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Die Ringe der Macht

Die Ringe der Macht

Titel: Die Ringe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst von Allwörden , Helmut W. Pesch
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rannte mit Fabian, um den Anschluss nicht zu verlieren. Er hielt Knipper, sein Kurzschwert, gepackt.
    Der Wald war dicht und weniger gepflegt als anderswo in Elderland. Aber das gereichte ihnen jetzt zum Vorteil, wurde ihr Rückzug doch durch die Deckung der Büsche nicht sogleich bemerkt.
    Kim war ein Dutzend Schritte hinter Fabian zurückgeblieben, der mit seinen langen Beinen schneller laufen konnte, obwohl er sich die ganze Zeit nach rechts und links umsah, um herauszufinden, ob alles nach Plan verlief oder Einheiten der Ffolkswehr den Anschluss verloren.
    Plötzlich sah Kim aus den Augenwinkeln einen Schatten. Er erkannte die vierschrötige Gestalt des Angreifers erst, als der Bolg aus dem Dickicht hervorbrach, beide Arme erhoben, um das schwere, schwarze Blatt seiner Axt in den Rücken Fabians zu versenken.
    Kim warf sich nach vorn, Knipper wie eine Sense schwingend. Alle Kraft legte er in den Schwung und traf den Bolg in die Kniekehle. Der Dolch durchtrennte die Sehnen, und der Gegner brach mit einem schmerzerfüllten Grunzen zusammen. Seine Axt fuhr nur eine Handbreit neben Fabian in das weiche Erdreich.
    Der Prinz wirbelte herum, und ohne nachzudenken, zog er die Klinge durch. Tief fuhr der Stahl zwischen Kopf und Schulter durch Haut, Fleisch und Knochen. Der Bolg brach tot zusammen, ohne in seinem stumpfen Blick auch nur Verwunderung, geschweige denn Schmerz zu zeigen.
    »Danke!«, rief der Prinz und rannte weiter.
    Kim rappelte sich so schnell wie möglich auf und lief weiter, dem Prinzen hinterher.
    Vom Haag her klangen ihnen die Schmerzens- und Todesschreie der Zurückgebliebenen in den Ohren, die dem Ansturm nun kaum mehr etwas entgegenzusetzen hatten.
    Kim wusste, sie eilten dem Ort des letzten Gefechts zu.
    Nichts würde verhindern können, dass sie dort alle starben; es sei denn, ein Wunder geschah.
    Immer wieder war es vereinzelten Bolgs gelungen durchzubrechen, aber die Kämpfer der Ffolkswehr wussten sich ihrer zu erwehren. Viel beunruhigender war, dass nun hinter ihnen vom Haag heiseres Triumphgebrüll erklang. Das konnte nur eines bedeuten: Die Bolgs hatten die Schneise genommen.
    Der Wald wurde lichter, und der trichterförmig zulaufende Doppelhügel tat sich vor ihnen auf, an dessen Talschluss das Tor zur Untererde verborgen lag, wenn man den Angaben auf Magister Adrions Karte Glauben schenkte. Kim konnte nichts Ungewöhnliches erkennen, außer dass keine Pflanze an dieser Wand hatte Fuß fassen können. Es war glatter, ebener Fels, als wäre hier einst ein Steinbruch gewesen. Jenseits davon ragten die fernen Gipfel des Sichelgebirges auf. Aber Kim hatte kein Auge für ihre Schönheit.
    Sie erreichten die Stellungen am Tor und füllten den Trichter des Doppelhügels etwa hundert Schritt vor der Felswand im Halbkreis mit den Pikenträgern auf. Dahinter bezogen die Armbrustschützen mit ihren Helfern Position, die die Waffen nach jedem Schuss spannten und einen neuen Bolzen einlegten.
    Es blieb ihnen kaum genug Zeit, um Luft zu holen, als die Bolgs aus dem Wald hervorbrachen und über die offene Fläche unterhalb der Talmündung auf sie zu stürmten.
    Die erste Welle fiel unter dem Beschuss der Bogen und Armbrüste, doch die Nachdrängenden schien das nicht zu beirren. Da erklang von irgendwoher ein schriller Pfiff, gefolgt von einem zweiten. Sogleich kam der Angriff ins Stocken, und die verbliebenen Bolgs drehten sich um und rannten in den Wald zurück. Doch keiner aus dem Ffolk jubelte, sammelte sich doch dort im Wald gewiss die Hauptstreitmacht, um zum Sturm auf die Stellung anzutreten.
    Kim sah in den bleigrauen Himmel. Über dem Elder kreiste noch immer die schwarze Wolke, die aus Azanthul hervorgegangen war. Sie wurde größer, schien aber keinesfalls an Substanz zu verlieren. Täuschte sich Kim, oder zog sie in Richtung auf das kommende Schlachtfeld?
    »Das wird der Wind sein, der sie zu uns herüberträgt«, meinte Fabian, der Kims Blick gefolgt war. »Es gibt Dringenderes als Azanthul. Der ist Geschichte. Wir noch nicht.«
    Es dauerte nicht lange, bis die Kommandos der Dunkelelben zu ihnen herüberklangen, verbunden mit schrillen Pfiffen und Waffengeklirr. Jeden Augenblick musste es losgehen, und dann war das Ende nur noch eine Frage der Zeit.
    »Und Zeit« , hörte er eine Stimme sagen, »hat hier keine Bedeutung.«
    Er wandte sich um, aber da war niemand, der mit ihm gesprochen hatte.
    Bin ich schon irre, dachte er. Höre ich jetzt schon Stimmen? Die Zeit hatte sehr wohl eine

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