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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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das Loch in der Erde verlassen. So plötzlich wie sich die Erde aufgetan hatte, schloss sie sich wieder, und die Wiese sah aus, als ob nichts geschehen wäre. Doch keiner achtete darauf. Jeder hatte nur Augen für das Ungeheuer, das immer noch über ihnen kreiste.
    In der Tat, dieser Drache könnte unser aller Verhängnis sein, dachte Kim. Der Name ist passend.
    Dann, als hätte der Drache einen stummen Befehl erhalten, wand sich sein langer Hals wie der Leib einer Schlange. Das Maul klaffte auf, öffnete sich weit – weiter, wie es Kim erschien, als es die Kiefer eines lebenden Wesens vermochten –, und diesmal drang kein Schrei heraus, sondern Feuer.
    Kim warf sich instinktiv zu Boden, und obwohl die Lohe aus dem Maul des Drachen beinahe dreißig Schritt weiter inmitten der Zwerge einschlug, konnte er den feurigen Hauch des Drachen spüren, als habe er in einen glühenden Ofen geblickt.
    Er hörte die Schmerzensschreie der Verwundeten. Nur Augenblicke später glaubte Kim sich übergeben zu müssen, als der Geruch von verbranntem Fleisch zu ihm herauftrieb.
    »In den Wald!«, wiederholte Fabian, aber von dort ertönte ein Pfiff, und zwischen den Bäumen traten die Bolgs hervor. Sie kamen nicht näher. Sie brauchten nur zu warten.
    Es war die Hölle. Der Drache spie Feuer auf die hinteren Reihen; die Bolgs verstellten den Weg und verhinderten die Flucht in den Wald. Die Armee aus Ffolk und Zwergen wehrte sich verzweifelt, aber immer wieder schoss das Feuer des Drachen auf sie nieder, und die Mauer der Bolgs schloss sich jedes Mal, sobald einer der ihren fiel, aufs Neue. Und die verbleibenden Bogenschützen der Ffolkswehr auf den Hügeln konnten mit ihren kleinen Jagdbogen den Waldrand nicht erreichen; zudem hätten sie über die Köpfe ihrer eigenen Leute schießen müssen. Es war kein Durchkommen möglich.
    Stattdessen umgingen weitere Einheiten der Bolgs Fabians Armee und machten sich auf den Marsch zum Tor. Hier und da fand noch ein vereinzelter Bogenschuss von den Hügeln sein Ziel, doch offensichtlich war auch die Munition der Schützen verbraucht. Und keiner von denen, die im Feld standen, konnte die vorrückenden Feinde aufhalten; denn wie sie sich auch wendeten, entweder vergingen sie im Drachenfeuer, oder die Bolgs rammten ihnen Äxte und Schwerter in den Rücken.
    Wo das Drachenfeuer getroffen hatte, war die Erde verbrannt und trocken. Der Geruch von brennendem Fleisch raubte allen den Atem.
    Dann hörte das Fauchen des Feuers auf, und die Schreie der Verbrannten wurden leiser. Donner grollte in der Luft und entlud sich mit einem mächtigen Schlag. Und dann rauschte Regen hernieder, über Freund und Feind zugleich, tränkte die blutige, versengte Erde. Doch Kim brauchte den Kopf nicht in den peitschenden Wind zu heben, um zu wissen, wohin das Verhängnis zog. Der Drache war der Schlüssel für das Tor zur Untererde. Seinem Feuer würde nichts widerstehen!
    Der Drache senkte sich auf den gegenüberliegenden bewaldeten Hügelkamm herab. Sein mächtiger Leib knickte die Bäume, die dort wuchsen, als wären es dünne Grashalme. Sein langer Schweif peitschte in das Tal hinab, riss die durchweichte Erde auf. Und sein Maul spie Feuer in den Schlund des Tales.
    Kim hoffte, dass die Männer der Ffolkswehr, die dort verblieben waren, es rechtzeitig geschafft hatten, sich zurückzuziehen.
    Der Hang am Talschluss erzitterte. Erst langsam, dann immer schneller geriet das Gestein in Bewegung. Hunderte von Tonnen soliden Gesteins wurden zu einer Lawine und rollten donnernd zu Tal.
    In der freigelegten Wand aus Urgestein erschien das Tor. Es war völlig schmucklos, wirkte allein durch seine Form und Größe: ein fünfzig Ffuß und mehr durchmessendes Rund, blinkend von Stahl. Schwere Armierungen schützten es, bezeichnet mit uralten Glyphen, aber das Drachenfeuer mochte heiß genug sein, um selbst Stahl zum Schmelzen zu bringen.
    Der Drache erhob sich und kroch zu Tal. In dem schmalen Einschnitt vermochte er seine mächtigen Flügel nicht zu entfalten, doch seine Beine, riesigen Kolben gleich, wühlten sich durch das Geröll und wuchteten seinen gewaltigen Körper unaufhörlich, Schritt um Schritt auf das Tor zu.
    Zwerge und Ffolk, selbst die Bolgs, alle starrten gebannt auf das Tor. Und in diesem Augenblick war in keinem Herzen auch nur ein Funke Hoffnung, dass irgendetwas noch imstande sein könnte, das Verhängnis aufzuhalten.
    »Du kannst hier nicht vorbei«, sagte eine Stimme.
    Vor dem Tor stand eine kleine,

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