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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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geben, die zeitgleich in ihren Fahrzeugen über dieses verwirrende Geflecht von Wegen verschiedensten Zielen entgegenstrebten. Burin drängte sich der Vergleich mit dem planvollen Durcheinander in einem Ameisenhaufen auf. Er vermutete, dass zumindest einige Zwerge, die es in die Mittelreiche gezogen hatte, weniger darauf bedacht gewesen waren, den großen Makel des Volkes der Zwerge auszugleichen, als vielmehr diesem Durcheinander hier zu entfliehen.
    So hart und primitiv das Leben in den Mittelreichen im Vergleich zur Untererde auch sein mochte, es hatte doch einiges, was diese Welt hier einfach nicht bieten konnte. Der Flug eines Schmetterlings. Eine Blumenwiese im Frühling. Ein Sonnenaufgang in den Bergen … Ja, er hatte über Kims Begeisterung angesichts der Majestät des Sichelgebirges gelächelt, aber mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie sehr ihn solche Schönheit selbst berührte, da er sie in allen Einzelheiten klar vor seinem inneren Auge sah.
    In rasender Fahrt ging es ihrem unbekannten Ziel entgegen, höher und höher die Terrassen hinauf, und erst jetzt ertappte sich Burin bei dem Gedanken, dass weder seine Gefährten noch er wussten, wohin es gehen sollte. Es war ihm auch nicht klar, warum Moli und Nóri sie gesucht hatten; es war fast, als wären sie erwartet worden.
    Irgendetwas ging hier vor, gleich Rädern innerhalb von Rädern, die wieder in andere Räder griffen. Irgendeine Macht trieb sie voran. Deutlich erinnerte sich Burin an die Kraft, die ihn und seine Gefährten auseinandergerissen hatte. Was mochte aus Fabian und Kim geworden sein? Wohin waren die beiden von Kims Zauberring geschleudert worden? Es war nicht allein der Aufmarsch der Dunkelelben, der ihm Sorge bereitete. Nein, hier war etwas, das über den Rand der Mittelreiche hinaus Bedeutung besaß. Etwas ging mit ihnen vor. Und er hatte das Gefühl, auch wenn er sich selbst im Augenblick in Sicherheit glaubte, dass Kim und Fabian in großer Gefahr waren – und nicht nur sie. Es war alles eine Frage der Zeit, und die Zeit drängte.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Marina, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Ich bin ja bei dir.«
    Und plötzlich erkannte er, dass ihm allein ihre Gegenwart den Halt gab, jene Angst vor der Unsicherheit, die vor dem unvermeidlichen Ende kommt, zu überwinden. Ob dies Liebe war? Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein Mann aus seinem Volk sich einer Frau der Mittelreiche genähert hätte.
    Und es war auch nicht das erste Mal, dass er das Gefühl hatte, dass diese kleine Frau für ihn etwas ganz Besonderes darstellte. Bisher hatte er es immer verleugnet – oder sich den Kopf gestoßen, wenn er es sich eingestehen wollte.
    Burin war nicht der Mann großer Liebesgedichte. Ob Marina es mochte, wenn er sie direkt heraus fragen würde? Andererseits wusste er, dass Frauen es schätzten, mit romantischen Worten umgarnt zu werden. Einmal, während seiner Zeit in Allathurion, war Burin unfreiwilliger Ohrenzeuge eines solchen Gespräches geworden. Und hätte er diesen Studenten nicht gekannt, dann hätte er angenommen, dass dieser keinen Verstand, sondern nur heiße Luft zwischen den Ohren hatte. Sollte es wirklich so weit kommen, dass er sich derart zum Narren würde machen müssen …?
    Burin wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Moli das Mobil zum Stehen brachte und Nóri sich umwandte und sagte: »Wir sind da.«
    Nóri sprang dienstbeflissen aus dem Automobil und öffnete mit einer schwungvollen Verbeugung die Seitenklappe für die drei Gefährten.
    »Und wie sollen wir uns aus dieser Fesselung wieder befreien?«, knurrte Burin.
    »Du musst nur auf den roten Knopf drücken«, seufzte der Zwerg.
    Sie befanden sich auf der höchsten Terrasse der Stadt und schauten hinunter in das geordnete Geflecht von Straßen und Häusern, durch das die Automobile krochen, Leuchtkäfern gleich in der Dunkelheit.
    Auf der anderen Seite stand ein Palast.
    Oder war es ein Tempel? Mächtig wuchteten die Mauern empor, schwangen sich über Absätze und Gesimse hinauf zu einer Spitze, welche den Himmel selbst zu berühren schien. Vor den Gefährten führte eine Freitreppe hinauf zu einem Portal, das mindestens zwölf Ffuß in der Höhe messen mochte, als sei es für Riesen, nicht für Zwerge geschaffen worden.
    »Nur keine Scheu«, sagte Moli, der hinter ihnen ausgestiegen war. »Ihr werdet erwartet.«
    Die schweren Flügel des bronzenen Portals glitten, wieder wie von Geisterhand bewegt, mit einer Leichtigkeit auf, die

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