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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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wir den Vertrag zwischen Sumpf und Elderland zu verdanken haben?«, fragte Marina, wartete aber gar nicht auf die Antwort, sondern fuhr sogleich fort: »Warum hast du ihn dann gebrochen?«
    »Ich habe den Vertrag geschlossen«, begann Gwrgi, »darum konnte ich ihn auch wieder lösen, als die Zeit gekommen war.«
    Marinas Miene drückte Unverständnis aus.
    »Es ist ganz einfach. Von Zeit zu Zeit überfallen mich diese Visionen, wie ihr es miterlebt habt. Ich sehe Bilder und weiß dann, was ich zu tun habe. Am besten trifft es wohl das Wort Prophezeiung.«
    »Ich nehme an«, sagte die Meisterin, die Gwrgi beobachtete, »dass du darüber nichts mehr sagen willst.«
    »Richtig«, erwiderte Gwrgi. »Auch ich brauche meine Geheimnisse. Aber es war fast lustig zu sehen, wie alle sich nach meinem Anfall im Gebirge um mich herumgedrückt haben.«
    »Das ist nicht witzig«, sagte Marina streng.
    »Doch, wenn es nur von der richtigen Seite gesehen wird«, meinte Gwrgi gelassen und lächelte. »Aber ich glaube, wir haben meine Geschichte erschöpfend behandelt. Ich könnte die Zwerge befehligen, denn ich wurde erschaffen wie sie. Ich bin bereit, diesen Teil meiner Bestimmung anzunehmen.«
    »Das ist eine Sache, die sich meiner Gewalt entzieht«, sagte der Meister. »Darüber kann ich nicht entscheiden.«
    »Aber ich bin ein Wesen dieser Welt«, sprach Gwrgi. »Ich habe ein Recht darauf, um sie zu kämpfen. Ich bitte Euch bloß darum, dass Ihr mir die Gelegenheit gebt zu beweisen, ob es mir möglich ist, das Tor zu öffnen und die Zwerge in die Schlacht zu führen.«
    »Und wie soll das geschehen?«
    »Es gibt noch einen Ring – den, welchen Fregorin trug. Er ist in Eurem Besitz.«
    »Gewiss«, sagte der Meister. Er öffnete die Hand, und darin lag ein Ring, gleich dem, den sie an Gregorins Hand gesehen hatten, als sie ihn verließen: golden, mit einem violetten Stein wie aus Amethyst. »Was soll er jetzt noch nützen?«
    »Gebt mir den Ring!«

K APITEL XII
DIE LETZTE SCHLACHT
    Es wurde zusehends heller, und die Anspannung in Kim stieg ins Unerträgliche. Durch den Dornenhaag starrte er hinüber zu den Dunkelelben, in deren Lager es sich zu regen begann. Das Echo von Stimmen und Waffengeklirr hallte über den künstlichen See zu ihnen herüber. In die Heerscharen des Feindes kam Bewegung.
    Immer noch hatte das Warten kein Ende. Und gerade das war es, was an Kims Nerven zerrte. Diese endlos gestreckten Minuten, nachdem die Ffolkswehr ihre Stellung am Haag bezogen hatte, waren fast schlimmer, als am Oberlauf des Ander von Schattenhunden gejagt zu werden. Bei jener Hetzjagd war kaum Zeit zum Denken geblieben, aber hier, seit alles veranlasst und getan war, jagte ein Gedanke denselben. Tausendmal hatte Kim sich Fragen gestellt, und alle liefen auf ein Was-wäre-Wenn hinaus.
    Einige wilde Momente hatte der junge Ffolksmann damit verbracht, sich vorzustellen, dass sie der Streitmacht der Dunkelelben standhalten würden. Aber damit wäre nichts gewonnen. In nicht einmal drei Tagen würde eine mindestens ebenso große Armee da sein und das Ffolk dann endgültig auslöschen. Die vage Hoffnung auf Rettung durch die kampfstarken Legionen des Imperiums, die Fabian gestern in der Zitadelle geäußert hatte, konnte Kim nicht aufrichten; denn dazu hätten diese erst einmal auf den Feind aufmerksam gemacht werden müssen. Genau das hatte Fabian ja versucht, und er war gescheitert. Dass ein fahrender Händler oder anderer Reisender, der die Südstraße hinaufkam, den Aufmarsch des Bolgheeres entdeckte und außerdem nicht von den Spähern der Dunkelelben aufgegriffen wurde, sondern lebend davonkam, und dass man ihm auch noch diese unwahrscheinliche Entdeckung glaubte und rechtzeitig ein Heer in Marsch setzte – nein, das wären der Zufälligkeiten zu viele. Und welchen Grund sollte das Große Volk haben, von sich aus Truppen in diesen entlegenen Winkel der Welt zu entsenden?
    Es gab nichts daran zu deuteln: Das Ffolk war an diesem regnerischen Tag im Oktober, siebenhundertsiebenundsiebzig Jahre, nachdem es den Steig überschritten und Elderland in Besitz genommen hatte, dem Untergang geweiht. Mehr als sieben Jahrhunderte lang hatte das Ffolk in Ruhe und Frieden dieses Land besiedelt und bestellt, und in wenigen Stunden würde alles vorbei sein.
    Doch sie hatten keine Wahl. »Lieber tot als unfrei«, sagten die Fischer am Meer, und genau das war es, weswegen das Ffolk hier und jetzt kämpfen musste; denn mehr würde ihnen nicht bleiben, als die

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