Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
wenn alles vorbei ist. Und der den Überblick behält. Bleib hier!«
    Drunten, auf dem Schlachtfeld, tobte ein erbitterter Kampf. Dies war die wirkliche Schlacht, Mann gegen Mann, Zwerg gegen Bolg, Schattenreiter gegen Ffolksleute. Nun war nichts mehr zwischen Kim und dem schrecklichen Geschehen.
    Er konnte alle Einzelheiten klar erkennen, als würden sie für ihn vergrößert. Schrecklich verstümmelte Leichen, Verwundete mit den unterschiedlichsten Verletzungen, all das nahm er in sich auf. Es war ein Anblick, den er nie und nimmer vergessen würde.
    Soweit er das beurteilen konnte, standen die Dinge nicht schlecht. Noch immer kamen Zwerge in mattsilberner Rüstung, mit Äxten und Schwertern in den Fäusten aus dem Tor. Ihre grimmigen Gesichter verhießen für den Feind nichts Gutes.
    Schritt um Schritt wurden die Bolgs in den Wald zurückgedrängt. Vielleicht, dachte Kim, würde es dem Heer der Zwerge sogar gelingen, die Angreifer wieder über den Elder zurückzuwerfen. Im Augenblick jedenfalls hatten sie die Oberhand.
    Über ihnen verdunkelte sich der Himmel, als wolle er sich bedecken. Kim blickte hinauf, und was er sah, verschlug ihm die Sprache.
    »Was, im Namen der Mutter, ist das?«, rief Marina.
    »Azanthul«, keuchte Kim. »Oder das, was von ihm übriggeblieben ist.«
    Die schwarze Wolke, die von Azanthuls Leiche aufgestiegen war und die er bereits vertrieben geglaubt hatte, zerfasert von den Böen der Lüfte, war mit dem steten Südwestwind über das Schlachtfeld getragen worden. Sie war zu monströser Größe angeschwollen, einer Gewitterfront gleich. Der erste Blitz und Donnerschlag waren eins. Die Schlacht stockte für einen Augenblick, als sich aller Augen gen Himmel richteten.
    Ein Doppelpfiff ertönte, und die Bolgs wandten sich um und rannten zurück in die Deckung des Waldes.
    Die Ffolkswehr und die Zwerge blieben allein auf dem Feld zurück. Fabian hob das Schwert, um den Befehl zum Nachsetzen zu geben. Einsam stand er da, alle überragend. Der Wind peitschte seinen Mantel …
    Aber dies war kein gewöhnlicher Wind.
    In der Wolke öffnete sich ein Tor. Der Strudel aus Azanthuls Substanz, der über dem Schlachtfeld hing, wurde zu einem gewaltigen Rad, das am Himmel rotierte. Fassungslos starrten alle nach oben, nicht ahnend, was auf sie zukommen mochte.
    Dann ertönte ein Brüllen, das in Kims Ohren metallisch dröhnte. Es schien aus dem Strudel zu kommen, wie von weither und doch nah, nicht aus einer fremden Welt, sondern aus dem fernsten, entlegensten Winkel ihrer eigenen.
    Vielleicht war es das, dachte Kim bei sich, was die Dunkelelben die Barriere hatte überwinden lassen: Sie schufen sich ihre eigenen Tore, die zwar nicht die Zeit, aber den Raum überbrückten. Wie auch immer, was durch das Wolkentor herannahte, musste ungeheuerlich sein.
    Das Brüllen wurde lauter, und noch immer waren aller Augen gen Himmel gerichtet.
    »Ich hoffe nicht, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt«, sagte Marina. Es war eine Bemerkung, wie sie von Burin hätte kommen können, aber als Kim ihr einen Blick zuwarf, erkannte er, dass ihr nicht nach Scherzen zumute war.
    Zu dem Gebrüll kam nun ein gewaltiges Rauschen, das klang, als ziehe ein Orkan durch den Wald.
    Dann durchbrach es die Wolken!
    »Das Verhängnis!«, entfuhr es Marina.
    »Ein Drache!« , schrie das Heer wie aus einem Mund.
    Groß wie ein Haus war er – nein, größer, viel größer, mit Flügeln so breit, dass fast die Lichtung bedeckt war. Die Schuppen schimmerten matt wie Stahl. Der Kopf glich dem einer Echse, und die mächtigen Muskeln hatten etwas von der Präzision einer Maschine, aber auch etwas Gewachsenes, Gezüchtetes, mit einem öligen Glanz, der zugleich metallisch war und an das Sekret einer riesigen Schnecke erinnerte. Er erinnerte Kim an …
    »… Zarakthrôr!«
    »Ja«, sagte Marina. »Dies ist das Verhängnis, das die Dunkelelben in den dunklen Jahren von Zarakthrôr erschufen. Und keiner weiß, was es aufhalten kann, es sei denn …«
    Der Drache brüllte. Sein Brüllen war alles andere als der Laut einer Maschine. Es war voller Hass und Leidenschaft und unsäglicher, unauslöschlicher Gier.
    »In den Wald!«, brüllte Fabian, und das Kommando wurde weitergetragen. Dort waren zwar die Bolgs, aber die ließen sich durch eine Klinge aufhalten. Der Drache am Himmel war durch Schwerter und Äxte nicht zu bezwingen. Er hing mit schweren Flügelschlägen über dem Schlachtfeld, als warte er auf ein Zeichen.
    Der letzte Zwerg hatte

Weitere Kostenlose Bücher