als Gemahl, dich zu achten und zu ehren bis zum Ende?«
Marina reichte ihm die Hand und zog ihn sanft hoch.
»Ja«, sagte sie nur und küsste ihn.
»Gut, dass das erledigt ist«, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund. Sie war tief und klar.
Burin und Marina ließen voneinander und betrachteten den Neuankömmling. Er trug einen Gehrock wie die Gelehrten an der Universität. Sein Haar war weiß wie das der Meisterin, und sein Bart war lang und gelockt. In seinen Zügen glaubte man etwas von Gregorin zu erkennen und seinen Brüdern, Strenge und Güte zugleich. Der Meister war gekommen.
»Hast du die Dinge getan, die du tun wolltest?«, wandte sich der Meister an die Meisterin.
»Natürlich«, lächelte sie. »Aber nun wollen wir uns wirklich setzen und Tee und Kuchen genießen.«
Alle nahmen Platz. Burin und Marina saßen nebeneinander, aber der Meister forderte mit seiner Gegenwart alle Aufmerksamkeit.
»Es gibt wichtigere Dinge«, begann er, »als das Liebesglück zweier Wesen der Mittelreiche.«
Burin nickte, fast gegen seinen Willen, denn seine Liebe für Marina war das Einzige, was er im Augenblick im Kopf hatte.
»Die Ordnung der Welt ist in Gefahr«, fuhr der Meister fort, während die Meisterin den Kuchen zerteilte.
Burin hatte noch nie feineren Kuchen gegessen oder besseren Tee getrunken. Alles war richtig, und er hatte nicht das Gefühl, als könne der Tee kälter werden oder der Butterkuchen austrocknen.
»Was bringt euch nun hierher?«, fragte der Meister.
»Der Ring des Kustos von Elderland«, erklärte Burin. »Kim – unser Freund Kimberon Veit – hat gesagt, er bringt uns dahin, wo wir gebraucht werden. Allerdings weiß ich nicht, was
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